Kraftsport unter Wasser: Die Flossenschwimmer des Tauchclubs

72 cm breit und 47,5 cm lang. Diese Maße hat eine Wettkampfflosse, die die Flossenschwimmerinnen und -schwimmer des Tauchclubs Heilbronn durch das Wasser gleiten lässt. Vor dem Gespräch mit Pressewartin Tanja Fabriz sowie den Trainern Heinz-Jürgen Kutterolf und Marion Wagner hatte das SPORTHEILBRONN-Team, wahrscheinlich so wie die meisten Leser des Magazins, die außergewöhnliche Disziplin Finswimming überhaupt nicht auf den Schirm. Weshalb sich das Schwimmen mit der Monoflosse deutlich vom „normalen“ Schwimmen unterscheidet und warum die Abteilung Flossenschwimmen des Tauchclubs eine echte Alternative zum herkömmlichen Schwimmkurs bietet, erfahren unsere Leser hier im Interview.

Fotos: Philipp Föll

Autor: Lena Staiger

28. April 2022

Wie funktioniert das Flossenschwimmen?
Heinz-Jürgen Kutterolf: Zunächst einmal muss man sagen, dass wir eine nicht-olympische Sportart sind. Deshalb ist das Flossenschwimmen auch weniger bekannt. Unsere Wettkampfstrecken unterscheiden sich zum Schwimmen nicht, die Distanzen sind identisch. Unsere Sportlerinnen und Sportler schwimmen allerdings Unterwasser mit einem Schnorchel und der großen Monoflosse an den Füßen. Das will gelernt sein! Nur wenn man die korrekte Technik beherrscht und die nötige Körperspannung aufbringen kann, klappt der richtige Schlag mit der Flosse.

Das klingt nicht gerade unkompliziert. Wie steigen die Kinder bei euch ein?
Marion Wagner: Ein Großteil der Kinder kommt mit ein wenig Erfahrung im Wasser zu uns. Eine Flosse hatten die meisten aber noch nie am Fuß. Deshalb beginnt man ganz behutsam und langsam damit, den Kindern erst das Kraulen beizubringen. Wenn diese Bewegung sitzt, kommt der Umgang mit dem Schnorchel dazu, da ja später unter Wasser geschwommen wird. Außerdem werden die ersten Flossen vorgestellt. Man arbeitet am Anfang noch mit kurzen Einzelflossen, da der Umgang mit diesen ein bisschen einfacher zu erlernen ist. Wenn die Kinder all diese Grundlagen beherrschen, können sie auf die Monoflosse, die wir vom Verein aus anbieten, umsteigen. Zu Beginn kann damit immer nur eine Bahn geschwommen werden, da die Beherrschung der Flosse sehr anstrengend ist. Gerade für Kinder, die an Land nicht besonders sportlich sind, ist das Flossenschwimmen daher eine tolle Möglichkeit, sich trotzdem anzustrengen und relativ schnell große Erfolgserlebnisse zu haben. Auch wenn ein Kind noch nicht schwimmen kann, ist das kein Ausschlusskriterium.

Die Kinder können also bei euch das Schwimmen auch erlernen?
Marion Wagner: Genau. Im Moment gibt es bei den Schwimmvereinen riesige Wartelisten, die sich durch Corona nochmal verlängert haben. Eltern berichten uns, dass man zum Teil über ein halbes Jahr auf einen Platz im Schwimmkurs warten muss. Deshalb kommen immer mehr Kinder zu uns und lernen hier das Schwimmen von einer anderen Seite kennen. Die „Grundausbildung“ ist dabei natürlich gleich. Für die Kinder ist die Sportart einfach super und sehr abwechslungsreich. Man kann die Arbeit mit der Flosse auch als Kraftsport unter Wasser bezeichnen, bei dem die Kinder gewissermaßen gezwungen sind, Körperspannung und Kraft aufzubauen.

Was hebt euch außer der Flosse und dem Schnorchel vom „normalen“ Schwimmen ab? Das Training wird sicherlich etwas anders aufgebaut sein…
Heinz-Jürgen Kutterolf: Ich sage immer man kann Schwimmen und Flossenschwimmen ein bisschen vergleichen wie Hochsprung und Stabhochsprung. Wir haben mehr Material, das beherrscht werden muss. Eine unserer Aufgaben als Trainer ist es zum Beispiel, die Härte der Flosse individuell nach den jeweiligen körperlichen und technischen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen auszuwählen. Was bei uns außerdem besonders schön ist: Wir haben ein super Teamgefühl! Gerade in Zeiten der Pandemie und des Trainingsausfalls hat man gemerkt, dass die Schwimmerinnen und Schwimmer nicht einfach nur gemeinsam Sport machen, sondern dass hier auch tiefe Freundschaften entstehen.

Flossenschwimmen ist hier in der Region nicht sehr bekannt, obwohl ihr sogar schon Teilnehmer an der Europameisterschaft gestellt habt. Wie ist euer Verein im Moment wettkampfmäßig aufgestellt?
Heinz-Jürgen Kutterolf: Eigentlich ist es erstaunlich, wie gut unsere Schwimmerinnen und Schwimmer national mit den großen Bundesstützpunkten mithalten können. Obwohl wir mit insgesamt knapp 30 aktiven Flossenschwimmern eine sehr kleine Abteilung im Tauchclub sind und nur begrenzte Trainingsmöglichkeiten haben, holen wir doch regelmäßig Erfolge auf der DM und schwimmen an die deutsche Spitze ran. Corona hat natürlich viele Wettkämpfe ausfallen lassen. Jetzt geht es so langsam wieder los und unsere Athletinnen und Athleten konnten sich zuletzt bei den Deutschen Kindermeisterschaften in Chemnitz in der Mixed Staffel einmal Gold und einmal Silber sichern. Außerdem gewann Vincent Hölzer sensationelle vier Goldmedaillen über die verschiedenen Distanzen und Elias Korb machte mit seinen zwei Goldmedaillen über die 200 und 400 Meter den Erfolg komplett.

Neben dem Flossenschwimmen bietet der Tauchclub auch weitere Wassersportarten an. Welche Alternativen zur Monoflosse hat man bei euch?
Heinz-Jürgen Kutterolf: Der Verein bietet neben dem Schwimmen mit der Monoflosse auch Unterwasserrugby an. Die Mannschaft spielt aktuell in der Landesliga. Außerdem gibt es natürlich das „normale“ Tauchen mit der Flasche. Bei uns kann auch der Tauchschein gemacht werden.