Michèle Rauhut: Vizeweltmeister der Veteranen im Ringen
Nach einer schweren Schulterverletzung 2020, mit monatelanger Ausfallzeit, hat sich Michèle „Miki“ Rauhut in den Ring zurückgekämpft. Bei den Veteranen-Weltmeisterschaften in Bulgarien musste sich der 49-jährige Erlenbacher im Finale nur dem Amerikaner Thomas Donahue geschlagen gegeben und konnte sich über den Gewinn der Silbermedaille und den Titel Vizeweltmeister freuen. Im Interview redet er über die Weltmeisterschaften und die Rückkehr in den Ring nach seiner Verletzung.
Autor: Nils Arnold
Wie fühlt es sich an, nach deinem ersten Titelgewinn 2011, mal wieder eine WM-Medaille um den Hals hängen zu haben?
Michèle Rauhut: Ich habe mich sehr über den Gewinn der Silbermedaille gefreut. Ich hatte schon vorher insgeheim die Hoffnung, dass ich eine Medaille aus Bulgarien mitbringen könnte.
Muss man sich für die Weltmeisterschaften qualifizieren oder kann man sich einfach anmelden?
Michèle Rauhut: Bei den Veteranen gibt es keine Qualifikationen. Man meldet sich beim deutschen Ringerbund an, der gibt das weiter und besorgt die Lizenzen. Die gesamten Kosten bleiben aber an einem selbst hängen. Die Lizenz zur Teilnahme kostet 100 Euro. Dazu kommen noch die Kosten für ein Hotel und den Flug nach Bulgarien.
Wie groß ist das Teilnehmerfeld?
Michèle Rauhut: Es gibt verschiedene Altersklassen. Die Klasse A fängt bei 35 Jahren an und hört bei 40 auf. Es zieht sich bis zur Altersgruppe E, in der Ringer im Alter von 56 bis 60 teilnehmen. In meiner Alters- und Gewichtsklasse gab es 18 Teilnehmer aus den verschiedensten Ländern. Viele kennt man schon aus den vorherigen Jahren. Die Veranstaltung wird immer beliebter, es kommen immer mehr und auch stärkere Ringer zu diesen Events.
In welcher Klasse ringst du?
Michèle Rauhut: Ich ringe in der Klasse C für 46-50-Jährige.
Wie lief der Wettkampf ab?
Michèle Rauhut: Ich musste in der ersten Runde gegen einen guten Freund von mir ringen, der letztes Jahr WM-Dritter geworden war. Da bestand dann direkt die Gefahr, bei einer Niederlage rauszufliegen, falls der andere es nicht ins Finale schaffen sollte. Ich konnte den Kampf mit 5:2 gewinnen. Im zweiten Kampf bin ich gegen einen Bulgaren angetreten. Die ersten Minuten auf der Matte habe ich komplett verschlafen und lag schnell mit 0:4 hinten. Dadurch konnte ich nicht meinen Stil ringen und musste über die kämpferische Leistung zurück in den Kampf finden. Am Ende habe ich das Blatt noch wenden können und bin mit 7:4 als Sieger von der Matte gegangen. Nach dem Kampf hatte ich nur 15 Minuten Zeit, bis ich das nächste Mal ran musste. Diesmal stand mir ein Kasache gegenüber. Wieder bin ich mit 0:2 in Rückstand geraten, konnte aber auch da das Ruder rumreißen und den Kampf mit 7:2 für mich entscheiden.
Wie ging es dann im Finale weiter?
Michèle Rauhut: Ich hatte mich im zweiten Kampf am Knie verletzt, durch das Adrenalin und die Bewegung in der Muskulatur den Schmerz aber noch nicht richtig gespürt. Bis zum Finale waren für mich ein paar Stunden Pause und wir sind ins Hotel gefahren, um uns kurz hinzulegen. Als ich aufgewacht bin, hatte ich einen stechenden Schmerz im Knie. Ich hatte überhaupt keine Stabilität beim Auftreten. Da war mir schon klar, dass das Innenband nicht in Ordnung sein kann. Wir sind dann zurück in die Halle gefahren, weil das Finale ja anstand. Ich musste gegen einen Amerikaner ran, der im Vorjahr WM-Dritter in der Gewichtsklasse über mir geworden war. Er war mir kräftemäßig weit überlegen und ich konnte meine technischen Vorteile aufgrund seiner Kraft nicht nutzen. Das kaputte Knie hat mich auch nochmal eingeschränkt. Ich habe den Kampf dann mit 0:5 verloren, bin aber auch so sehr zufrieden.
Du hattest bereits 2020 eine schwere Verletzung. Wie schwierig war es für dich wieder auf die Matte zu kommen?
Michèle Rauhut: Sehr schwierig. Ich hatte mir alles gerissen, was man sich in der Schulter reißen kann, und bin nach der OP für neun Monate ausgefallen. Ich habe jeden Tag trainiert, um wieder ringen zu können. Man braucht nach so einer Verletzung einfach einen sehr starken Willen und muss sich jeden Tag wieder quälen, damit man wieder fit wird, vor allem in meinem Alter.