Kevin Krawietz und Andi Mies – Vom Neckarcup-Sieg zum Grand Slam-Titel

Kevin Krawietz (27) und Andreas Mies (28) sind seit Jahren eine feste Größe beim Heilbronner NECKARCUP – erst im Einzel und seit 2018 auch im Doppel. Bei der sechsten Ausgabe des ATP Challenger-Turniers am Trappensee war das fränkisch-kölsche Duo im Mai 2019 erstmals an Nummer eins gesetzt und schaffte es am Ende auch tatsächlich, sich im Finale gegen André Begemann und Fabrice Martin durchzusetzen. Dass die beiden überaus sympathischen Typen gerade mal drei Wochen später deutsche Tennis-Geschichte schreiben würden, hätten sie bei unserem Gespräch vor dem NECKARCUP-Halbfinale wohl selbst am allerwenigsten geglaubt. Und doch holten sie am 8. Juni als erstes deutsches Doppel seit 1937 (!)
einen Grand Slam-Titel – Kevin Krawietz und Andi Mies spielten sich in Paris in einen Rausch und trugen sich als Sieger 2019 in die Annalen der French Open ein. Eine kleine, aber feine Randnotiz: Im Finale der French Open standen sie erneut ihrem NECKARCUP-Finalgegner Fabrice Martin gegenüber – ein Fakt, der einmal mehr unter Beweis stellt, welche hochkarätigen Spieler beim Heilbronner ATP-Challenger am Start sind…

Fotos: Thommy Bödding

Autor: Ralf Scherlinzky

23. Juli 2019

Wenn man euch zuschaut, könnte man meinen ihr spielt schon immer gemeinsam Doppel. Wie lange steht ihr schon zusammen auf dem Platz?
Andreas Mies: Wir haben im September 2017 in Meerbusch zum ersten Mal zusammen gespielt und haben das dortige Challenger-Turnier gleich gewonnen. Ich hatte mich dann verletzt und bin vier Monate ausgefallen, und dann haben wir ab März 2018 gemeinsam weitergemacht.

Hat es bei euch gleich „geklickt“? Andere Doppelspieler wechseln ja ständig ihre Partner…
Kevin Krawietz: Wir kannten uns schon eine ganze Weile und wussten, dass wir gut harmonieren würden. Und wenn das erste Turnier so super läuft, ist es ein gutes Zeichen dafür, dass es auch weiterhin funktioniert. Deshalb war auch gleich klar, dass wir weiterhin gemeinsam auftreten würden.

Andreas Mies: Wir sind inzwischen so gut eingespielt, dass wir uns blind verstehen. Jeder weiß genau, was der andere als nächstes macht, welche Bälle er wann spielt. Die Chemie zwischen den Partnern ist beim Doppel ein wichtiger Faktor. Mit einem neuen Partner kann es zwar auch funktionieren, aber wenn man noch nicht oft zusammen Doppel gespielt hat, ist man sich in der Anfangszeit in manchen Situationen uneinig, wer wann den Ball spielt, und man rennt sich auch das eine oder andere Mal über den Haufen.
Kevin Krawietz: Dass wir so gut eingespielt sind, hat schon viele enge Spiele zu unseren Gunsten entschieden. Wenn in entscheidenden Phasen die Kommunikation nicht funktioniert, kann dich das das Spiel kosten.

Im Doppel können die Zuschauer oft beobachten, wie die Doppelpartner vor dem eigenen Aufschlag miteinander tuscheln und sich Zeichen geben. Gebt den sportheilbronn-Lesern mal einen Einblick, worum es dabei geht…
Kevin Krawietz: Wir reden darüber, wie das Wetter morgen wird (lacht). Nein, im Ernst – das ist relativ simpel. Der Aufschläger sagt, in welche Ecke er serviert und wohin sich der Netzmann stellen soll…
Andreas Mies: Verrat‘ nicht so viel, der Gegner liest mit…

Zwischendurch geht ihr auch mal getrennte Wege und spielt mit anderen Partnern. Kann man dabei seinen Horizont nochmal erweitern?
Kevin Krawietz: Wenn man mit erfahreneren Doppelspielern auf dem Feld steht, kann einen dies schon nochmal weiterbringen. Man tauscht sich ja auch neben dem Feld aus, trainiert zusammen etc.
Andreas Mies: Wenn man so viele Turniere gemeinsam spielt, tut es auch mal gut eine Pause einzulegen. Das ist wie in einer Beziehung – wenn man sich zu viel sieht, kann man sich auch mal auf die Nerven gehen. Zum Glück ist das bei uns kaum der Fall.

Eingespielt zu sein, hat euch auch in Sachen Davis Cup geholfen, oder?
Kevin Krawietz: Der Deutsche Tennis-Bund hat sich schon länger ein eingespieltes Doppel gewünscht. Es ist halt nicht immer so, dass die besten Einzelspieler auch das beste Doppel ergeben. Das ist für uns natürlich top, denn so konnten wir uns unseren Traum erfüllen für den Davis Cup nominiert zu werden.