Hockey Club TSG Heilbronn – Ambitioniert in die Zukunft

Wachstum lautet das Zauberwort beim Hockeyclub der TSG Heilbronn. In den nächsten Jahren soll die Mitgliederzahl von derzeit knapp 400 auf 600 bis 800 Mitglieder gesteigert werden – ein ambitioniertes Ziel. Vor allem im Jugendbereich sollen neue Kinder aus allen Altersgruppen rekrutiert werden, um den Unterbau der Damen- und Herrenmannschaft langfristig zu verbessern. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, veranstaltet der Hockeyclub immer wieder Aktionstage, an denen Kindern der Hockeysport nähergebracht werden soll. Mit den Girlsdays, Freund:innentagen etc. konnten 2022 einige neue Spieler:innen generiert werden. Doch der zukunftsorientierte Plan greift für die etwas strauchelnde erste Herrenmannschaft nicht schnell genug. Mit Hilfe der Social Media-Kampagne #Umziehen sollen deshalb Spieler von außerhalb ins Unterland kommen. Eine spannende Zukunft steht bevor.

Autor: Nils Arnold

1. Februar 2023

Sieben Spiele, acht Punkte – so lautet die Bilanz der Herrenmannschaft des Hockeyclubs TSG Heilbronn in der 1. Verbandsliga Baden-Württemberg. Auch die Feldsaison lief im alten Jahr nicht so, wie man es sich erhofft hatte. Zu viele Spieler hatten die Mannschaft aufgrund ihres Studiums oder beruflicher Veränderungen verlassen. „In den letzten Jahren waren die Jahrgänge, die in die Herren aufgerückt sind, zu dünn besetzt, sodass sich diese strukturelle Lücke jetzt auf die Herrenmannschaft auswirkt“, erklärt Abteilungsleiterin Daniela Bamberg. „Wir suchen dringend Spieler für den Rest der Feldsaison“, führt sie weiter aus.

Die Social Media-Kampagne #Umziehen soll dabei helfen, talentierte Spieler für die erste Herrenmannschaft zu gewinnen. Studienplätze bei der DHBW Heilbronn oder dem Außenstandort der TU München, sowie attraktive Jobs bei einem der 15 international und national agierenden Kooperationspartnern sollen Hockeyspieler anziehen. Mit Liam Seehaus kam aus Ludwigburg bereits ein erster Spieler aufgrund der Kampagne nach Heilbronn. Dazu absolvieren einige Spieler hier ihre Pflichtpraktika.

In Zukunft hofft die Abteilung, nicht mehr auf diese Art der Rekrutierung zurückgreifen zu müssen. „Wir wollen unsere Jugend in den nächsten Jahren deutlich vergrößern. Um im Spitzenhockey Fuß fassen zu können benötigen wir mindestens doppelt, wenn nicht sogar dreimal so viele Kinder als wir sie derzeit haben“, ist sich Daniela Bamberg sicher.

Mit der männlichen U14 gibt es ein echtes Spitzenteam im Jugendbereich. Die Mannschaft konnte sich sogar für die Zwischenrunde der deutschen Meisterschaften qualifizieren – ein Novum für eine Mannschaft der TSG Heilbronn. Dort musste man sich zwar den überlegenen Teams aus Mannheim und Marienburg mit 0:4 und 1:2 geschlagen geben. Dennoch war dies ein riesiger Erfolg für Mannschaft und Club.

Je mehr Kinder pro Mannschaft, je erfolgreicher kann der Verein agieren. „Unser Ziel ist es 20 Spieler pro Mannschaft zu haben. Da wir langfristig in jeder Altersstufe eine leistungssportorientierte Mannschaft und ein Freizeitteam stellen wollen, benötigen wir mindestens 40 Kinder pro Jahrgang“, gibt sich die Abteilungsleiterin ambitioniert. Auch für den Seniorensport ist eine Zweigleisigkeit geplant. „Wir wollen in Zukunft auch im Seniorenbereich Freizeitmannschaften etablieren. Mit steigenden Zahlen in den verschiedenen Jugendklassen und einer höheren Anzahl an Mannschaften kommen auch immer mehr Jugendliche in die Seniorenmannschaft. Diese Spieler wollen wir ebenfalls an den Verein binden“, stellt sie klar.

Die fünf hauptamtlichen Trainer Michael Kindel, Uli Weise, Uwe Schöneck, Hannah Schlenzig und Phillip Kontusch machen einen guten Job. Mit Leo Hess und Fabian Kraske wurden zuletzt zwei Spieler für die U16-Nationalmannschaft gesichtet. Ob sie den Sprung in den Kader schaffen, wird sich erst im April zeigen.

Um diese Talente in Heilbronn weiterentwickeln zu können, wurde das Leistungssportprogramm „Next Level“ ins Leben gerufen. Ab der U14 wird allen Mannschaften und den Kaderathleten ein Förder- sowie ein Frühtraining angeboten. Dazu kommt eine physiotherapeutische Betreuung bei Beschwerden sowie ein Sondertraining für Kaderspieler. „Wir möchten unseren talentierten Spielern, die die Jugend bei uns durchlaufen, bestmögliche Sportförderung bieten“, sagt Daniela Bamberg.

Ein weiterer Schwerpunkt soll auf die Rekrutierung junger Mädchen gelegt werden. Von 50 Kindern sind in der jüngsten Altersgruppe (U6) nur zehn bis fünfzehn Prozent weiblich. Ein Problem für die nachfolgenden Mannschaften. „Letztes Jahr sind aus der U8 der Mädchen 13 in die U10 hochgegangen. Aus den Minis sind aber nur sieben Mädels nachgekommen. Da konnten wir gerade noch so eine Mannschaft stellen“, schildert die Duale Studentin Hannah Schlenzig das Problem. Bereits im April 2022 wurde ein erster Girlsday veranstaltet. Verknüpft mit einem Spiel der Damenmannschaft konnten junge Mädchen an verschiedenen Stationen erste Berührungspunkte mit dem Hockeysport sammeln. Über 60 Kinder nahmen an der Veranstaltung teil. Auch 2023 soll wieder ein Gilrsday stattfinden.

Ein ähnliches Konzept verfolgt der Freunde- bzw. Freundinnentag des Hockeyclubs. Wie beim Girlsday sollen Freund:innen der bereits im Verein spielenden Kinder das Hockeyspielen näher gebracht bekommen, um für den Teamsport zu werben.

Mit dem geplanten Wachstum treten altbekannte und neue Probleme auf. Die Hallenzeiten für die Wintersaison sind bereits jetzt ein Problem. „Wir sind zurzeit in acht verschiedenen Hallen. Wir können selbst unsere Spiele nicht in einer oder zwei Hallen austragen, sondern müssen durch die komplette Stadt fahren, um beispielsweise Banden hin und her zu transportieren. Da muss es eine bessere Lösung geben“, findet Daniela Bamberg. Einige der Hallen verfügen weder über Küchen noch über Möglichkeiten zur Ausgabe von Essen und Trinken, sodass bei den Spielen kaum Catering betrieben werden kann.

Probleme bereiten auch die Hallenböden. Insbesondere in der Mönchseehalle, in der viele der Trainingseinheiten und Spiele stattfinden, springt der Ball zu leicht vom Boden ab. Außer beim Torschuss darf dieser beim Hallenhockey allerdings nicht höher als drei bis fünf Zentimeter über dem Boden gespielt werden – problematisch, wenn der Hallenboden den Ball quasi von allein springen lässt.

„Nach unserer Gründung hatten wir erst gar keine Hallenzeiten, weshalb wir uns über jede Trainingszeit, die wir in städtischen Hallen bekommen, freuen. Da wir aber auch zum Teil in privatwirtschaftlich betriebene Hallen ausweichen müssen, sind wir wohl der einzige Verein in Heilbronn, der noch einen fünfstelligen Euro-Betrag für Hallenzeiten aufbringen muss“, berichtet Daniel Bamberg über ein weiteres Problem. Schwer vorstellbar, dass mit der Aufstockung der Nachwuchsteams weitere Kosten für Hallenzeiten vermieden werden können.

Auch auf dem Rasen wird die „Platznot“ mit weiteren Kindern und Mannschaften noch größer. Die Bau eines zweiten Platzes neben dem jetzigen Hockeyplatz steht in den Startlöchern. „Wir brauchen den zweiten Platz dringend. Als wir den ersten in Betrieb genommen haben waren wir vielleicht 100 Mitglieder. Jetzt sind wir fast 400, da ist der Platz jeden Tag mehrfach belegt“, so Daniela Bamberg.

Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, ob das ambitionierte Konzept in Richtung Spitzenhockey aufgeht. Der Plan scheint gut durchdacht zu sein – nur die Kinder müssen noch vom Hockey begeistert werden.