Football-Referee Oliver Litz: Von den Miners direkt zum German Bowl

14 Jahre, nachdem er sein erstes Footballspiel gepfiffen hat, ist Oliver Litz von den Heilbronn Salt Miners am vorläufigen Höhepunkt seiner Laufbahn als Referee angekommen – dem Endspiel der German Football League (GFL). In der zweiten Septemberwoche erfuhr der 38-jährige, zweifache Familienvater, dass er auserkoren wurde, Teil des Schiedsrichterteams beim „German Bowl 42“ zu sein. Vor 14.700 Zuschauern im Deutsche Bank Park in Frankfurt besiegten die Dresden Monarchs die Schwäbisch Hall Unicorns mit 29:18. Mittendrin „Oli“ Litz.

Autor: Ralf Scherlinzky

19. November 2021

Er sei „total nervös“ gewesen, als er am Tag vor dem German Bowl mit seiner Frau und seinem kleinsten Sohn in Frankfurt ankam, berichtet Oliver Litz, der von 2006 bis 2019 selbst bei den Heilbronn Salt Miners aktiv Football gespielt hat. Erst nachdem er einen ersten kurzen Blick ins Stadion geworfen hatte, habe sich die Nervosität etwas gelegt. „Sonst wäre mir vor dem Spiel richtig die Düse gegangen“, lacht der IT-Administrator bei der Stadt Neckarsulm.

Unter den knapp 75 Referees, die mit einer A-Lizenz in der GFL pfeifen, wurden acht Mann nominiert, die sich über die laufende Saison hinweg durch gleichmäßig gute Leistungen bewiesen haben. „Ich war als Linesman auf der Dresdener Seite für die Kette zuständig“, berichtet Oli Litz. „Im American Football hat man ja vier Versuche, um mit dem Ball zehn Yards zu überbrücken. Ich markiere als Linesman die Yard-Linie mit der Downbox, auf der man die Anzahl der gespielten Versuche sehen kann, von wo aus der nächste Versuch startet. Die zehn Yards lange Kette richtet sich daran aus. Dazu beobachte ich den Spielverlauf, achte auf Fouls und pfeife ab, wenn der Spielzug beendet ist.

Eigentlich sind beim Football sieben Referees im Einsatz, für die Playoffs und das Finale wurde jedoch auf acht erhöht. Alle Schiedsrichter sind auf dem Spielfeld gleichberechtigt, wobei der Hauptschiedsrichter das Sprachrohr der anderen ist und deren Entscheidungen verkündet.“

Am großen Tag kam der Bad Friedrichshaller dreieinhalb Stunden vor Spielbeginn ins Stadion, um sich gemeinsam mit der Schiedsrichter- Crew auf das Spiel einzustimmen. Bis zum Spielbeginn herrschte bei ihm „Nervosität pur“, dann war er im Flow.

„Einer der großen Unterschiede zu einem normalen GFL-Spiel sind die Zuschauer. In der GFL haben wir sonst maximal 2.000 oder 3.000 Fans, und hier waren es 14.700. Man versucht das auszublenden, aber der Lärm ist unüberhörbar und macht die Kommunikation zwischen uns Schiedsrichtern schwierig. Wir sind ja weit auseinander und müssen uns per Handzeichen und zusätzlich per Funk austauschen. Funk war bei dem Geräuschpegel kaum möglich, weshalb wir uns auf Handzeichen beschränkt haben“, erzählt Oliver Litz, der mit seiner Leistung im Spiel zufrieden ist.

„Im Vorfeld hatte ich schon mal etwas Zweifel, ob ich wirklich der Richtige für ein Finale bin. Aber spätestens, als ich mir das Video im Nachhinein nochmal angeschaut habe, wusste ich: Meine Zweifel waren unberechtigt“, strahlt Oliver Litz. Dass „gefühlt jeder“ sich den German Bowl live angeschaut hat, bemerkte er spätestens in der Kabine beim Griff zum Handy: „Ich hatte unglaublich viele Nachrichten mit dem abfotografierten Fernseher. Mein Handy hat regelrecht geglüht und meine ganze Familie, meine Freunde und die Vereinskollegen von den Miners haben mir die Daumen gedrückt.“