Falken-Coach Alexander Mellitzer: Co-Trainer von Team Österreich

Autor: Ralf Scherlinzky

23. Juni 2019

Bei der Eishockey-Weltmeisterschaft im Mai 2019 war Alexander Mellitzer, Trainer der Heilbronner Falken, überraschend als Co-Trainer der Österreichischen Nationalmannschaft dabei. Wir haben uns mit dem 39-Jährigen über seine Erfahrungen und den Abstieg Österreichs in die B-Gruppe unterhalten…

Kam die Nominierung auch für dich so überraschend wie für die Fans der Falken?
Alex Mellitzer: Absolut! Der Teamchef hatte mich angerufen, weil ihm kurzfristig ein Co-Trainer ausgefallen war. Er fragte, ob ich mir vorstellen könnte dabei zu sein. Nach einer kurzen Rücksprache mit meiner Frau habe ich ihm zugesagt. Eine A-WM ist eine super Erfahrung, die einen absolut weiterbringt.

Was waren deine Aufgaben bei der WM?
Alex Mellitzer: Während des Spiels war ich Coach für die Verteidiger. Im Training habe ich den Headcoach bei den Übungen unterstützt und mich um das Off-Ice-Warmup gekümmert. Zusammen mit dem zweiten Co-Trainer haben wir unsere Spiele und die der Gegner auf Video geschaut und analysiert.

Wenn kurz vor der WM plötzlich ein neuer Co-Trainer auftaucht, wie sieht es da mit der Akzeptanz beim Team aus?
Alex Mellitzer: Das war gar kein Problem. Coolerweise waren viele Spieler dabei, die ich damals schon in der U20 gecoacht hatte. Bis auf einen oder zwei hatten mich alle schon gekannt. Vor der WM waren wir ja auch noch im Trainingslager. Da hatten wir Zeit, um uns aneinander zu gewöhnen.

Ihr seid mit teilweise heftigen Niederlagen ins Turnier gestartet und hattet wohl das bitterste vorstellbare Ende – den Abstieg nach Penaltyschießen…
Alex Mellitzer: Das war in der Tat bitter und hat mir für die Jungs leid getan. Es war von vorneherein klar, dass es für uns auf das letzte Spiel hinauslaufen könnte. Gegen Russland, Schweden, Kanada etc. kann man nur lernen, aber wir hatten dann eben in den Spielen gegen Gegner auf Augenhöhe zu viele individuelle Fehler gemacht. So ist der Sport.

Wirst du weiterhin bei der Nationalmannschaft dabei sein?
Alex Mellitzer: Das ist recht unwahrscheinlich. Meine Priorität sind die Falken und ich könnte nur in der DEL2-Pause im November hingehen. Die B-WM ist nächstes Jahr schon im April, aber da habe ich keine Zeit für die Nationalmannschaft, da wir da mit den Falken noch Playoffs spielen werden…

Worin liegt für dich der größte Unterschied zwischen den Spielern bei der WM und dem DEL2-Level bei den Falken?
Alex Mellitzer: Eishockey spielen können sie alle, aber das ist dort schon nochmal anders. Auch wenn bei einzelnen Spielern der Unterschied vielleicht gar nicht ganz so groß ist, sind die Teams in Summe gesehen dennoch nochmal ein Level höher, vor allem was das Tempo und die Fitness angeht.

Was waren für dich die persönlichen Highlights bei der WM?
Alex Mellitzer: Mein Highlight kam schon vor der WM beim Testspiel gegen Deutschland. Wir haben gegen viele Topspieler gespielt – aber keiner war so dominant wie Leon Draisaitl. Die Art und Weise, wie er das Spielgeschehen dominiert, ist sensationell. Und dann hatten wir natürlich im Hotel oder in der Warm-up Area viel Kontakt zu anderen Teams. Da bist du mit „Stars“ wie Alexander Ovechkin, Evgeny Malkin oder Gabriel Landeskog zusammen. Man erwischt sich schon dabei, wie man mal genauer hinschaut. Aber als Trainer gehst du da natürlich nicht rum und machst Selfies…

Foto: Marcel Tschamke