Neuer Falken-Manager Stefan Rapp: Zahlenfanatiker mit Eishockey-DNA

Am 11. Mai trat Stefan Rapp mit einem Paukenschlag seinen neuen Job bei den Heilbronner Falken an. Nur ein kleiner Kreis von Eingeweihten hatte zuvor davon gewusst, dass der bisherige Manager Atilla Eren den Verein verlassen und Stefan Rapp sein Nachfolger werden würde. Dabei überraschte nicht nur die Tatsache, dass Eren nach knapp sechs Jahren seinen Platz räumt. Dass mit Stefan Rapp ein in Eishockey-Kreisen bislang „unbeschriebenes Blatt“ seinen Platz übernimmt, war nicht minder überraschend. Wer ist Stefan Rapp, wie kam es zu dem Wechsel aus der freien Wirtschaft zu den Falken und wie war sein Einstand beim Heilbronner Eishockey-Zweitligisten? Unsere Redakteure Ralf Scherlinzky und Enny Bayer haben dem Familienvater in der Kolbenschmidt Arena einen Besuch abgestattet, um diese Fragen zu klären. Schon bei seinen ersten, wohl überlegt gewählten und im Mannheimer Dialekt gesprochenen Worten wurde erkennbar, weshalb die Wahl der Gesellschafter auf den 49-jährigen, selbständigen Unternehmensberater gefallen war: Stefan Rapp ist nicht nur, wie er selbst sagt, ein „analytischer Zahlenfanatiker“, sondern auch eine sympathische Persönlichkeit, deren Fokus voll und ganz auf den anstehenden Aufgaben liegt.

Fotos: Marcel Tschamke

Autor: Ralf Scherlinzky

23. Juli 2020

Herzlich willkommen in Heilbronn, Herr Rapp! Wie war Ihr Einstand bei den Heilbronner Falken?
Stefan Rapp: Die ersten paar Wochen waren gleich sehr intensiv, da ich ja direkt in der Lizenzierungsphase bei den Falken eingestiegen bin. Gemeinsam mit der Organisation haben wir die Unterlagen für die DEL2-Lizenzierung zusammengestellt und eingereicht. Parallel läuft auch die Saisonplanung auf Hochtouren, was aufgrund der ständig wechselnden Corona-Vorschriften eine besondere Herausforderung darstellt. Wir haben hier aber mit der Stadt Heilbronn einen starken Partner an der Seite, der mit uns das Ziel teilt, auch in der Saison 2020/21 attraktives und erfolgreiches Eishockey in Heilbronn zu realisieren.

Ein selbständiger Mannheimer Unternehmensberater ohne große „Eishockey-Reputation“ wird zum Manager der Heilbronner Falken – ein eher ungewöhnlicher Werdegang. Wie kam der Wechsel aus der Wirtschaft in den Profisport zustande?
Stefan Rapp: Ich war lange Jahre in verschiedenen verantwortlichen Positionen in der Wirtschaft tätig und pflege darüber ebenso einen guten Kontakt zu einem der Falken-Gesellschafter. Da ich mit meiner Tätigkeit viele Kontakte zu Unternehmen habe, kam Ende 2019 die Frage auf, ob ich mein nationales und internationales Netzwerk im Sponsoring-Bereich bei den Falken einbringen möchte. Deshalb war ich des öfteren bei Heimspielen in der Halle, um ein Gefühl für eine Zusammenarbeit mit den Falken zu bekommen. Während dieser Zeit gab es folgend tiefer gehende Gespräche mit den Verantwortlichen. Als dann gegen Ende der Saison das Angebot für ein längerfristiges Engagement kam, konnte ich nicht nein sagen.

Als Mannheimer bekommt man die Eishockey-DNA ja vermutlich schon in die Wiege gelegt. Kann man vor diesem Hintergrund beim Job als Falken-Manager von einem Traumjob sprechen?
Stefan Rapp: Als Mannheimer wächst man entweder als Waldhof- oder als Adler-Fan auf. Bei mir waren es die Adler, die mich in meiner Jugend geprägt haben und durch die ich schon früh meine Leidenschaft für den Eishockeysport entwickelt habe – auch wenn ich nie einen direkten Kontakt in die Organisation hatte. Wenn man lange Jahre Beruf und Hobby getrennt verfolgt hat und dann die Gelegenheit bekommt, beides zu vereinen, ist das die höchste Form der inneren Zufriedenheit, die man erreichen kann. Insofern kann ich sagen: Ja, wir können durchaus von einem Traumjob sprechen.

Wie schaut es mit der eigenen Eishockey-Karriere bei den „Eisbrechern“ in der DPL (Deutsche Players Liga) aus?
Stefan Rapp: Die liegt seit drei, vier Jahren auf Eis, da ich beruflich einfach zu stark eingespannt bin. In der letzten Saison war ich mal kurz auf dem Eis, aber da hatte ich mehr mit mir selbst als mit dem Puck und dem Gegner zu kämpfen. Ich glaube ich kann sagen, dass meine aktive Hobby-Karriere beendet ist. Der Versuch ab und zu aufs Eis zu gehen, steht jedoch auf der Agenda – eventuell auch mal bei den Eisbären, falls sie es zulassen…

In unserer letzten Ausgabe hat Atilla Eren gesagt, dass die Existenz der Falken durch Corona nicht in Gefahr sei. Kann man diese Aussage so stehen lassen?
Stefan Rapp: Ja, wir sind definitiv mit einem blauen Auge davongekommen. Hier haben Stadt, Sponsoren, Fans und Gesellschafter jeweils einen großen Beitrag geleistet, um die Falken nicht nur am Leben zu halten, sondern auch so aufzustellen, dass wir mit dem gleichen Etat wie im letzten Jahr in die neue Saison gehen können. Mein Dank geht an dieser Stelle nochmal an alle Beteiligten für ihren Einsatz in dieser schwierigen Situation!

Sind die Sponsoren – trotz Corona – weiterhin alle an Bord?
Stefan Rapp: Bisher haben wir in diesem Bereich noch keine großen Einbußen zu verzeichnen. Aber natürlich wird es Partner geben, die ihr Engagement aufgrund der aktuellen Situation noch hinterfragen müssen. Hier werden wir aber mit einer gewissen Sensibilität vorgehen und haben natürlich Verständnis, wenn der eine oder andere nicht aus dem Vollen schöpfen kann. Es gibt aber auch langjährige Partner, die ihr Engagement für die neue Saison bereits erweitert haben.

Gibt es schon Hinweise darauf, wann und unter welchen Bedingungen die Saison starten wird?
Stefan Rapp: Es gibt unterschiedliche Szenarien und Modelle, die sich momentan aber fast täglich ändern. So ist es wahrscheinlich, dass die DEL2-Spiele nicht vor vollem Haus stattfinden können – was uns gegenüber unseren Gegnern planerisch sogar einen Vorteil verschafft. Während Teams wie Frankfurt und Kassel normalerweise mit einer vollen Halle kalkulieren, planen wir aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit von Haus aus nur mit einer 50-prozentigen Vollauslastung der Arena und müssen unseren Etat deshalb nur teilweise auf die Corona-Vorgaben anpassen. In der Vergangenheit sind wir fast nur bei den Derbys gegen Bietigheim über den 50 Prozent gelegen…

A propos Bietigheim: Die Steelers haben keine Lizenz mehr für die DEL2 bekommen. Wie sehr schmerzt der Wegfall des Derbys?
Stefan Rapp: Das tut natürlich weh. Wirtschaftlich vermutlich weniger, da wir die Halle derzeit wohl eh nicht voll machen dürfen. Aber die Derbys gegen Bietigheim gehören für die Fans einfach dazu wie das Salz zur Suppe. Wenn dieses Battle wegfallen würde, wäre das für sie – und natürlich auch für uns – ganz ganz bitter. Noch haben wir die Hoffnung aber nicht ganz aufgegeben, dass die Bietigheim Steelers doch noch im Nachgang die Lizenz bekommen. Unsere Unterstützung haben sie in jedem Fall.

Die Falken haben eine sehr erfolgreiche Saison gespielt, ehe man durch die Corona bedingte Playoff-Absage um den Lohn der harten Arbeit gebracht wurde. Ihr konntet den größten Teil des Kaders halten, habt euch punktuell verstärkt und geht mit dem gleichen Etat in die neue Saison. Das lässt darauf schließen, dass die Playoffs erneut das Ziel sind…
Stefan Rapp: Ja, natürlich. Wir wollen auf dem Level der letzten Saison einsteigen und der direkte Einzug in die Playoffs ist eigentlich Pflicht. Unser oberstes Ziel wäre es mit Heimrecht in die Playoffs zu starten. Dazu müssten wir zum Ende der Hauptrunde irgendwo zwischen Platz eins und vier liegen. Bei den Falken wurde in den letzten zwei, drei Jahren eine super Arbeit geleistet, und darauf wollen wir aufbauen, um das zu erreichen, was uns durch Corona verwehrt blieb. Dass rund 90 Prozent des letztjährigen Kaders bleibt, ist natürlich ein großer Vorteil. Das kannte man von den letzten Jahren nicht unbedingt und wir hoffen, dass sich dies auch in den Zuschauerzahlen widerspiegeln wird.

Welche Rolle spielt dabei die Kooperation mit den Adlern Mannheim?
Stefan Rapp: Die Tatsache, dass wir von der überragenden Nachwuchsförderung der Adler sowie der Jungadler profitieren können, ist für uns Gold wert. Die Förderlizenzspieler, die für und mit uns aufs Eis gehen werden, sind vertraglich an die Adler gebunden und werden uns zur Verfügung gestellt, damit sie sich in Heilbronn weiterentwickeln. Und sollte es mal personelle Engpässe geben, können wir in Abstimmung mit den Jungadlern weitere junge Spieler, die für die DEL2 spielerisch geeignet sind, mit hochziehen. Besonders freuen wir uns darüber, dass wir wieder mit dem Großteil der Jungs vom letzten Jahr sowie attraktiven Neuzugängen planen können. Einzig unser letztjähriger Torjäger Yannik Valenti macht uns „Sorgen“, da er mit seinem harten Schlagschuss wieder mehr Schläger brauchen wird als andere. Aber die stellen wir natürlich sehr gerne bereit….

Wie ist die Zusammenarbeit mit dem neuen Trainer Michel Zeiter angelaufen? Er agiert ja momentan noch von der Schweiz aus.
Stefan Rapp: Wir telefonieren fast täglich und sind im regen und sehr offenen Austausch. Er hat seine Erfolge als Spieler sowie als Trainer bis dato allesamt in der Schweiz gefeiert und sich damit eine starke Reputation geschaffen. Jetzt freut er sich auf die neue Aufgabe in Deutschland. Ich schätze ihn als positiv emotionalen Trainer ein, der auch menschlich super in die Organisation passt.