Hier wächst zusammen, was zusammen gehört: Der Eishockeysport gewinnt!

Zugegeben, die Konstellation im Heilbronner Eishockey könnte auf den ersten Blick leichter zu durchschauen sein. Da ist auf der einen Seite das Profiteam der Heilbronner Falken als Aushängeschild des Eishockeysports – eine Spielbetriebs-GmbH, die aus dem Heilbronner EC e.V. hervorging und seit 2017 ein rechtlich völlig von ihrem ursprünglichen Stammverein losgelöstes Wirtschaftsunternehmen ist. Dann gibt es den besagten Heilbronner EC, der 1986 gegründet wurde und in dem damals die ursprüngliche Eishockey-Abteilung des REV Heilbronn aufging. Seit die Profimannschaft 2003 als Heilbronner Falken GmbH ausgegliedert wurde, ist der Heilbronner EC ein reiner Nachwuchs- und Amateurverein. Und dann gibt es noch den EHC Eisbären Heilbronn e.V., der seine Ursprünge in den frühen 1990er-Jahren beim HEC-Fanclub „Eisbären Lauffen“ hatte, 2005 als Verein eingetragen wurde und seither in den Amateurligen des Baden-Württembergischen Eishockeybundes spielt. So weit der Status zum Saisonende 2017/18.
Doch nun wurde die Heilbronner Eishockeychronik um ein neues Kapitel erweitert: Die Zusammenlegung von Heilbronner EC und EHC Eisbären! Am 17. März 2018 stimmten die Mitglieder des EHC Eisbären Heilbronn e.V. der Auflösung ihres Vereins nach 13 Jahren zu und machten damit den Weg für eine Eingliederung in den Heilbronner EC e.V. frei. Am 29. März wurde der Zusammenschluss dann offiziell gemacht, als die Mitglieder des HEC bei ihrer Mitgliederversammlung das Team in den Vorstand wählten, das zuvor neun Monate lang in unzähligen Stunden die Zukunft des Nachwuchs- und Amateureishockeys geplant hatte. Wir waren bei beiden Versammlungen dabei und berichten über die Hintergründe.

Fotos: Marcel Tschamke

Autor: Ralf Scherlinzky

21. April 2018

Der neue ehrenamtliche Vorstand des Heilbronner EC (von links): Jan Schablowski (2. Vorsitzender), Alexander Artner (Schatzmeister), Kai Sellers (1. Vorsitzender), Sven Breiter (3. Vorsitzender)

Einst waren sie aus dem Heilbronner EC hervorgegangen, jetzt sind die Eisbären Heilbronn wieder an ihren Ursprung zurückgekehrt. Doch bevor wir auf die aktuelle Entwicklung blicken, drehen wir die Zeit um 13 Jahre zurück:

Das Hobbyteam des damaligen SC Eisbären Ilsfeld beherrscht, mit einem Team voller ehemaliger Nachwuchsspieler des Heilbronner EC, seit einigen Jahren nach Belieben die „Kurpfalz-Eishockey-Liga“. Immer nur zu gewinnen ist langweilig – deshalb gehen Kai Sellers und seine Kollegen mit einem Konzept für dessen 1b-Team auf den damaligen Manager des Heilbronner EC zu, um sich dort einzugliedern und etwas zu bewegen. Dort aber stoßen die ambitionierten Eisbären auf wenig Gegenliebe und beschließen deshalb, einen eigenen Verein zu gründen – den EHC Eisbären Heilbronn e.V.

Mit frischen Ideen, einem ausgeklügelten Marketingkonzept und viel sozialem Engagement entwickelt sich der „zweite Heilbronner Eishockeyverein“ schnell zur Marke. Dazu stellt sich der sportliche Erfolg ein: Zwischen 2013 und 2016 werden die Eisbären viermal in Folge Meister der Regionalliga Südwest und hätten in die Oberliga aufsteigen können. Nach dem sportlichen Abstieg der Falken aus der DEL2 hätte es 2015 theoretisch sogar zum Derby in der Oberliga kommen können.

Doch die Eisbären hatten ein Problem: Sie hatten keine eigenen Nachwuchsteams, die zum Aufstieg notwendig gewesen wären, und wurden deshalb zum Verbleib in der Regionalliga verdonnert. Und selbst dort spielte man seit Jahren nur mit einer Sondergenehmigung, weil es mangels freier Eiszeiten in der Kolbenschmidt Arena schlichtweg nicht möglich war, einen eigenen Nachwuchs aufzubauen.

Im Sommer 2017 kündigte EBW-Verbandschef Guntram Lüdemann dann an, dass die Sondergenehmigung nach der Saison nicht mehr verlängert werden könne. Sprich, der EHC Eisbären müsste bis zum Sommer 2018 mindestens eine spielfähige U8-Mannschaft haben, um weiterhin in der Regionalliga spielen zu dürfen. Dies war letztendlich der Auslöser für das, was eigentlich schon lange fällig war: Den Zusammenschluss von Eisbären und Heilbronner EC.

Der Eisbären-Vorsitzende Sven Breiter nahm Kontakt zu Eisbären-Gründer Kai Sellers auf, der inzwischen Jugendvorstand beim Heilbronner EC war. Erstmals wurde der Begriff „Fusion“ laut ausgesprochen.

Beim HEC hörte man sich Breiters Überlegungen interessiert an, zumal man selbst dringend auf der Suche nach mehr Manpower war, um die vielseitigen Aufgaben im Verein künftig besser bewältigen zu können. Genau diese Manpower hatten die Eisbären mit ihrem eingespielten, elfköpfigen Vorstandsgremium in ihren Reihen, weshalb man sich in der Sache selbst relativ schnell einig war: Der HEC würde Manpower bekommen, die Eisbären die zum Überleben notwendigen Nachwuchsteams – und der Eishockeysport in Heilbronn würde als Gewinner daraus hervorgehen!

Die beiden Vereine bildeten einen Arbeitskreis, der sich regelmäßig traf, Gespräche mit der Stadt führte und verschiedene Szenarien zum Zusammenschluss durchspielte.

Anfang 2018 war man sich dann zur Vorgehensweise einig: Als einzig sinnvolle und ohne allzu viel Bürokratie mögliche Variante wurde die Auflösung des EHC Eisbären Heilbronn e.V. und der Wechsel der Mitglieder zum Heilbronner EC e.V. ausgemacht. Da der HEC seit einigen Jahren keine „erste Mannschaft“ mehr im Spielbetrieb hat, könnte das Regionalligateam der Eisbären sofort deren Platz einnehmen und nahtlos – mit den Nachwuchsteams im Hintergrund – in der Regionalliga weitermachen. Die Marke Eisbären sollte aufgrund ihres Bekannheitsgrades erhalten bleiben, das Team als „HEC Eisbären Heilbronn“ in den Spielbetrieb gehen. Um den Hauptverein nicht weiter zu belasten, sollte sich die „Abteilung Eisbären“ mit eigenem Budget und eigener Sponsorenstruktur wie bisher selbst verwalten. Kai Sellers sollte das Amt des scheidenden ersten HEC-Vorsitzenden Timo Dietz übernehmen, Sven Breiter Nachwuchs- und Amateurvorstand und der bisherige Eisbären-Beisitzer Alexander Artner Schatzmeister des Heilbronner EC werden.

Zwei Hürden standen dem Konzept jedoch noch im Weg – eine außerordentliche Mitgliederversammlung des EHC Eisbären, bei der satzungsgemäß vier Fünftel der anwesenden Mitglieder für eine Auflösung des Vereins stimmen mussten, sowie die Hauptversammlung des Heilbronner EC, bei der die Mitglieder die richtigen Personen in den Vorstand wählen mussten. Beide Hürden wurden ungestreift überwunden, so dass der neue HEC-Vorstand um Kai Sellers (1. Vorsitzender), Jan Schablowski (2. Vorsitzender), Sven Breiter (3. Vorsitzender) und Alexander Artner (Schatzmeister) nun sein Konzept für das Heilbronner Eishockey umsetzen kann.

„Der Kreis schließt sich, es kommt zusammen, was zusammen gehört“, war der neue HEC-Vorsitzende Kai Sellers nach seiner Wahl erleichtert. „Ich bin jetzt seit zwei Jahren im Vorstand des Heilbronner EC, und in dieser Zeit waren wir immer chronisch unterbesetzt. Es war gar nicht möglich, all das umzusetzen, was wir gerne gemacht hätten – insofern gibt es sehr viel zu tun. Wir werden uns nun mit dem neuen, großen Kompetenzteam zusammensetzen und damit beginnen, die Aufgaben zu verteilen.“

Auch dem neuen Jugend- und Amateurvorstand Sven Breiter war die Erleichterung anzumerken. „Wir haben heute nicht nur die Zukunft der Eisbären, sondern die Zukunft des Eishockeysports in Heilbronn gesichert“, sagte der 30-Jährige, der selbst weiterhin für den „HEC Eisbären“ in der Regionalliga dem Puck hinterher jagen wird. „Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, wir haben aber im Nachwuchsbereich einen langen Weg vor uns. Ich werde mich jetzt zeitnah mit den Eltern unserer Kinder zusammensetzen, um zu sehen, wo wir aktuell stehen, wieviele Kinder wir in welchen Altersgruppen haben.“

Dass im Nachwuchs ein Umbruch bevorsteht, machten die Verantwortlichen bei der Hauptversammlung deutlich. „Kinder von auswärts zu holen, die dann ein Jahr später wieder gehen, kann nicht weiter unser Weg sein. Sonst stehen wir bald wieder dort, wo wir jetzt sind, und müssen wegen Spielermangel unsere U18 und U16 herabstufen“, so Kai Sellers. „Der Aufbau von unten nach oben muss wieder funktionieren. Dafür haben wir mit Thomas van Euw jetzt einen neuen hauptamtlichen Nachwuchstrainer verpflichtet, der diese Philosophie teilt.“

Auch bei der Heilbronner Falken GmbH wird der Zusammenschluss von HEC und Eisbären positiv gesehen. Geschäftsführer Atilla Eren, der ebenfalls an der Mitgliederversammlung teilnahm, meinte dazu: „Das Eishockey in Heilbronn ist eine zu kleine Einheit, um in mehrere Lager gesplittet zu sein. So können wir den Sport nun mit einer Stimme vertreten, auch gegenüber der Stadt. Ich freue mich auf den gemeinsamen Weg.“

Die Heilbronner „Eishockey-Legende“ Gerhard Schaaf war ebenso voll des Lobes über die neue Konstellation: „In einer Stadt wie Heilbronn, wo Eishockey nicht der ‚Ursport‘ ist – wie beispielsweise in Garmisch oder Füssen – wirst du den Sport nicht dauerhaft erhalten können, wenn mehrere Kräfte zersplittet agieren. Ich bin kein Freund der Vereinsmeierei. Es darf nicht darum gehen, welches Trikot ein Kind trägt. Es geht darum, dem Kind von der Laufschule bis im Idealfall zu den alten Herren durchgängig die Möglichkeit zu bieten, seinen Sport auszuüben. Dafür können wir jetzt die Voraussetzungen schaffen.“

Jan Schablowski (2. Vorsitzender) brachte den Geist, der bei der Versammlung im Saal schwebte, auf den Punkt: „Ich bin jetzt richtig heiß darauf, mit dem neuen Team loszulegen!“