Freestyle-Fußball Spektakel – Deutsche Meisterschaften in Sontheim
Zum zweiten Mal hintereinander fanden Mitte Oktober die Deutschen Meisterschaften im Freestyle-Fußball im Sontheimer Hofwiesenzentrum statt – einer Trendsportart, die ihr eigenes, riesiges Potenzial selbst noch nicht wirklich kennt. Noch besteht die ambitionierte Freestyler-Szene aus einer überschaubaren Gruppe, die sich bis vor Kurzem ausschließlich über private Initiativen selbst organisiert hat. Doch die Grundlagen zum organisierten Sport sind inzwischen gelegt. Auf Initiative des Heilbronner Freestyle-Fußball „Urgesteins“ Ricardo Rehländer befindet sich der DFFB – der Deutsche Freestyle-Fußball Bund – gerade in Gründung.
Autor: Ralf Scherlinzky
200 Neugierige waren diesmal in die Sporthalle im Sontheimer Hofwiesenzentrum gekommen, um dabei zuzuschauen, wie Deutschlands beste Freestyle-Fußballerinnen und -Fußballer um die Deutschen Meistertitel kämpfen.
Rund 40 Balljongleure aus ganz Deutschland haben sich in den Wettbewerben Male, Female und Rookie mit artistischen Moves auf der Bühne gebattelt, um die deutschen Meister zu ermitteln. Richtig spektakulär wurde es nach der Qualifikationsrunde, als sich die jeweiligen Top 16 Male und Female um den Einzug in die nächste Runde duellierten.
Runde für Runde traten jeweils zwei Ballkünstler:innen gegeneinander an, um die drei Kampfrichter („Judges“) Johannes Herr, (Deutschland), Jeffry Chacon (Costa Rica) und Kunal Rathi (Indien) zu überzeugen und in die nächste Runde einzuziehen.
Wie schon im Vorjahr holten sich die Kölnerin Serafina Knapp und Chris Bennet Bröker aus Klingenberg am Main die begehrten Trophäen und verteidigten erfolgreich ihre Titel.
Ricardo Rehländer in Aktion.
Foto: Thomas Kircher
Vor allem im Männer-Wettbewerb waren die Battles ab dem Viertelfinale an Spannung und Spektakel kaum zu überbieten. Dies führte im Finale so weit, dass die Judges nach drei Durchläufen immer noch keine Entscheidung über den Sieger treffen konnten. Sowohl Chris Bennet Bröker als auch dessen Gegner Samuel Weller (München) hatten sich bei ihren Auftritten selbst übertroffen, so dass die Jury den beiden Finalisten jeweils einen weiteren 30-sekündigen Auftritt verordnete. Dort verlor Weller dann zweimal die Kontrolle über den Ball, während Bröker diesen erneut fehlerlos durch die Luft wirbelte und seinen Vorjahrestitel verdient verteidigte.
Sehr zufrieden zeigte sich Ricardo Rehländer, der das Event mit dem Deutschen Freestyle-Fußball Bund nicht nur federführend organisierte, sondern auch selbst als aktiver Teilnehmer auf der Bühne stand. „Das Turnier ist optimal gelaufen und wir hatten weit mehr Zuschauer in der Halle als erwartet. Die Teilnehmer haben das Ganze mega gefeiert und wir sind einfach nur happy, wie gut es auch bei den Leuten angekommen ist, die bisher noch keine Berührungspunkte mit dem Freestyle-Fußball hatten“, sagte der 29-jährige, der es unter die letzten acht schaffte, dort aber gegen den späteren Finalisten Samuel Weller ausgeschieden ist.
Noch setzt sich das Budget des Events fast ausschließlich aus den jeweils 25 Euro Startgebühr der Teilnehmer zusammen. Große Sponsoren: Fehlanzeige.
„Freestyle-Fußball ist stark im Aufwind und wir bieten Sponsoren die Möglichkeit, in einer coolen Atmosphäre die junge Zielgruppe zwischen 18 und 25 Jahren zu erreichen. Nach der Verbandsgründung und der DM-Organisation in diesem Jahr steht die Sponsorenakquise für 2023 ganz oben auf unserer Agenda“, sagt Ricardo Rehländer. „Ich selbst bin bis dahin 30 Jahre alt und werde deshalb vermutlich nicht mehr aktiv teilnehmen. Die vielen Stunden, die ich in diesem Jahr in meine sportliche Vorbereitung investiert habe, kann ich 2023 in die Organisation stecken.“
Aguska: vierfache Weltmeisterin, Weltrekordhalterin, Freestyle-Influencerin
Obwohl sie nur unauffällig im Publikum sitzt, ist Aguska Mnich der Star bei den Deutschen Freestyle-Fußball Meisterschaften in Heilbronn-Sontheim. Teilnehmerinnen der Female Competition stehen schüchtern mit Schuh und Edding-Stift in der Hand vor der 27-Jährigen, um sich Autogramme geben zu lassen. Und natürlich dürfen auch die Selfies nicht fehlen – denn wann hat man schon mal die Gelegenheit, sein Idol live zu treffen und ein paar ungezwungene Worte zu wechseln…
Aguska ist seit 2016 professionelle Freestylerin, gewann viermal die Welt- und zweimal die Europameisterschaft, steht gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Patrick Bäurer im Guinness-Buch der Weltrekorde und ist mit über zwei Millionen TikTok- und 429.000 Instagram-Followern erfolgreiche Influencerin. Fast täglich postet sie in ihren Kanälen neue Tricks, sie jettet rund um die Welt und unlängst ist ihr Freestyle-Buch erschienen.
Im Juni 2022 ging für die gebürtige Polin, die zusammen mit Patrick im Schwarzwald lebt, ein Traum in Erfüllung: „Wir wurden nach Katar eingeladen, um dort die Fußballstars Neymar und Kylian Mbappé von Paris Saint-Germain zu treffen. Die beiden sind richtig klasse Typen, total freundlich und witzig – das hätte ich bei solchen Weltstars nie erwartet. Neymar hatte schon einige Freestyle-Tricks auf Lager, und Mbappé hat alles nachzumachen versucht, was ich ihm gezeigt habe. Das war eine tolle Erfahrung mit den beiden.“
Aguska im Gespräch mit SPORTHEILBRONN-Redakteur Ralf Scherlinzky
Foto: Thomas Kircher
Über ihre Social Media Kanäle erhält sie Anfragen aus aller Welt, wurde unter anderem schon von der Indischen Fußball-Liga gebucht und hatte Auftritte in Ländern wie Sri Lanka und der Ukraine.
Doch trotz ihres vollen Kalenders war sie im Oktober bereits zum zweiten Mal Gast bei der Freestyle-DM in Heilbronn. Während sie 2021 als Judge mit über das Weiterkommen der Teilnehmer:innen entschied, saß sie diesmal als Support für Patrick Bäurer auf den Zuschauerrängen. „Ich liebe es, nach Heilbronn zu kommen, denn das Turnier hier ist klasse. Gegenüber letztem Jahr hat sich das Level sowohl sportlich als auch organisatorisch nochmal um Welten weiterentwickelt.“