Netzwerk nachhaltiger Sport – Das dritte Treffen der Vereine

Bereits in den letzten beiden SPORTHEILBRONN Ausgaben haben wir über das Projekt „Nachhaltiger Sport in Heilbronn“ berichtet, das wir im Frühjahr ins Leben gerufen und mit einem Kickoff-Workshop zusammen mit „Sports for Future“, sowie einigen Heilbronner Vereinen, Sportveranstaltern und Sportler:innen gestartet hatten. Beim zweiten Treffen Mitte Juli war den Beteiligten klar geworden, dass es schwierig werden würde, eine einheitliche Lösung für alle Vereine zu finden. Zum Folgetermin sollten Best-Practice Beispiele aus anderen Regionen gesammelt und präsentiert werden. Dieses dritte Treffen fand als Online-Meeting am 10. Oktober statt und behandelte neben möglichen Strategien und konkreten Maßnahmen die ersten Handlungsschritte, die bei der nachhaltigeren Gestaltung der Sportvereine helfen könnten. 

Autor: Nils Arnold

28. Oktober 2022

Erstmals konnten wir bei diesem Treffen Prof. Dr. Dirk Schwarzer an Bord begrüßen. Der Studiengangsleiter für Sportmanagement an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn kristallisierte sich in den Wochen vor dem Meeting als Befürworter und Unterstützer des Projekts heraus.

Zu Beginn des Treffens galt das Interesse den Vereinen und ihren bereits umgesetzten Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit. Vor allem der Bereich ökologische Nachhaltigkeit steht bei den Vereinen im Fokus. Max Mergenthaler von der TSG Heilbronn machte den Anfang und berichtete von der Umstellung der Beleuchtungsanlagen in den Sportstätten der TSG. Altmodische Lampen wurden bereits durch LED-Leuchten ersetzt. Die Dächer der Sportanlagen sind, wenn baulich möglich, mit Photovoltaikanlagen bedeckt und zur Bewässerung der Sportplätze wurde ein eigener Brunnen gebaut. Auch Wolfgang Walter vom FC Kirchhausen berichtet über den Bau einer eigenen Brunnenanlage zur Bewässerung des Sportplatzes: „Der Bau war eine sehr große Investition für den Verein. Allerdings kann man nach vier Jahren sagen, dass es sich bei den steigenden Wasserpreisen und dem wenigen Niederschlag in den letzten Jahren absolut gelohnt hat.“

Thomas Pfäffle von der Sektion Heilbronn des Deutschen Alpenvereins und Tobias Maier, stellvertretender Abteilungsleiter der Heilbronn Reds und bei PreZero für das Nachhaltigkeitsprojekt der TSG Hoffenheim zuständig, thematisierten, wie Max Mergenthaler, die Umstellung auf LED-Beleuchtung. Pfäffle sagte dazu: „Wir versuchen die Beleuchtungen unserer Hütten auf LED umzurüsten“ und Maier ergänzte: „Der große Impact in Sachen Nachhaltigkeit kommt bei uns durch die Umstellung der Halle auf LED-Beleuchtung.“

Holger Braun, bei der Heilbronn Marketing GmbH für die Organisation des Trollinger Marathon verantwortlich, nannte die An- und Abreise der Teilnehmer:innen als größte Umweltbelastung bei Laufveranstaltungen. Aus diesem Grund gilt die Meldebestätigung des Laufs als Ticket für den Heilbronner Personennahverkehr. Außerdem gibt es ein Upcycling-Projekt, bei dem alte Sponsorenbanner in der Justizvollzugsanstalt Heilbronn zu Taschen verarbeitet werden.

Das Thema Mobilität spielt auch bei der RSG Heilbronn, vertreten durch Martin Kunz, die größte Rolle: „Wir sind ein Verein, der keine festen Gebäude hat, sondern sich zu Ausfahrten an einem Ort trifft und von dort losfährt. Nichtsdestotrotz gibt es bei uns auch immer mal Fahrten mit Startpunkten, die weit entfernt sind, zu denen wir dann gemeinsam mit unseren RSG-Bussen hinfahren.“

Bernd Walter vom SV Heilbronn am Leinbach gestand: „Wir stecken noch in den Kinderschuhen und haben bisher keinen wirklichen Plan, wie wir alle unsere Abteilungen unter einen Hut bringen sollen. Wir stehen vielleicht nicht bei null, aber erst bei fünf von 100 möglichen Punkten.“ Matthias Künzel, Leiter der HSG Heilbronn und stellvertretender SV-Vorsitzender, befand die Umsetzung eines Konzepts für alle Abteilungen eines Vereins als schwierig. Seiner Meinung nach sollen die einzelnen Abteilungen Freiraum bekommen und an individuellen, abteilungsabhängigen Lösungen arbeiten. Ein großes Problem für die Handballspielgemeinschaft aus TSG und SV Heilbronn ist der Austragungsort der Spiele. In bis zu vier verschiedenen Hallen spielen die verschiedenen Mannschaften. „Wenn es schlecht läuft, bin ich den halben Tag damit beschäftigt alles hin- und herzufahren. Das sind dann meistens so fünf oder sechs Fahrten. Diese Fahrten könnte man mit einer cleveren Hallenverteilung vermeiden“, erklärte er.

Auf die Ausführungen der Vereinsvertreter folgte eine Präsentation von Nils Arnold aus der SPORTHEILBRONN-Redaktion, in der Maßnahmen von Vereinen aus anderen Regionen zusammengefasst wurden. Die Maßnahmen wurden dafür in die Kategorien unterteilt, die man beim Kickoff-Workshop entwickelt hatte. Viele der Ansätze waren bereits von den Vereinsvertretenden genannt worden. Allerdings enthielt die Präsentation auch einige neue Punkte, die alle Beteiligten interessiert aufnahmen.

Nach der Präsentation übernahm Dirk Schwarzer das Steuer und erklärte dabei, dass Nachhaltigkeit neben der ökologischen auch die ökonomische und soziale Komponente umfasst, welche bei den Vereinen zurzeit nur bedingt mit Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht wird.

Schnell wurde klar, dass es wenig Sinn ergibt Maßnahmen aufzulisten, ohne ein grundlegendes Konzept zu entwickeln. Gleichzeitig sollte eine Identität entstehen, mit deren Hilfe es gelingt, Vereine zum Mitmachen zu animieren. So kann ein fester Kreis an Partnervereinen entstehen. „Ich finde es wichtig, dass wir dem Kind einen Namen geben, weil ich so mehr Verbundenheit zum Projekt verspüren würde“, stimmte Matthias Künzel zu. Auch Tobias Maier bekräftigte diese Aussagen: „Tatsächlich ist es wichtig, die von Dirk angesprochen Sachen, umzusetzen. Man braucht eine Strategie, einen Namen und man sollte das Ganze messbar machen. Außerdem muss man den Status-Quo der Vereine erfassen.“

Bernd Walter ergänzte: „Es ist auch für mich sehr wichtig einen Ist-Zustand zu ermitteln. Dafür wäre ein Katalog sinnvoll, bei dem man auch direkt sehen kann, welches die kurzfristigen und welches eher langfristige Maßnahmen sind. Wir müssen den Blick auch auf kleine Maßnahmen richten, weil nicht jeder Verein in der Lage ist, seine komplette Sportanlage umzurüsten.“

Projektleiter Ralf Scherlinzky von der SPORTHEILBRONN-Redaktion schlug deshalb vor, einen Maßnahmenkatalog zu entwickeln, bei dem die Vereine nur noch ankreuzen müssen, was sie bereits umsetzen. Dirk Schwarzer pflichtete bei: „Es ist wichtig, dass wir es nicht zu kompliziert machen, damit jeder versteht was gemeint ist und die Liste in die angesprochenen Kategorien unterteilt wird.“

Im weiteren Verlauf des Gesprächs wurde die Motivation der Vereine, am Nachhaltigkeitsprojekt teilzunehmen, erfragt. Für Thomas Pfäffle war vor allem der Austausch mit anderen Vereinen wichtig. „Meine Motivation ist es, den Austausch mit den anderen Vereinen zu suchen, um zu wissen, welche Ziele andere Vereine verfolgen. Man profitiert von den Ideen der anderen und kann diese möglicherweise auch in seinem Verein implementieren“, erläuterte er. Matthias Künzel ergänzte: „Ich stelle mir das Projekt in Zukunft so vor, dass wir eine eigene Marke entwickeln, die für Nachhaltigkeit im Sport steht und mit der alle Vereine in Verbindung gebracht werden wollen. Jeder Verein arbeitet für sich, aber teilt seine Erfolge und Misserfolge den anderen mit. Das zu entwickeln ist meine Motivation.“ Dirk Schwarzer sprang auf die Markenidee direkt an. „Ich stelle mir das ähnlich vor. Vereine, die nicht dabei sind, müssen auf Anhieb das Verlangen haben mitzumachen. Wenn wir das schaffen, wäre viel gewonnen.“

Um mit einem Fortschritt aus dem Treffen zu gehen, waren sich die Teilnehmer an diesem Abend einig, dass man einen Namen für das Projekt finden sollte, damit man eine feste Kommunikationsstruktur entwickeln kann. Bis dieser gefunden ist, haben sich die Teilnehmer auf „Netzwerk nachhaltiger Sport Heilbronn“ als Arbeitstitel geeinigt. Das Netzwerk soll als Ort gesehen werden, in dem neue, kreative Ideen zur nachhaltigeren Gestaltung der Sportvereine entstehen und umgesetzt werden sollen. Innovationen wie ein Gütesiegel oder die Entwicklung einer eigenen Marke sollen hier ausgearbeitet werden.

Auch wenn diesmal noch kein Katalog mit konkreten Maßnahmen zur Umsetzung erstellt werden konnte, machte das Projekt beim dritten Treffen der Vereine einen großen Schritt nach vorne. Die Teilnehmer wurden angehalten, bis zum nächsten Termin Ende November an der DHBW Heilbronn anhand des auszuarbeitenden Formulars ihren Status Quo in Sachen Nachhaltigkeit einzureichen, damit diese dann ausgewertet und zu einem Maßnahmenkatalog zusammengeführt werden können. Dies wird dann auch der Zeitpunkt sein, an dem sich Vereine, Veranstalter und Sportler:innen klar zum „Netzwerk nachhaltiger Sport Heilbronn“ bekennen sollen.

Sobald die Teilnehmer feststehen, ein Name gefunden ist und der Maßnahmenkatalog ausgearbeitet wurde, wird das Projekt die „Bubble“ SPORTHEILBRONN verlassen und der Öffentlichkeit vorgestellt.

Wir sind gespannt, in welche Richtung es sich weiterentwickelt, und können es kaum erwarten beim nächsten Treffen weitere Schritte auf dem Weg zum Ziel klimaneutrale Sportregion Heilbronn zu machen.