Männer im Hintergrund: Die Gesellschafter der Falken

Sie sind in der Heilbronner Eishalle präsent, agieren aber dennoch bevorzugt im Hintergrund. Man weiß, wer sie sind, doch ihre Tätigkeitsfelder sind weitgehend unbekannt. Deshalb widmen wir diese Seite den Gesellschaftern der Heilbronner Falken GmbH & Co. KG. Franz Böllinger, Rainer Maurer, Steffen Schnizer und Tom Bucher sind die vier Männer, die in letzter Instanz bei der DEL2-Organisation der Falken die Verantwortung tragen. Wir haben sie besucht, um nachzufragen, wie ihre Aufgaben aussehen und welche Ziele sie haben.

Autor: Ralf Scherlinzky

29. April 2022

Die Gesellschafter Steffen Schnizer (links), Tom Bucher (2. von links) und Franz Böllinger (rechts) bei der Vorstellung des neuen Geschäftsführers Marco Merz. Es fehlt Rainer Maurer

Fotos: Philipp Föll

„Die Struktur bei den Falken unterscheidet sich prinzipiell nicht von der eines Wirtschaftsunternehmens“, weiß Rainer Maurer. „Die Gesellschafter sind meist die, die im Hintergrund stehen, während der operative Bereich in den Händen der leitenden Mitarbeiter liegt. So ist es auch bei den Heilbronner Falken. Wir halten uns aus der täglichen Arbeit raus, bieten aber unsere Unterstützung an und bringen unsere Kontakte ein.“

Vor allem in Letzterem liegt die wohl wichtigste Aufgabe der vier gut vernetzten Unternehmer – denn persönliche Kontakte sind das A und O beim Generieren neuer Sponsoren. „Ohne einen Türöffner ist es ganz schwer, bei größeren Konzernen einen Termin zu bekommen“, so Tom Bucher, der gleichzeitig erklärt, dass er und seine Gesellschafterkollegen am Ende auch ein gewisses Risiko tragen: „Es ist unser ureigenstes Interesse, dass am Ende einer Saison keine finanzielle Lücke entsteht – ein ausgeglichenes Wirtschaftsergebnis ist daher immer unser Ziel.“

Deshalb sind Franz Böllinger, Rainer Maurer, Steffen Schnizer und Tom Bucher in die Lizenzierung, die jeweils nach dem Saisonende für die darauf folgende Spielzeit anliegt, involviert. Auch während der Saison berichtet der Geschäftsführer regelmäßig an die Gesellschafter, damit diese bei den Einnahmen und Ausgaben stets auf dem aktuellen Stand sind. Aus dem sportlichen Bereich dagegen halten sie sich weitestgehend heraus. „Wir nehmen nur Einfluss bei der Besetzung der Geschäftsführung, wichtiger Positionen in der Administration und den Trainern“, berichtet Bucher. „Alles andere, wie die Zusammenstellung des Kaders, läuft über unsere Coaches, sowie über das gemeinsame Sportmanagement mit unserem Kooperationspartner, den Adlern Mannheim – im Rahmen des von den Gesellschaftern und dem Geschäftsführer genehmigten Budgets. Generell ist außerdem die Mannschaftskabine für uns tabu – es sei denn, es gibt etwas zu feiern.“

Der bisherige Geschäftsführer und Mitgesellschafter Stefan Rapp hatte die vier im Herbst 2021 über seinen Wunsch, in die Wirtschaft zurückzukehren, informiert. „Wenn jemand den Wunsch hegt, sich beruflich zu verändern, macht es keinen Sinn, ihm Steine in den Weg zu legen“, sagt Steffen Schnizer. „Da sich mit Timo Ruf gleich ein enger Begleiter der Falken als Interims-Geschäftsführer einbringen konnte, war es uns möglich, den Auswahlprozess in aller Ruhe anzugehen. So mussten wir keine schnelle Entscheidung erzwingen, sondern konnten aus den vielen Bewerbern den bestmöglichen Kandidaten auswählen.“

Dass sich schon bald Marco Merz als Favorit heraus kristallisiert hatte, war eher einem Zufall geschuldet. „Wir arbeiten seit Anfang des Jahres an unserer ‚Agenda 2027‘, in der wir definieren, wo wir die Falken in fünf Jahren sehen wollen. Bei unserem Strategiemeeting Anfang Januar hatten wir neben Gesellschaftern und Mitarbeitern auch einige externe Partner eingeladen und da war auch Marco Merz als Vertreter unseres Sponsors Radeberger Gruppe dabei. Wir konnten uns dabei gegenseitig begeistern. Seine Art, sein Auftreten und das Netzwerk, das er mitbringt, haben uns überzeugt, dass er für uns der richtige Mann ist – zumal wir einen vertriebsstarken Geschäftsführer gesucht hatten, der im Sponsorenumfeld etwas bewegen kann“, berichtet Franz Böllinger.

Gemeinsam mit Marco Merz arbeiten die Gesellschafter neben der Lizenzierung für die nächste DEL2-Saison die „Agenda 2027“ weiter aus, in der das Thema Eishalle eine zentrale Rolle spielt. „Langfristig würden wir gerne den DEL-Aufstieg angehen, das funktioniert mit der bestehenden Halle aber nicht“, erklärt Tom Bucher. Steffen Schnizer ergänzt: „Wer heute nachhaltig Profieishockey spielen möchte, braucht zwei Eisflächen. Auch das Verhältnis von Sitz- zu Stehplätzen ist nicht mehr zeitgemäß, wie wir in den Playoffs wieder gesehen haben. Wir könnten wesentlich mehr Sitzplätze als Stehplätze verkaufen, haben bei einem Fassungsvermögen von 4.000 Zuschauern aber nur 800 Sitzplätze zur Verfügung.“
Die Aufgaben für die Falken-Gesellschafter werden nicht weniger…

Marco Merz ist der neue Falken-Geschäftsführer

Mit Marco Merz zieht ab dem 1. Mai 2022 ein neuer Mann in das Geschäftsführerbüro der Heilbronner Falken in der Eishalle am Europaplatz ein. Hatte man in Fankreisen auf einen etablierten Namen aus der Eishockeyszene spekuliert, so haben die Gesellschafter nun quasi genau das „Gegenteil“ präsentiert: Einen jungen Geschäftsführer, der im Eishockey bislang nur als Sponsor in Erscheinung getreten war.

Der gebürtige Waiblinger lebt mit seiner Partnerin in Mainhardt. Seit seiner Schulzeit in Obersulm ist der 28-Jährige begeisterter Eishockeyfan. Nach seiner Ausbildung zum Automobilkaufmann und drei weiteren Jahren im Automobilvertrieb wechselte Merz 2015 zur Radeberger Gruppe. Als Key Account Manager für die Marke Stuttgarter Hofbräu lag unter anderem die Betreuung einiger größerer Vereine in seiner Verantwortung – eine Aufgabe, die ihn auch in den VIP-Raum der Heilbronner Falken führte. „Im Rahmen meiner vorigen Tätigkeit habe ich viele Einblicke in Organisationen wie den VfB Stuttgart und die MHP Riesen Ludwigsburg bekommen. Dort wird sehr professionell gearbeitet und ich habe viele Dinge gesehen, die wir nun auch bei den Falken umsetzen können, um das Sponsoring weiter zu professionalisieren“, sagte Marco Merz bei seiner Vorstellung. Als weitere große Aufgabe sieht der neue Geschäftsführer das Zurückgewinnen der Fans nach der Pandemie: „In den Playoffs haben wir gesehen, was in Heilbronn möglich ist, während bei den Zuschauerzahlen in der Hauptrunde noch sehr viel Luft nach oben war.“

Sportlich möchte Merz an die Erfolge der gerade abgelaufenen Saison anknüpfen. „Das Playoff-Halbfinale hat die ganze Stadt bewegt. Dort würde ich gerne auch in der kommenden Spielzeit hinkommen.“

 

Wir wünschen Marco Merz einen guten Start und eine erfolgreiche Zeit bei den Heilbronner Falken.