Hakan Aslan (Topsportgroup) – Der Spielerberater als Mentor

Spielerberater, Spielervermittler, Agent – es gibt viele Begriffe, die Personen umschreiben, die sich darum kümmern, dass Teamsportler die zu ihren sportlichen Fähigkeiten und Persönlichkeiten passenden Vereine finden. Vor allem im Fußball geht es dabei oft um Millionenbeträge, was der Hauptgrund dafür ist, dass die Branche in Verruf geraten ist. Doch es gibt auch Berater, die abseits des „Big Business“ agieren und es sich zur Aufgabe machen, talentierte jugendliche Spieler Schritt für Schritt an den Profifußball heranzuführen und dabei vor allem die persönliche Entwicklung des jungen Menschen in den Mittelpunkt stellen. Einer von ihnen ist Hakan Aslan (49). Der gebürtige Regensburger betreut von Neckarsulm aus mit seiner Agentur Topsportgroup jugendliche Spieler und ihre Familien und hat uns im Gespräch Einblicke in seine persönliche Philosophie, aber auch in die oft gnadenlose Fußballbranche gegeben.

Autor: Ralf Scherlinzky

11. November 2024

Hakan, erstmal vorab: Siehst du dich als Spielerberater, als Spielervermittler oder als Agent?

Hakan Aslan: Weder noch. Ich sehe mich als Mentor, der zwar berät und vermittelt, aber vor allem als Vertrauensperson den jungen Spielern und ihren Eltern zur Seite steht. In meinen 35 Jahren in der Fußballbranche habe ich sämtliche Positionen durchlaufen, weiß also, wie das Geschäft läuft.

 

Welche Art von Spielern betreust du?

Hakan Aslan: Inzwischen habe ich mich auf Talente im Nachwuchsbereich spezialisiert. Früher hatte ich mal rund 30 Erwachsene gleichzeitig betreut, von denen die meisten Profis waren. Der bekannteste Name ist vermutlich Ömer Toprak, der dann später in Leverkusen und Dortmund spielte. Ich hatte mich dann aber aus der Branche zurückgezogen, weil mir das Zwischenmenschliche zu kurz kam, weil ich meinen Lebensmittelpunkt nach Neckarsulm verlagert habe und dann auch zweimal Papa wurde. Nach acht Jahren Pause hat es mich wieder gejuckt und ich bin zurückgekehrt – nun aber mit dem Fokus auf Jugendspielern ab ca. 13, 14 Jahren.

Hakan Aslan in seinem Büro in Neckarsulm. Foto: SPORTHEILBRONN

Das stellen wir uns noch schwieriger vor, als mit Profis zu arbeiten, da der Faktor Eltern mitspielt…

Hakan Aslan: Es wäre schlecht, wenn die Eltern hier nicht mit im Spiel wären, denn sie sind der entscheidende Faktor, ob ein Junge Profi werden kann oder nicht. Mit 13, 14, 15 Jahren kann er noch gar nicht richtig einschätzen, was um ihn herum auf seinem angestrebten Weg in den Profifußball passiert. Er muss das richtige Mindset entwickeln und braucht einen Plan für seine Entwicklung abseits vom Fußball, denn am Ende schaffen es statistisch gesehen nur zwei Prozent derjenigen, die in der U19-Bundesliga spielen, tatsächlich in die erste Bundesliga. Für diese Entwicklung spielen seine Eltern eine sehr große Rolle, und auch sie müssen erst verstehen, dass es zum Lernprozess ihres Kindes gehört, wenn es mal zwei, drei Spiele in Folge auf der Bank sitzt. Im Endeffekt sind sie es, die die Entscheidungen zuhause treffen müssen. Ich kann ihnen dabei aber als Stütze zur Seite stehen, um beispielsweise Aussagen und Versprechungen von den Vereinen richtig einzuordnen.

 

In den letzten Jahren sind verstärkt die Nachwuchsleistungszentren (NLZ) in den Mittelpunkt gerückt und es scheint kein Weg mehr in den Profifußball zu führen, ohne dass ein jugendlicher Spieler von zuhause wegzieht und dort lebt und trainiert. Ist das dann nicht eher kontraproduktiv?

Hakan Aslan: Nein, nicht unbedingt. Die NLZs machen einen guten Job, aber natürlich polarisieren sie auch. Der Wechsel ans NLZ ist okay, wenn ein Junge schon mental dazu bereit ist und sich in seinem Heimatverein nicht mehr sportlich weiterentwickeln kann. Was für mich grenzwertig ist, sind die dortigen Programme für U10-Spieler, die Zehnjährige schon in eine Drucksituation reinlaufen lassen, in der sie sich immer und immer wieder beweisen müssen. Da kommen ständig neue Gleichaltrige herein, gegen die sie sich im Kampf um die verfügbaren Plätze durchsetzen müssen. Das nimmt ihnen den Spaß, den sie für ihre Entwicklung beim Fußball unbedingt brauchen. Und wenn sie dann im Feedbackgespräch zum Jahresende ausgemustert werden, bekommen nicht wenige Kinder einen psychologischen Knacks ab.

 

Wie wissen Eltern von talentierten Jugendkickern, dass sie dir vertrauen können und du nur das Beste für ihr Kind möchtest?

Hakan Aslan: Meist kommen die Eltern über Instagram auf mich zu (@topsportgroup) und wir lernen uns dann persönlich kennen. Ich mache am Anfang erstmal keinen Vertrag und gehe damit quasi in Vorleistung, denn die Vertrauensbasis kann auf beiden Seiten erst in der Praxis entstehen. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem klar wird, jetzt wird es für den Jungen im Fußball ernst. Erst da werde ich dann vom Mentor auch zum Berater.