Fußballwelt Heilbronn – Nachwuchsförderung in der Breite

Autor: Michael Roll

16. Januar 2018

Vor etwa drei Jahren startete Viktor Enns, lizenzierter DFB-Elite-Jugend-Trainer, am Standort Frankenstadion Heilbronn sein Projekt Fußballwelt Heilbronn. „Ich wollte in Heilbronn etwas für Kinder und Jugendliche anbieten, als Nachfolgeprojekt des Fußball-Nachwuchs-Zentrums des FCU Heilbronn. Die Förderung der Kinder, egal welcher Herkunft, sollte im Vordergrund stehen und nicht der Geldbeutel der Eltern“, zeigt Enns sehr schnell die Grundgedanken der Fußballwelt Heilbronn auf.

So trainieren am Heilbronner Frankenstadion unzählige Kinder, aus vielen verschiedenen Vereinen, im Alter von sechs bis 13 Jahren, um ihre fußballerischen Grundtechniken zu verbessern. „Wir wollen den Kindern mit Spaß und Freude den Sport näherbringen, fördern und entwickeln. Unser Training dient als Zusatzangebot für alle Vereine aus der Heilbronner Region“, erklärt Hüseyin Kandazoglu, Trainer der Fußballwelt, die Aufgaben und Ziele im Training.

Das Ganze startete als Projekt beim FC Union Heilbronn, war aber von Anfang an für alle Fußballer aus Heilbronn offen. Doch die Erweiterung auf einen zweiten Trainingsabend ließ nicht lange auf sich warten. Der SC Amorbach kam auf Enns zu und wollte eine zusätzliche Förderung seiner Spieler. Das Projekt wurde auf den Standort Amorbach ausgeweitet und im vergangenen Jahr kamen noch Standorte beim TSV Neuenstadt und SV Heilbronn am Leinbach dazu.

Immer wieder trudeln bei Enns weitere Standort-Bewerber ein. „Aktuell sind wir an der Kapazitätsgrenze angelangt“, erläutert Enns, Assistenztrainer des Verbandsligisten FSV Hollenbach, die aktuelle Situation. „Wir sind dabei unsere Strukturen zu überarbeiten, geeignete Trainer zu finden, auszubilden und zu qualifizieren“ – für Enns ist dies die wichtigste Baustelle derzeit. Der dreifache Familienvater hat die zeitliche Belastungsgrenze erreicht. Halbtags arbeiten, die Fahrten nach Hollenbach ins Training, die Organisation der Fußballwelt, alles verschlingt immens an Zeit. „Ich bin meiner Frau sehr dankbar, dass sie mich in alldem so unterstützt. Auch wenn es nicht immer einfach ist, alles unter einen Hut zu bringen.“

Enns lebt für den Fußball und die qualifizierte Ausbildung der Nachwuchsfußballer. Dabei ist ihm die Herkunft der Kinder völlig egal. „Es macht so unglaublich viel Spaß zu sehen, wie sie beim Training glücklich sind, wie sie trainieren, bei jedem Wind und Wetter. Dabei ist es völlig egal wo die Kinder herkommen. Aus allen Nationen, aus vielen Vereinen, ja sogar ohne im Verein zu spielen kommen die Eltern mit ihrem Nachwuchs zu uns. Wir fördern jeden Spieler – auch unsportliche Kinder sind bei uns jederzeit willkommen. Wir machen ein Angebot für alle in der Region, und das sozialverträglich. Mit einem Mitgliedsbeitrag zwischen 19 und 24 Euro im Monat liegen wir sehr weit von den Preisen der professionellen Fußballschulen weg. Das kann sich jede Familie leisten.“

Enns ist die Sozialverträglichkeit des Beitrages sehr wichtig, denn „es geht hier um die Kinder, um menschliche Aspekte nicht um Profit“. Die Mitgliedschaft in der Fußballwelt ist dabei nicht an lange Kündigungsfristen gebunden, sondern läuft nur von Monat zu Monat. Sämtliche Beiträge werden für die Aufwandsentschädigungen der Trainer und für gemeinsame Aktivitäten aller benutzt.

Im sportlichen Bereich geht es in der Fußballwelt vor allem um die individuelle Schulung von Grundlagen. „Wir vermitteln den Kindern grundsätzlich keine Spieltaktik. Es geht uns um die Verbesserung der Grundlagen, Motorik, Koordination und fußballerische Grundtechniken wie Ballannahme, Passen, Schießen. Aber auch Lauftechnik, individuelles Positionstraining und vor allem Persönlichkeitsfindung stehen ganz oben auf unsere Liste.“

Kandazoglu und Enns ist vor allem letzterer Punkt sehr wichtig. „Softskills wie Willenskraft, Teamfähigkeit und Zuverlässigkeit werden den Kindern heutzutage viel zu selten vermittelt. In vielen Vereinen geht es um den Erfolg, dass man die oder jede Mannschaft unbedingt schlagen muss. Wir legen bewusst den Fokus auf Grundwerte wie Fairness, Solidarität, Spaß und Freude.“ 

Foto: Marcel Tschamke