Heilbronner Falken: Die Existenz ist nicht gefährdet

Die Heilbronner Falken waren gut drauf. Richtig gut. Nach einem 7:6-Sieg gegen die Frankfurter Löwen zum Ende der Hauptrunde am 1. März fieberten die Fans auf die Viertelfinalserie gegen die Tölzer Löwen hin. Doch dann kam Corona und die DEL2 musste die Saison vorzeitig beenden – für Fans und Spieler gleichermaßen ein Schock, dreht sich im Eishockey doch das ganze Jahr über alles nur um die Playoffs. Doch was bedeutet der Abbruch der Saison für die Heilbronner Falken GmbH? Wir haben bei Manager Atilla Eren nachgefragt.

Foto: Marcel Tschamke

Autor: Ralf Scherlinzky

26. April 2020

Die Tür zu den Playoffs war für die Falken geöffnet, der rote Teppich war ausgerollt. Doch eintreten durftet ihr nicht. Welche Konsequenzen hat das für die Spielbetriebs-GmbH?
Atilla Eren: Die Absage der Playoffs hat uns nicht nur um den Lohn unserer Arbeit gebracht, sie hat auch immense Verluste zur Folge. Erfolg ist im Sport normalerweise nicht planbar, da es zu viele Unwägbarkeiten wie beispielsweise Verletzungen gibt. Ist er dann aber erkennbar, dann investiert man. Genau das haben wir gemacht, vor dem Hintergrund, dass die Investitionen durch die zusätzlichen Spiele in den Playoffs gedeckt sind. Wir haben zum Ende der Wechselfrist am 15. Februar nochmal personell reagiert, um auch für den Fall gerüstet zu sein, dass sich einer unserer Schlüsselspieler in den Playoffs verletzt. Schließlich wollten wir dort gut mitspielen. Und dann kam kurz darauf die Absage, ohne eine Chance darauf, noch dagegensteuern zu können.

Was bedeutet das konkret?
Atilla Eren: Das komplette System war für den ganzen März und darüber hinaus ausgelegt. Spielerverträge waren zum Teil vorzeitig bis Mitte, Ende April verlängert worden. Diesen vollen Kosten stehen im März null reguläre Einnahmen gegenüber. Summa summarum sprechen wir für die Playoffs von entgangenen Einnahmen im sechsstelligen Bereich.

Ist die Situation für die Falken existenzgefährdend?
Atilla Eren: Wenn wir diese Zahlen so im Raum stehen lassen würden, dann in jedem Fall, ja. Aber natürlich haben wir sofort mit der Schadensbegrenzung begonnen und ich sehe die Existenz der Falken aktuell nicht gefährdet. Für die Spieler, die bis April unter Vertrag sind, haben wir Kurzarbeit angemeldet. Wir haben gleich das Gespräch mit der Stadt und unseren Partnern gesucht und da wurde uns eine große Solidarität entgegen gebracht. Auch von unseren Fans haben wir eine Welle der Solidarität erfahren – egal ob sie bei den Auktionen unserer Playoff-Trikots mitgeboten, die restlichen Fanartikel gekauft oder uns sogar mit Spenden unterstützt haben. Das ist die Basis, die es uns ermöglicht, auch in der kommenden Saison attraktives Profi-Eishockey in der DEL2 bieten zu können.

Am 18. April hätte zum ersten Mal seit 2004 wieder ein Eishockey-Länderspiel in Heilbronn stattfinden sollen, für das schon viele Karten verkauft worden waren. Hat dessen Absage auch finanzielle Auswirkungen auf die Falken und den Heilbronner EC?
Atilla Eren: Dass das Länderspiel abgesagt werden musste ist sehr schade, aber bis auf den Verlust der Einnahmen hat dies keine direkten Auswirkungen. Der Kartenvorverkauf lief über den Deutschen Eishockey-Bund, insofern brauchen wir uns nicht um Rückerstattungen zu kümmern. Vom DEB haben wir die Zusage bekommen, dass wir in jedem Fall 2021 wieder ein Länderspiel bekommen werden.

Die Geschäftsstelle der Falken ist seit Mitte März geschlossen, das Eis in der Kolbenschmidt Arena wurde abgetaut. Wann nehmt ihr die Arbeit wieder auf?
Atilla Eren: Wir arbeiten zwar mit reduziertem Personal, bereiten aber auch schon das eine oder andere für die kommende Saison vor. Zudem arbeiten wir am Abschluss des Geschäftsjahrs zum 30. April sowie an der Zusammenstellung der Unterlagen für die DEL2-Lizenzierung. Dazu verhandeln wir mit potenziellen Neuzugängen und halten Ausschau nach einem neuen Trainer, nachdem uns unser bisheriger Coach Alexander Mellitzer leider in Richtung Schweiz verlassen hat. Außerdem sind wir im ständigen Austausch mit unserem Kooperationspartner Adler Mannheim.

Ist schon absehbar, wann die neue Saison beginnt?
Atilla Eren: Wir gehen davon aus, dass die Saison wie geplant nach den Sommerferien startet. Darauf arbeiten wir hin. Ob es zu diesem Zeitpunkt tatsächlich losgehen wird, liegt nicht in unserer Macht. Wir werden in jedem Fall bereit sein!