Marco Merz + Dominik Bauer: Next Generation Sportmanager

Die Heilbronner Falken und die RED DEVILS Heilbronn sind ohne Frage die sportlichen Aushängeschilder der Stadt. Beide Organisationen sind nun im Frühjahr jeweils den mutigen Schritt gegangen, einen jungen Neueinsteiger als „Frontmann“ einzustellen: Bei den Eishockey-Profis der Falken ist der 28-jährige Marco Merz seit dem 1. Mai neuer Geschäftsführer, bei den Bundesliga-Ringern der RED DEVILS leitet Dominik Bauer (24) seit dem 1. April die Geschäftsstelle. Beim 8. Heilbronner Sportstammtisch haben sich beide kennengelernt und sind seither schon einige Male zum kreativen Brainstorming zusammengesessen. Wie die beiden „Next Generation Manager“ ticken und was sie vorhaben, haben sie uns beim gemeinsamen Interview in der Heilbronner Eishalle erzählt.

li: Marco Merz, Geschäftsführer der Heilbronner Falken
re: Dominik Bauer, Geschäftsstellenleiter der RED DEVILS Heilbronn

Autor: Ralf Scherlinzky

4. August 2022

Ihr seid beide im Vergleich zu den Managern anderer Organisationen recht jung. Welchen beruflichen Background habt ihr?
Dominik Bauer: Ich habe 2020 mein Sportmanagement-Studium mit dem Bachelor abgeschlossen und mache parallel noch in Teilzeit meinen Master in Salesmanagement. Nach dem Studium konnte ich direkt Vertriebserfahrung sammeln, da ich eineinhalb Jahre für einen Hersteller für Nahrungsergänzungsmittel im Außendienst war. Ich habe selbst zwei Jahre in der Bundesliga für Düren-Merken gerungen, habe meine aktive Karriere dann aber zu Gunsten des Jobs an den Nagel gehängt. Bei den RED DEVILS kann ich nun mein Hobby zum Beruf machen.
Marco Merz: Das gleiche gilt für mich auch. Sport ist schon immer der Bereich, in dem ich mich bewege. In meinem vorigen Job als Key Account Manager einer Brauerei war ich auch schon im Sport unterwegs, nur bin ich dort an der anderen Seite des Tischs gesessen und wollte dem Verein meine Produkte verkaufen. Jetzt ist es anders herum.

Auf welchen Wegen seid ihr zu euren jetzigen Jobs gekommen?
Marco Merz:
Ich war in der letzten Saison als Sponsor und Brauereipartner regelmäßig bei den Falken und wurde eingeladen, bei dem Projektteam dabei zu sein, das unsere heutige „Roadmap 2027“ erstellt hat. Es hat unheimlich viel Spaß gemacht, sich dort einzubringen und das Konzept mit zu gestalten. Dabei ist das eine zum anderen gekommen und wir haben uns mit den Gesellschaftern darüber ausgetauscht, ob ich mir eventuell vorstellen könnte, die Position des Geschäftsführers zu übernehmen.
Dominik Bauer: Bei mir war es eher der klassische Weg. Ich habe Anfang 2021 die Stellenanzeige der RED DEVILS gesehen und mir gedacht, das wäre genau mein Traumjob. Beim ersten Anlauf hatte ich die Stelle zwar aufgrund meiner Unerfahrenheit nicht bekommen. Doch dann ist der Vorstand Anfang dieses Jahres wieder auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich noch Interesse habe.

Wie sind die ersten Monate für euch gelaufen?
Dominik Bauer: Die ersten Wochen waren schon ziemlich stressig. Man muss in alle Bereiche Einblicke bekommen, muss up-to-date sein, was Sponsoring, Marketing, PR, Finanzen etc. angeht. Und man muss vor allem auch die Leute im Verein kennenlernen. Es waren viele Gespräche, viele Termine, die erstmal zu bewerkstelligen waren. Und eigentlich hat sich das Tempo bis heute nicht geändert.
Marco Merz: Bei mir ging es gleich mit der Zusammenstellung der Unterlagen für die DEL2-Lizenzierung los – das ist ein wahnsinniger Aufwand, bei dem mir unser Geschäftsstellenteam stark zugearbeitet hat. Parallel standen auch der Jahresabschluss sowie Gespräche mit den Sponsoren an. Es war zwar gleich sehr intensiv, aber im Nachhinein gab es nichts besseres. Das war wie ein Crashkurs, um meine ganzen Aufgaben innerhalb kürzester Zeit mit einer sehr hohen Intensität kennenzulernen.

Eine erfolgreiche Sponsorenakquise ist sowohl für die Falken als auch für die RED DEVILS das A und O. Wie muss man sich eure Vorgehensweise bei Akquise vorstellen?
Marco Merz: Da ich schon seit einem Jahr regelmäßig bei den Spielen der Falken war, kannte ich natürlich bereits viele der bisherigen Partner. Das hat mir die Arbeit für die Vertragsverlängerungen schon erleichtert. Ich kenne auch aus meiner vorigen Tätigkeit viele Unternehmer, was natürlich auch von Vorteil ist.
Dominik Bauer: Ich wurde mehr oder weniger vom ehemaligen Abteilungsleiter Jens Petzold eingeführt, da ich ja in Schifferstadt wohne und deshalb in Heilbronn kaum jemanden kannte. Er hat mir viel Input zu den Sponsoren gegeben. Ich habe die ganzen Kontakte angerufen und Termine gemacht, so dass ich schon nach zwei Monaten fast alle bisherigen Sponsoren kennengelernt hatte. Dazu kommt dann auch noch die Akquise neuer Partner.

Wie geht man die Neuakquise an? WIe wählt man aus, wen man anspricht?
Marco Merz: Ich fahre morgens um sechs Uhr zuhause in Mainhardt los und sehe auf der Fahrt nach Heilbronn viele LKWs. Im Auto habe ich immer einen Block neben mir liegen und notiere mir Firmen, die wir ansprechen könnten. Dort rufen wir dann klassisch an und fragen nach den richtigen Ansprechpartnern. Bei den Gesprächen ist unsere „Roadmap“ dann extrem wertvoll, denn mit einem solchen Strategiepapier sehen die potenziellen Sponsoren, was wir gemeinsam mit ihnen erreichen möchten.
Dominik Bauer: Ich gehe vor dem Anruf meist noch den Weg über eine erste Email, auf die ich mich dann beim Anruf beziehen kann. Die klassische Internet-Recherche ist beim Finden neuer potenzieller Sponsoren auch eine erfolgversprechende Methode.

Marco, du hast jetzt schon ein paarmal die „Roadmap“ der Falken angesprochen. Was verbirgt sich dahinter?
Marco Merz: Wir haben darin Ziele definiert, die wir in den nächsten fünf Jahren erreichen wollen. Dabei geht es um verschiedene Themenbereiche, wie die Infrastruktur, das Sponsoring, den sportlichen Bereich etc. Die Ziele sind aber nicht einfach mal so aufgestellt nach dem Motto hört sich gut an und mal schauen, wie weit wir kommen. Wir geben darin auch gleich die Wege vor, die wir beschreiten werden, um die Ziele auch zu erreichen. Ganz am Ende der Roadmap steht im Jahr 2027 der Neubau eines DEL-tauglichen Eisstadions mit zwei Eisflächen.

Seit eurem Kennenlernen beim Sportstammtisch habt ihr euch schon ein paarmal ausgetauscht. Kann man sagen, die „Next Generation Manager“ der sportlichen Heilbronner Aushängeschilder verstehen sich nicht nur, sondern gehen anders an verschiedene Aufgaben heran als die „ergrauten Eminenzen“ bei anderen Sport-Organisationen?
Marco Merz: Ob das eine Sache des Alters ist, kann ich jetzt nicht beurteilen. Wir sind aber eben beide Typen, die neuen Ideen und Ansätzen offen gegenüber stehen und auch mal über den Tellerrand hinaus blicken. Wieso sollen wir nicht mal über die sozialen Medien der Falken den RED DEVILS die Daumen für einen wichtigen Heimkampf drücken und den Termin bei unseren Fans bekanntmachen?
Dominik Bauer: Ich sehe unseren Austausch als Chance, den Sport in Heilbronn allgemein voranzubringen. Wir brennen doch alle für den Sport. Wenn ich dann sehe, wie sich Vereine zum Teil gegenseitig bekämpfen statt zusammenzuarbeiten, macht mich das traurig. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich gegenseitig zu unterstützen. Vielleicht können wir mit unserer Zusammenarbeit auch einen Impuls für kleinere Vereine geben, die jetzt nicht unbedingt als „Aushängeschild“ gelten. Marco und ich sind total offen dafür, wenn Vereine Interesse an verschiedenen gemeinsamen Projekten haben, mit denen wir WinWin-Situationen schaffen können.

Seid ihr im Rahmen eurer Jobs eigentlich auch in den sportlichen Bereich involviert?
Dominik Bauer: Die Zusammenstellung des Bundesliga-Kaders lief hauptsächlich über unseren sportlichen Leiter Jürgen Koch, unseren bisherigen Headcoach Patric Nuding und seinen Nachfolger Adam Juretzko. Ich hätte auch noch den einen oder anderen Ringer gekannt, den ich gerne im Heilbronner Dress gesehen hätte. Aber als ich angefangen habe, waren bereits alle Verträge mit den Sportlern unterschrieben. Am Kader für die Saison 2023/24 möchte ich aber schon gerne mitwirken und es ist auch mein Ziel, mehr Sportler aus Baden-Württemberg von den RED DEVILS zu begeistern.
Marco Merz: Ich sitze als Geschäftsführer natürlich mit am Tisch, wenn es an Vertragsunterzeichnungen geht. Aber bei Spielerverpflichtungen haben wir mit dem Manager unseres Kooperationspartners Adler Mannheim, Jan-Axel Alavaara, einen hoch kompetenten und unglaublich gut vernetzten Fachmann, der im ständigen Austausch mit unserem Coach Jason Morgan steht.

Wohin soll es in der kommenden Saison sportlich gehen? Letzte Saison hatten die Falken ja Platz sechs der DEL2-Hauptrunde als Ziel ausgegeben…
Marco Merz: Platz sechs sollte auch 2022/23 wieder das Minimalziel sein. Wir sind recht gut aufgestellt, weil ein Großteil des Kaders zusammengeblieben ist, punktuell Neuzugänge dazugekommen sind und wir mit unserem Trainerduo Jason Morgan und Christoph Schubert weiter arbeiten können. Wenn wir wieder so erfolgreich performen können wie in der letzten Saison, können wir von einer erfolgreichen Saison sprechen. Sollten wir Platz vier und damit das Playoff-Heimrecht erreichen, nehmen wir das natürlich auch gerne mit (lacht).

Bei den RED DEVILS schaut es dagegen so aus, als würde man in dieser Saison erstmal einen Gang zurückschalten…
Dominik Bauer: Genau, wir werden dieses Jahr einen Schritt zurück gehen, um in Zukunft dann wieder zwei Schritte nach vorne gehen zu können. Sportlich haben wir einen Umbruch zu verzeichnen, unter anderem auch durch das Karriereende von Frank Stäbler. Wir kommen, wie auch unsere Sponsoren, aus einer schwierigen Zeit, die von Corona geprägt war. Dazu kommt die Umstrukturierung der Ringer-Bundesliga zur neuen Saison, in deren Rahmen die Anzahl der Teams von 32 auf 16 reduziert wurde. Einige Teams haben meiner Meinung nach unvernünftig aufgerüstet und mit diesen mithalten zu wollen, würde sehr viel Geld kosten. Deshalb haben wir uns entschieden, statt höherer Ziele das Erreichen eines Playoff-Platzes als Saisonziel auszurufen.