MOCOS „Stille Helden des Sports“: Vladimir Grof (Heilbronner EC)

„Wir würden gerne Vladi Grof als ‚Stillen Helden‘ für euer Magazin vorschlagen. Obwohl er full time arbeitet, trainiert er nebenberuflich mit Leidenschaft unseren Nachwuchs und investiert viel mehr Zeit und Kraft, als er eigentlich müsste. Dabei bleibt er immer bescheiden und steht nie im Vordergrund, das verdient eine Würdigung“ – diese Nachricht erreichte uns im Sommer aus den Reihen des Heilbronner Eishockeyclubs. Gerne haben wir diese Anregung aufgegriffen und haben uns mit dem 52-Jährigen getroffen, der uns seine interessante Lebensgeschichte erzählt hat.

Autor: Ralf Scherlinzky

15. November 2021

„Das Training mit meinem U15-Team fühlt sich nicht wie ein Job an. Es ist vielmehr ein Ausgleich, der einen zwar beansprucht, aber unheimlich viel Spaß macht“, sagt Vladimir Grof. Im „richtigen Leben“ ist der Böckinger Zahntechniker. „Ich stehe morgens meist etwas früher auf und bin schon um 7 Uhr bei der Arbeit, damit ich früher Feierabend machen kann, um vor dem Training noch für eine Stunde nach Hause zu fahren“, berichtet er. Dann beginnt sein Nebenjob. „Das Training startet um 18.30 Uhr, aber ich bin normalerweise um 17.45 oder spätestens 18 Uhr in der Eishalle, um vor Ort das Training vorzubereiten. Wenn ich dann gegen 20.30 Uhr heimkomme, schreibe ich noch den Trainingsplan für den nächsten Abend. Das kann ich ja tagsüber nicht machen, da ich da bei der Arbeit bin“, weiß der verheiratete, zweifache Familienvater.

Viermal pro Woche investiert er zwischen drei und vier Stunden pro Tag in die Arbeit mit seiner U15-Mannschaft, wobei er teilweise auch noch andere Coaches unterstützt. Dazu kommen ein bis zwei Spiele am Wochenende und „Vladi“ Grof berichtet: „Im Eishockey ist es ja nicht so wie im Fußball, dass wir nur 15 Kilometer zum Auswärtsspiel fahren. Wir haben beispielsweise am Sonntag um 12.30 Uhr ein Spiel in Freiburg und müssen um 8 Uhr losfahren. Da sind wir gegen 18 Uhr zuhause, der Sonntag ist quasi gelaufen und am nächsten Morgen geht es wieder zur Arbeit.“

Das Eishockeyspielen hat Vladimir Grof bei seinem Heimatverein Roter Stern Belgrad gelernt. „Meine Schwester hat Eiskunstlauf gemacht und mein Vater hätte gerne gehabt, dass ich das auch mache. In der Eishalle hatte ich dann aber bei einem Eishockeycamp zugeschaut und gewusst, das möchte ich auch machen. Da war ich acht oder neun Jahre alt“, erinnert er sich. Nach zahlreichen Länderspielen mit den U18- und U20-Nationalmannschaften des ehemaligen Jugoslawien, die ihn bis nach Japan

führten, schaffte er 1991 erstmals den Sprung in die jugoslawische Nationalmannschaft – „aber nur, weil die slowenischen Spieler durch den Balkankrieg nicht mehr für Jugoslawien gespielt haben“, wie er hinzufügt. Genau zwei A-Länderspiele absolvierte er für das auseinanderbrechende Land, dann setzte er sich im Rahmen eines Turniers in Dänemark mit dem Ziel Eberstadt-Hölzern, wo sein Onkel lebte, vom Nationalteam ab. Ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, führte einer seiner ersten Wege in die Heilbronner Eishalle, wo er dann für die damaligen Neckarsulm Crocodiles sowie später für die zweite Mannschaft des HEC und die Eisbären weiter Eishockey spielte.

Eigentlich hatte Vladi Grof 1998 schon mit dem Eishockey abgeschlossen. „Als mein Sohn Marco vier Jahre alt war, habe ich 2005 doch wieder angefangen zu spielen, damit er vielleicht auch Interesse bekommt. Ich habe dann den Trainerschein gemacht und bin seit ca. 2010 durchgehend als Nachwuchscoach dabei. Mein damaliger Plan ist aufgegangen: Marco spielt seit diesem Jahr für die HEC Eisbären“, berichtet er stolz.

Mit einem Schmunzeln im Gesicht erzählt er eine weitere Anekdote aus seiner Vergangenheit: „1987 und 1988 haben wir mit Roter Stern Belgrad in der Saisonvorbereitung zwei Freundschaftsspiele in Heilbronn gegen das Zweitliga-Team vom HEC gemacht. Wie ich später dann erfahren habe, war meine Frau Sonja bei einem der Spiele als Zuschauerin im Stadion. Und bei beiden Spielen habe ich gegen meinen späteren Trauzeugen Gerhard Schaaf gespielt und wir haben beide gleichzeitig eine größere Strafzeit bekommen. Ich glaube, damals hatten wir uns noch nicht so gut verstanden wie dann ein paar Jahre später…“

Vladi, wir freuen uns, dass es dich damals nach Heilbronn verschlagen hat und du den Sport hier in der Stadt seit nunmehr 30 Jahren bereicherst!