Neues Trainerteam der Falken: „Wollen die Spieler weiterentwickeln“

Nach dem versöhnlichen Saisonabschluss mit dem Erreichen der Playoffs und der starken Serie gegen Bietigheim steht bei den Heilbronner Falken erneut ein Umbruch an – denn Trainer Gerhard Unterluggauer wechselt nach Österreich zum Villacher SV. Mit dem bisherigen Coach des österreichischen U20-Nationalteams und der U16-Mannschaft des Klagenfurter AC, Alexander Mellitzer, steht in der Saison 2018/19 ein weiterer Österreicher an der Bande der Falken in der DEL2. Unterstützt wird er von Co-Trainer Marco Schütz sowie von Ilkka Pakarinen, der von den Jungadlern aus Mannheim kommt und sich als Development Coach um die sportliche und persönliche Weiterentwicklung der Spieler kümmern wird. Unser Redakteur Ralf Scherlinzky hat sich mit dem Trainergespann getroffen, um von Alex Mellitzer, Marco Schütz und Ilkka Pakarinen mehr über die Ausrichtung für die neue Saison, die Herangehensweise des neuen Headcoachs sowie die wiederbelebte Kooperation mit den Adlern Mannheim zu erfahren.

Fotos: Marcel Tschamke

Autor: Ralf Scherlinzky

20. Juli 2018

Alexander Mellitzer 

Ein Österreicher folgt auf einen Österreicher als Headcoach – das lässt vermuten, dass der Kontakt zwischen Alex Mellitzer und den Falken über Gerhard Unterluggauer zustande kam…
Alexander Mellitzer: Genau, das lief über Gerhard und einen gemeinsamen Freund, der Spielerberater ist. Nachdem Gerhard in Villach unterschrieben hatte, hat er den Falken meinen Namen genannt und wir sind ins Gespräch gekommen. Anfang Februar war ich das erste Mal in Heilbronn und habe mich mit Gerhard, Falken-Manager Atilla Eren und Marco Schütz zum Essen getroffen. Das war eine sehr angenehme Runde. Ich war dann im März noch ein weiteres Mal da, und dann haben wir um Ostern herum den Vertrag unterschrieben.

Marco, für dich wird es jetzt das zweite Jahr als Co-Trainer bei den Falken. Wie lief bei dir in der letzten Saison die Transformation vom Spieler zum Trainer?
Marco Schütz: Das ging eigentlich relativ schnell und die Mannschaft hat mich auch gleich als Co-Trainer akzeptiert. Ich habe in diesem Jahr sehr viel gelernt und freue mich jetzt darauf, in der Zusammenarbeit mit Alex und Ilkka weitere, neue Ansätze kennenzulernen.

Ilkka, du kommst von den Jungadlern Mannheim, sollst dich vorrangig um die jungen Förderlizenzspieler aus Mannheim kümmern, die in der neuen Saison für die Falken spielen. Bist du dann sowohl für die Adler als auch für die Falken tätig oder stehst du ausschließlich den Falken zur Verfügung?
Ilkka Pakarinen: Ich wechsle fest zu den Falken und werde im August auch nach Heilbronn umziehen. Ich war seit 2015 bei den Jungadlern und habe mich dort um die U19 und die U16 gekümmert. Deshalb kenne ich die Jungs auch sehr gut, die jetzt über die Falken langsam an das DEL-Niveau herangeführt werden sollen. Das sind gute Typen, die ich in Mannheim in ihrer Entwicklung sowohl auf als auch neben dem Eis begleitet habe.

Wie wird bei drei Trainern die Aufgabenverteilung aussehen?
Alexander Mellitzer: Bisher haben wir das noch nicht exakt abgesteckt. Wir werden uns demnächst zusammensetzen und ins Detail gehen – wie wollen wir Überzahl und Unterzahl spielen, was war letztes Jahr gut und was war schlecht, solche Dinge eben. Marco wird weitgehend seine Aufgaben vom letzten Jahr beibehalten und dazu wird Ilkka sein ganzes Know-how im technischen und taktischen Bereich einbringen. Während der Spiele wechselt Marco auf der Bank die Verteidiger, ich die Stürmer und Ilkka wird sowohl uns beiden als auch den Spielern unterstützendes Feedback geben.
Ilkka Pakarinen: Meine Hauptaufgaben als Development Coach werden ähnlich aussehen wie in Mannheim – mit dem Unterschied, dass ich mich nicht nur um die Junioren, sondern auch um die gestandenen Spieler kümmern werde. Auf der einen Seite sollen sie natürlich ihr bestes Hockey abrufen können – aber das können sie nur mit der richtigen Einstellung. Also helfen wir ihnen auch sich als Mensch weiterzuentwickeln. Das ist auch das, was die Adler Mannheim von uns erwarten. Sie schicken talentierte junge Eishockeyspieler zu uns, die in Heilbronn zu professionellen Sportlern reifen sollen.

Marco, du warst damals auch als junger Förderlizenz-Spieler von den Adlern nach Heilbronn gekommen, um dich hier zum Profi zu entwickeln. Wie war das damals für dich?
Marco Schütz: Das war zwar eishockeytechnisch eine tolle Chance für mich, aber abseits vom Eis war es nicht leicht. Ich war damals als Förderlizenzspieler weder in Mannheim richtig im Team, noch in Heilbronn. Am Morgen war ich hier, am Abend dort – aber immer hing ich irgendwie zwischen den Stühlen. Damals wäre es für uns Förderlizenzler wichtig gewesen einen Development Coach wie Ilkka zu haben. Deshalb sehe ich diesen Schritt nun als sehr wichtig an, damit die jungen Spieler Anschluss finden, sich wohlfühlen und dadurch auf dem Eis den nächsten Step machen können.

Ikka Pakarinen

Marco Schütz

Alex, du warst in den letzten Jahren vorrangig Nachwuchstrainer. Legst du deshalb besonderen Wert auf die Einbindung von Nachwuchsspielern?
Alexander Mellitzer: Sagen wir es mal so: Ich mache es nicht vom Alter oder vom Reisepass abhängig, wer spielt und wer nicht. Wenn jemand gut ist, wenn er bereit ist sich zu entwickeln und versteht, worum es geht, dann spielt er auch. Das ist auch der Punkt, an dem wir mit Ilkkas Arbeit ansetzen müssen. Jungen Spielern wird es heutzutage oft zu früh zu leicht gemacht. Deshalb haben wir im Eishockey häufig ein Einstellungsproblem. Sie müssen oft noch lernen, dass nicht der Trainer schuld ist, wenn es nicht läuft. Vieles liegt an ihnen selbst, und das ist es, was sie erkennen müssen. Dafür ist Ilkka da.
Marco Schütz: Da kann ich Alex beipflichten, denn genau diese Einstellungssache haben wir in den vergangenen Spielzeiten immer wieder erlebt. Du kannst einem jungen Spieler nicht die ganzen Eiszeiten geben, wenn ihm die richtige Einstellung fehlt. Ich denke, das wird sich dieses Jahr jetzt aber definitiv ändern, denn die Jungs, die nun für uns spielen, haben ja schon zwei, drei Jahre mit Ilkka gearbeitet und sind auch mental bereit, den nächsten Schritt zu gehen.

In Deutschland bemängeln die Fans oft, dass teure und „satte“ Importspieler den jungen Nachwuchsleuten die Eiszeit wegnehmen, obwohl sie nicht das bringen, was man von ihnen erwartet. Bleibt ein formschwacher Ausländer bei den Falken künftig auch mal zu Gunsten eines willigen Juniorenspielers auf der Bank sitzen?
Alexander Mellitzer: Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Zuerst einmal werden die ausländischen Spieler als Leistungsträger geholt und es hat einen Grund, weshalb sie vielleicht mehr Geld bekommen als andere. Wenn einer mehr Geld kriegt, kann ich auch mehr von ihm verlangen. Ruft er dann sein Potenzial aber nicht ab, dann sind wir als Trainer gefordert, um herauszufinden, woran es liegt. Fühlt sich seine Frau im Vereinsumfeld nicht wohl? Haben die Kinder Heimweh? Hier müssen wir ansetzen, um so eine Formkrise zu beheben. Auch darum wird sich Ilkka kümmern, falls das vorkommt. Mit den Junioren im Team hat das aber wenig zu tun. Kein Trainer der Welt wird einen jungen Spieler auf der Bank schmoren lassen, wenn dieser immer als Erster beim Training ist, bei jeder Übung vorne steht und als Letzter vom Eis geht. Womit wir wieder bei der Einstellung wären. Diese muss eben erst stimmen, bevor ich als Trainer überhaupt vor der Entscheidung stehe, einen 18-Jährigen statt eines 35-jährigen Kanadiers spielen zu lassen.

Das hört sich alles sehr vernünftig und schlüssig an. Was ist denn dann in der kommenden Saison euer Ziel? Gibt es eine Art Gratwanderung zwischen sportlich erfolgreich sein zu müssen und gleichzeitig dem Kooperationspartner Adler Mannheim verpflichtet zu sein und dessen Förderlizenzspielern viel Eiszeit zu geben?
Alexander Mellitzer: Die vorrangigen Ziele sind gut aufzutreten und attraktives Eishockey zu zeigen, damit die Leute in die Halle kommen. Das kann man auch mit den jungen Spielern, zumal die vier oder fünf Mannheimer eh fest eingeplant sind. Ich komme aus einer Organisation, die das gewinnen gewohnt ist. Deshalb will ich auch immer gewinnen. Und wenn wir uns nicht so sehr auf das Ergebnis fokussieren, sondern eher auf die Art und Weise, wie wir spielen und trainieren, dann kommen die Ergebnisse von allein und wir können in Richtung Playoffs schielen.
Marco Schütz: Gewinnen soll eine Gewohnheit werden und keine Ausnahme sein, das ist unser Ziel. Wir haben am Ende der letzten Saison gesehen, wie viel Spaß es macht, wenn man Spiele gewinnt. Dort möchten wir weitermachen, um auch den Fans nach den schweren Jahren etwas zurückzugeben.

Wie sieht der Einstand von Alex Mellitzer aus, wenn das Team zum ersten Mal zusammentrifft?
Alexander Mellitzer: Wenn wir Anfang August die Kabine beziehen, werde ich eine Ansprache halten, in der es um Dinge gehen wird wie Stolz, Biss, Verlässlichkeit und gewisse Grundbedürfnisse. Ab diesem Zeitpunkt haben wir noch eine Woche ohne Eis in Heilbronn. Für diese Woche haben wir zweimal Eis in Mannheim gebucht und wir werden einige Tests mit den Spielern durchführen. Außerdem wird es ein paar Events geben, wo wir uns privat treffen und kennenlernen.

Haben die Spieler Hausaufgaben für die Sommerpause bekommen?
Alexander Mellitzer: Ich habe zu allen Spielern Kontakt, die bislang unter Vertrag stehen, und sie wissen, was ich von ihnen erwarte. Viele von ihnen haben einen eigenen Fitnesstrainer, um sich für die Saison vorzubereiten. Und die Mannheimer Jungs hat Ilkka unter seinen Fittichen.
lkka Pakarinen: Genau, und diese Jungs werden im August topfit nach Heilbronn kommen. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass sie das Level im Team anheben und den einen oder anderen noch weiter pushen können. Sie arbeiten schon den ganzen Sommer über sehr hart und ich bin echt stolz darauf, wie sie sich entwickelt haben.

Wie geht eigentlich so eine Übergabe von einem Trainer zum anderen vonstatten? Wird da ein Ordner mit vielen Notizen zu Spielern, Gegnern und Taktiken übergeben?
Alexander Mellitzer: Nein, einen solchen Ordner gibt es nicht. Über die Spieler, die letztes Jahr schon hier waren, weiß ich sehr gut Bescheid. Ich habe während der letzten sechs, acht Wochen der Saison oft mit Gerhard Unterluggauer telefoniert und über die Spieler gesprochen und war auch beim letzten Spiel gegen Bietigheim in der Halle. Marco kennt diese Jungs ja auch sehr gut. Ich muss aber auch nicht alles über jeden wissen und werde mir von jedem mein eigenes Bild machen. Taktisch habe ich meine eigene Philosophie, die sich aber nicht wesentlich von der meines Vorgängers unterscheidet. Diese Philosophie gilt es nun dem Team zu vermitteln. (RS)