Milan Hosseini: Als Zuschauer nach Paris

Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 war das große Ziel von Milan Hosseini. Der 23-jährige Fleiner gehörte zum Kreis der deutschen Turner, die sich berechtigte Hoffnungen auf eine Olympia-Teilnahme machen durften. Nach den beiden Quali-Wettbewerben Ende Juni war dann jedoch klar, dass der Wahl-Berliner von der TG Böckingen nicht im Kader für Paris steht. Eine kleine Chance besteht aber dennoch: Er wurde von Bundestrainer Valeri Belenki als erster Ersatzturner nominiert, für den Fall, dass sich einer der Paris-Fahrer noch verletzen sollte. Nach der ersten Enttäuschung ist er wieder mit sich im Reinen, wie er uns ein paar Tage vor Beginn der Olympischen Spiele erzählt hat.

Autor: Ralf Scherlinzky

6. August 2024

Wie hast du davon erfahren, dass du „nur“ Ersatzturner für Paris bist?

Milan Hosseini: Am Tag nach der zweiten Qualifikation wurden wir in den Konferenzraum gerufen, wo die Entscheidungen verkündet wurden. Mir war klar, dass es sehr knapp werden würde, und die Entscheidung war am Ende nachvollziehbar. Aber natürlich war ich sehr enttäuscht.

 

Was bedeutet es, Ersatzturner zu sein?

Milan Hosseini: Zunächst war nicht klar, ob Lukas Dauser nach der Verletzung, die er sich bei der Quali zugezogen hatte, rechtzeitig fit werden würde. Für ihn wäre dann ich nachgerückt. Ansonsten bedeutet die Rolle, dass man sich zusammen mit dem Team auf die Spiele vorbereitet, die Jungs mit allem, was man hat, unterstützt und für den Fall der Fälle topfit bleibt.

 

Hofft man als potenzieller Nachrücker insgeheim, dass sich noch jemand verletzt?

Milan Hosseini: Nein, definitiv nicht. Da bin ich Sportsmann genug. Die Jungs haben es sich alle verdient, in Paris dabei zu sein und ich hoffe, dass ich nicht zum Einsatz komme. Nicht auf Kosten von anderen. Ich werde dennoch in Paris sein. Sollte doch noch etwas passieren, könnte ich bis 24 Stunden vor dem ersten Wettkampf nachrücken.

Du wurdest quasi auf der Zielgeraden noch von Timo Eder überholt, den viele nicht wirklich auf dem Schirm hatten…

Milan Hosseini: Ich hatte schon im Januar im Trainingslager gesehen, dass er richtig gut ist, und er hat auch beim DTB-Pokal super geturnt. Insofern hat es mich nicht überrascht, dass er nach zwei fehlerfreien Quali-Wettkämpfen in Paris dabei ist.

 

Was traust du dem Team bei den Spielen zu?

Milan Hosseini: Die Jungs sind gut drauf und ich gehe davon aus, dass sie im Mehrkampf unter die Top acht kommen und sich damit fürs Teamfinale qualifizieren. Mindestens drei Mann haben es auch drauf, im Mehrkampffinale dabei zu sein. Bei den Einzelgeräten hat mit Sicherheit Lukas Dauser am Barren die größten Chancen auf eine Medaille. In den Gerätefinals sehe ich aber auch Andy Toba am Reck, Nils Dunkel am Pferd und Pascal Brendel und Timo Eder am Boden.