Falken-Trainer Alex Mellitzer: „Das Saisonende war schon enttäuschend“

„Die vorrangigen Ziele sind, gut aufzutreten und attraktives Eishockey zu zeigen, damit die Leute in die Halle kommen“ – diesen Satz hatte
Alexander Mellitzer im Juli 2018 im Interview mit dem Stadtverband für Sport zu Protokoll gegeben. Acht Monate später hat der Österreicher sein damals gesetztes Ziel erreicht: Die Heilbronner Falken konnten ihren Zuschauerschnitt in der Hauptrunde um fast 250 Fans pro Spiel steigern und stellten mit 204 erzielten Toren die viertbeste Offensive der DEL2. Nur die Defensive hinkte den Erwartungen hinterher. Ralf Scherlinzky traf sich nach dem Aus in den Pre-Playoffs gegen Dresden mit dem Falken-Coach, um ein Fazit zur abgelaufenen Saison zu ziehen.

Fotos: Marcel Tschamke

Autor: Ralf Scherlinzky

24. April 2019

Nach guten Leistungen in den ersten beiden Spielen gegen Dresden kam das Saisonaus in Spiel drei der Pre-Playoff-Serie recht überraschend. „Vorne hui, hinten pfui“ – trifft das den Nagel auf den Kopf?
Alexander Mellitzer: Über die Saison gesehen, war die Defensive sicherlich nicht unser Aushängeschild. Wir waren nicht grottenschlecht, aber wir waren nicht gut genug, um mit einem Sieg in Spiel drei gegen Dresden die Playoffs zu erreichen. Im zweiten Spiel der Serie in Dresden waren wir schon nicht wirklich gut, haben uns aber dank der starken Special Teams in die Verlängerung gerettet. Dort hat uns dann ein individueller Fehler das Spiel gekostet. In Spiel drei zuhause hat uns trotz der Führung der nötige Biss gefehlt – und plötzlich bist du dann draußen und hast nichts mehr mit den Playoffs zu tun. Das war schon enttäuschend.

Du hast jetzt deine erste komplette Saison als Cheftrainer hinter dir. Wie war die Saison für dich persönlich?

Alexander Mellitzer: Ich konnte mir ein ausführliches Bild vom Niveau der Liga machen und weiß jetzt, was gebraucht wird, um erfolgreich zu sein. Eislaufen ist wichtig, Defensivverhalten genauso. Und es ist auch wichtig, dem Spielsystem treu zu bleiben. Die DEL2 ist eine sehr gute Liga mit vielen Top-Spielern, die teilweise sogar schon in der NHL gespielt haben. Da werden nochmal einige dazukommen, so dass die Liga sich weiterentwickeln und vom Niveau her noch besser werden wird.

Vor der Saison sprachen wir von der Aufgabe, die jungen Förderlizenzspieler der Adler Mannheim zu integrieren. Vor allem bei Alex Lambacher und Samuel Soramies hat das hervorragend geklappt…
Alexander Mellitzer: Ja, die beiden haben richtig gut gespielt und sie ergänzen sich auch prächtig. Alex ist trotz seiner erst 22 Jahre ja kein unbeschriebenes Blatt mehr. Er ist eigentlich schon ein gestandener Spieler, der bereits einige Länderspiele sowie eine A-Weltmeisterschaft für Italien gespielt hat. Er war lange verletzt und hat sich bravourös zurückgekämpft. Und Sammy Soramies hat mit seinen 20 Jahren gezeigt, dass man im Profi-Eishockey eine Rolle spielen kann, wenn man den Sommer durch hart arbeitet und topfit in die Saison geht. Auch in der kommenden Saison werden wir wieder neue Lambachers und Soramies‘ von den Adlern bekommen. Wir werden da wieder mit gut ausgebildeten und motivierten Spielern ausgestattet.

Du bist letzten Sommer mit der ganzen Familie nach Heilbronn gezogen. Haben sich deine Frau und deine Kinder auch gut eingelebt?
Alexander Mellitzer: Ja, absolut. Meine Tochter und mein Sohn trainieren bei Annett Wiedemann in der Turnschule der TG Böckingen, und da wird auch unser Dritter ab Herbst dabei sein. Außerdem spielen alle drei auch Eishockey beim Heilbronner EC.

Wir treffen dich zum Interview hier jetzt beim Nachwuchstraining vom HEC. Bringst du dich auch bei der Jugendarbeit mit ein?
Alexander Mellitzer: Heute war das eher Zufall. Mein Sohn war auf dem Eis und sein Trainer war allein mit den Kids. Da bin ich kurz heimgefahren und habe meine Schlittschuhe geholt. Aber Nachwuchs-
training ist ja eh mein Ding. Ich habe das sieben Jahre in Klagenfurt gemacht. Und heuer hat der KAC in sämtlichen Altersgruppen den Österreichischen Meistertitel gewonnen – das hatte es noch nie gegeben. Das waren alles meine Jungs, da bin ich schon ein bisschen stolz, dass ich die Grundlagen dazu mit gelegt habe.

Für die Kinder beim Heilbronner EC ist es bestimmt auch eine tolle Sache, wenn plötzlich der Cheftrainer der Falken mit auf dem Eis steht…
Alexander Mellitzer: Ich weiß nicht, wieviele von den Kleinen mich kennen. Aber bei uns in Österreich bedeutet das schon etwas. Da schauen die Kinder zu einem auf.