Kein Fitnessstudio: Bewege dich im Gleichgewicht

Gastautor Nico Lang ist Inhaber der Sporthalle Massenbachhausen und versorgte bereits in früheren Ausgaben die SPORTHEILBRONN-Leser unter der Rubrik #teamsporthalle mit Tipps zu Themen wie Ernährung oder Trainingsmethoden. Mit seiner neuen Rubrik „Kein Fitnessstudio“ möchte er unsere Leser in dieser Ausgabe dafür sensibilisieren, Sport mit anderen Augen zu sehen.

Autor: Nico Lang

28. April 2023

Wenn sich etwas in Balance befindet, ist es per Definition im Gleichgewicht der einwirkenden Kräfte. Demnach befindet sich das „Objekt“ in absoluter, zumindest sichtbarer Unbeweglichkeit. Der Schwerpunkt liegt inmitten der Auflagefläche des Objekts.
Wenn ein Mensch balanciert, verstehen wir darunter eine grundlegende koordinative Fähigkeit, die notwendig für das Bewältigen jeder noch so banalen Aufgabe zu sein scheint. Wenn wir nicht im Stande wären, aufrecht zu stehen, wie sollen wir fähig sein zu laufen? Wenn wir unseren Standpunkt in Raum und Zeit nicht verstehen, wie sollen wir auf ein Fahrrad steigen und losfahren?
Um „das Gleichgewicht“ halten zu können, müssen Ströme von Informationen aus verschiedensten Systemen extrahiert und vom Nervensystem verarbeitet werden. Nur so kann körperliche Bewegungskohärenz, geleitet von elektrischen Impulsen sensibel, fein abgestimmt und exakt stattfinden. Ja, eine sehr komplexe Kette von Ereignissen, damit wir uns balanciert bewegen können. Alles passiert immer und immer wieder, in einer Zeitspanne eines Augenblicks.
Die Grundlagen unseres Gleichgewichts werden in jungen Jahren zwischen null und zwölf Jahren ausgebildet. In dieser Zeitspanne ist unser Körper besonders plastisch und anpassungsfähig. Danach ist das Gleichgewicht als fundamentale Kreuzqualität körperlich unrelevanter und wird zur Spezialität eines Bezugsfeldes. Der Handstand im Turnen oder Schüsse und Schläge einer Spielsportart entwickeln spezifische Qualitäten von Gleichgewicht. Differenziert und individuell.
ERLAUBE DIR KOMPLEXITÄT,
UM GLEICHGEWICHT HERZUSTELLEN
Um ein gut ausgebildetes Körperbewusstsein zu entwickeln, ist es naheliegend, körperliche Balance herzustellen. Als Struktur betrachten wir hier ein organisches Gefüge, das aus Teilen besteht, die wechselseitig voneinander abhängen, um ein lebendiges Ganzes zu formen. Gewebe bedingt Gewebe, oben korreliert mit unten, von rechts nach links, vorne im Vergleich zu hinten.
Tatsächlich entsteht balancierte Bewegung in einer Schnittstelle zwischen Individuum und einer Vielzahl sich permanent ändernder Rahmenbedingungen. Diese Rahmenbedingungen können auferlegt sein, ziel- oder zweckgebunden formuliert werden, jedoch auch umgebungsabhängig wechseln. Beispiele hierfür sind das Wetter, Mitmenschen, Interaktionselemente oder innere Stimmungen.
All dies hat einen Einfluss auf das tatsächliche Gefühl von Gleichgewicht eines Menschen. Ist es kompliziert, dieses Handlungsfeld zu ergründen? Ist es anspruchsvoll daran zu arbeiten? Bereitet es Tiefe für wertschöpfende Investigation? Ja.
Also lasst es uns versuchen!