Franziska Weidner und Bera Wierhake: SWR-Sportheldinnen tauschen sich aus

Zwei Sportarten, zwei Athletinnen, zwei Geschichten. Doch eines haben sie gemeinsam: Bera Wierhake und Franziska Weidner wurden beide vom Südwestrundfunk (SWR) für die Wahl zum Preis „Sporthelden 2020“ nominiert. Gleich zwei so engagierte Sportlerinnen aus der Region? Klar, dass unsere Redaktion hier aktiv werden und die beiden zusammenbringen musste 😉 Als wir auf Bera und Franzi, die sich zu diesem Zeitpunkt nur vom Hörensagen gekannt hatten, zugegangen sind und ihnen eine Gesprächsrunde für‘s SPORTHEILBRONN-Magazin vorgeschlagen haben, waren sie sofort Feuer und Flamme. Bei unserem Onlinemeeting hatten unsere Redakteure dann Sendepause – denn die beiden haben sich gleich gegenseitig ausführlich „interviewt“. Hier gibt es einige Auszüge von diesem mehr als interessanten Austausch…

Fotos: privat, Ralf Scherlinzky

 

Autor: Lena Staiger

4. März 2021

FRANZISKA WEIDNER…

…ist die SWR-Sportheldin 2020. Zusätzlich zum Masterstudium, neun Schwimm,- und drei Krafteinheiten pro Woche initiierte und betreut die Schwimmerin der Neckarsulmer Sport-Union als Inklusionsbeauftragte der BSG-Neckarsulm eine inklusive Sportler-WG in Heilbronn. Die 24-Jährige befindet sich außerdem in der Vorbereitung auf die im April stattfindenden Olympia-Qualifikationen.

BERA WIERHAKE…

…ist Leichtathletin bei der TSG Öhringen und Mitglied des Nationalteams der Transplantierten. Der Mittelstreckenläuferin wurde im Alter von neun Monaten eine neue Leber transplantiert. Heute ist sie erfolgreich auf den internationalen Bahnen der Welt unterwegs und sechsfache Transplantierten-Weltmeisterin. Neben dem Sport und ihrem dualen BWL-Fashionmanagement Studium engagiert sich Bera sehr für ihr Herzensthema Organspende.

„SWR Sport stellt Sportlerinnen und Sportler in Baden-Württemberg vor, die im Jahr 2020 herausragende Leistungen oder Engagements erbracht haben. Es geht dabei nicht in erster Linie um Titel, Triumphe, WM-Teilnahmen, Medaillen oder Rekorde. Es geht um beeindruckende Persönlichkeiten und deren besondere Geschichten in diesem Sportjahr“ – so beschreibt der SWR den Preis „Sporthelden“ auf seiner Webseite. Unter den fünf Nominierten für das Jahr 2020 befanden sich mit Bera Wierhake und Franziska Weidner gleich zwei Athletinnen aus der Region Heilbronn. Bera und Franziska setzen sich neben Studium und Leistungssport leidenschaftlich für ihre Herzensthemen Organspende bzw. Inklusion ein. Im Zuschauer-Voting hatte Franziska Weidner am Ende die Nase vorn und durfte ihren Preis als Gast in der Fernsehsendung „SWR Sport BW“ entgegennehmen. Mit der Nominierung hatte keine der beiden Sportlerinnen gerechnet. Bera Wierhake befand sich zu dem Zeitpunkt mitten in der Prüfungsphase ihres dualen Studiums. „Ich war total überrascht und habe mir ein bisschen Sorgen gemacht, wann ich Zeit haben würde, um das Video mit dem SWR zu drehen“, berichtet sie. „Dann ging aber doch alles relativ flott und wir hatten einen sehr schönen Drehtag. Es hat richtig Spaß gemacht, die verschiedenen Locations abzufahren und dort die Szenen zu drehen“, erzählt Bera über ihre Erfahrungen mit dem SWR. Auch für Franzi Weidner kam die Nominierung unerwartet: „Ich hätte niemals damit gerechnet, dass ich überhaupt unter die letzten fünf kommen würde, die dann näher vorgestellt werden“. Worin sich aber beide Frauen einig sind: Unabhängig von der späteren Platzierung ist es überhaupt erst einmal eine großartige Sache, dass ihre Themen Inklusion und Organspende eine mediale Plattform bekommen haben. „Dass die Themen so in den Köpfen der Leute ankommen, ist super“, sagt Franziska Weidner. „Das ist das Wichtigste an dem ganzen Projekt“, stimmt auch Bera Wierhake zu.

Als Franziska dann als Siegerin der Wahl in das SWR-Studio zum Fernsehinterview eingeladen wurde, beschreibt sie ihre Erfahrungen als „Verrückt, einfach nur verrückt. Schon alleine, dass ich den ehemaligen Fußball-Nationaltorwart Timo Hildebrand kennengelernt habe und wir uns einfach so ganz locker unterhalten haben, war etwas Besonderes für mich. Die Wahl war eine Erfahrung, an die ich mich für den Rest meines Lebens erinnern werde“. Auf die Frage, wie ihre Inklusions- Wohngemeinschaft überhaupt zustande kam, antwortet die Schwimmerin: „Wir hatten damals in unserem Bad die württembergischen Kurzbahnmeisterschaften und organisierten eine inklusive Schwimmstaffel mit Schwimmern der Neckarsulmer Sport-Union und der Behindertensportgemeinschaft Neckarsulm. Die Stimmung im Bad war nicht zu vergleichen mit den sonstigen Wettkämpfen, die Zuschauer sind total mitgegangen. Das waren meine ersten Berührungspunkte mit der BSG, und Anfang des Jahres entstand dann die Idee zu der WG. Im August 2020 konnten die drei Jungs einziehen. In der WG wohnen zwei Sportler mit und einer ohne geistige bzw. mentale Behinderung. Ich schaue immer mal wieder vorbei und unterstütze die WG, aber es ist auch beeindruckend zu sehen, wie die Jungs sich weiterentwickeln und sich den Traum vom FRANZISKA WEIDNER… …ist die SWR-Sportheldin 2020. Zusätzlich zum Masterstudium, neun Schwimm,- und drei Krafteinheiten pro Woche initiierte und betreut die Schwimmerin der Neckarsulmer Sport-Union als Inklusionsbeauftragte der BSG-Neckarsulm eine inklusive Sportler-WG in Heilbronn. Die 24-Jährige befindet sich außerdem in der Vorbereitung auf die im April stattfindenden Olympia-Qualifikationen. Franziska Weidner Bera Wierhake 23 selbstständigen Leben erfüllen.“

Bera Wierhake ist über ihren dritten Platz bei der Wahl zum Sporthelden 2020 auch alles andere als traurig. „Durch die mediale Aufmerksamkeit sind ganz viele tolle Gespräche entstanden, unter anderem auch mit einem potenziellen Organspender, der mir einige Fragen stellte. Genau das ist mein Ziel: mehr Aufmerksamkeit und Aufklärung zum Thema Organspende zu schaffen“, erzählt die 19-Jährige begeistert. Eigentlich war geplant, im vergangenen Jahr an der Kinderklinik in Tübingen eine Art Organspende-Tag zu veranstalten, bei dem Bera selbst als Lebertransplantierte für die Fragen der betroffenen Eltern und vor allem der Kinder als „Ansprechpartnerin auf Augenhöhe“ zur Verfügung steht. „Leider konnten wir die Aktion im letzten Jahr aufgrund der Coronasituation nicht durchführen, ich hoffe aber, dass wir das dieses Jahr nachholen können. Ich möchte den Eltern und Kindern Mut zusprechen und Hoffnung schenken, dass man trotz Organspende sogar Leistungssportlerin werden kann“, berichtet Bera.

Wie es bei den beiden Frauen sportlich gesehen weiter geht, hängt natürlich entscheidend von der Entwicklung der Pandemie ab. Für Bera Wierhake fiel bereits die Weltmeisterschaft der Transplantierten in Boston aus. Und auch die für Mitte Mai geplante deutsche Meisterschaft steht nur auf wackligen Beinen. Die Läuferin gibt sich aber weiter kämpferisch: „Man trainiert jetzt eben und geht davon aus, dass die Wettkämpfe stattfinden, viel anderes bleibt einem eh nicht übrig“. Franziska Weidner berichtet über ihre sportlichen Pläne: „Bei uns im Schwimmen ist es ähnlich, die Qualifikationswettkämpfe für die Olympischen Spiele sollen im April stattfinden. Ich bin mal gespannt, irgendwann muss ja feststehen, wer zu Olympia darf und wer nicht“. Chancen für die Qualifikation rechnet sich Franziska auf jeden Fall aus: „Momentan konzentriere ich mich hauptsächlich auf die 100 Meter Kraul für die viermal 100 Meter Staffel, da liegen meine Chancen am besten. Aber auch die 200 Meter Lagen kann ich ganz gut und schnell schwimmen. Im Moment ist es jedoch allgemein sehr schwierig, die Situation einzuschätzen, da so lange keine Wettkämpfe mehr stattgefunden haben und man die Konkurrenz nicht beurteilen kann. Aber ich bin mit dem Verlauf des Trainings sehr zufrieden und bin bereit anzugreifen“. Zum Abschluss des Gesprächs bringen beide den Wunsch zum Ausdruck, auch ihre „Mitbewerber“ um den Sporthelden-Titel, Michael Lohfink, Ramon Gehrmann und Mark Bühler kennenzulernen, um auch ihre Geschichten zu erfahren und sich mit ihnen auszutauschen. Liebe Bera, liebe Franzi – wir sind bereits dran, euch diesen Wunsch zu erfüllen! Alles Gute für euch beide und weiterhin große Erfolge im Sport sowie bei euren jeweiligen sozialen Engagements.