Ein paar praktische Gedanken zu Krisen


Autor: Nico Lang
Intro
Mein Name ist Nico Lang. Ich bin Gründer der Sporthalle Massenbachhausen, einer Sport- und Gesundheitseinrichtung mit klaren Strukturen. Wir betrachten Sport, Leistung, Probleme oder Krankheiten immer in einem Gesamtzusammenhang, um gute Strategien für Menschen zu bauen. Es bilden sich oft abstrakte, zunächst nicht nachvollziehbare Herangehensweisen.
Perspektivwechsel
Nachdem wir Corona-bedingt die Sporthalle schließen mussten, ergaben sich einige offene Fragen. Was passiert mit den Mitgliedsbeiträgen? Was kann trotz Schließung erledigt und bearbeitet werden? Welche Dienstleistung kann durchgeführt werden, welche nicht? Was ist erlaubt? Wie halten wir den Kontakt zu unseren Mitgliedern aufrecht? Wie gewährleisten wir trotz schnell notwendigen Lösungen unsere Qualitätsstandards in Betreuung, Beratung oder Trainingsinhalt? Schaffen wir das alles?
Lösungsansätze
Natürlich bieten digitale Medien, Smartphone, Internet und staatliche Subventionen oder ein familiärer Rückhalt viele Möglichkeiten, den Kopf über Wasser zu halten, Ängste zu überwinden, Existenz abzusichern oder neue Wege zu erkennen. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass jede Krise, vor allem DIESE Krise Chancen, Gedankengut und Lerneffekte bereithält, die ihresgleichen suchen.
Jetzt kommt das Wichtigste
In letzter Zeit habe ich oft Trost und Freude darin gefunden, die verschiedenen Versionen von mir zu schätzen. Das jüngere Ich, das mutig genug war, ein Studium zu bewältigen, die Heimat zu verlassen. Der Teenager, der ein Herz für Neugierde entwickelt hat, jedoch oft Angst hatte Neues auszuprobieren und mit einem selbstbewussten „Nein“ nicht an Dingen teilnahm. Oder die Version von mir, die vor ein paar Jahren entschieden hat, diesen Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Stürmisch, voller Tatendrang und doch ein bisschen naiv.
Ich lache darüber und schaue diese jüngeren Versionen von mir mit meinem geistigen Auge an. Ich umarme sie, ich rede mit ihnen, ich bin stolz auf sie und ich weihe sie in geheime Gedanken über meine Zukunft ein. Dadurch entwickeln sich automatisch auch ältere Versionen von mir. Die Version von mir im nächsten Jahr, die es geschafft hat, eine globale Pandemie zu überleben. Das 40 Jahre alte Ich (momentan bin ich 30), das von Entscheidungen profitieren wird, die ich jetzt, heute und in den nächsten Wochen treffen werde. Die Version von mir, die 50 Jahre alt ist und Bilanz darüber zieht, wie ich in dieser Welt existiert habe. Aber auch die Version von mir, die 70 Jahre alt ist und vielleicht tief in den Freundschaften feiert, in die ich jetzt investiere.
Ich bitte alle Versionen von mir, die ich jetzt beschrieben und genannt habe, sanft mit mir umzugehen. Ich will sie alle dazu überreden mir Hinweise zu geben, auf das, was kommen wird. Ich gehe neue Risiken ein, investiere mit angesparten Rücklagen in die künftige Ausrichtung meiner Sporthalle, ich führe unendlich viele Gespräche mit meinen Mitmenschen, Freunden und Kunden und versuche das letzte Ich zu finden, welches bis jetzt noch nicht erwähnt wurde. Diese geerdete, weise, ruhige und unendlich fröhliche Version von mir ist das gegenwärtige Ich. Das Ich, das diesen Text geschrieben hat, um herauszufinden, wo die Reise hingeht.
Und jetzt DU
Bitte nimm dir etwas Zeit, um über Versionen von dir nachzudenken. Diese Übung ist eine zutiefst intime, aufschlussreiche Praxis, die Heilung, Einsicht und vor allem Hoffnung mit sich bringt.
Die Aufgabe für den Tag:
Schreibe einen Brief an dein jüngeres Ich. Bedanke dich bei ihm, lobe es, fang an zu schimpfen, tröste es – setze dich auf die Art und Weise mit einer oder mehreren Versionen dieses jüngeren Ichs auseinander, wie es dir in den Sinn kommt und du es für richtig erachtest.
Danach wenden wir uns der Erforschung des älteren Selbst zu. Was möchtest du ihm sagen? Hast du Fragen? Erzähle dem älteren Ich, was du jetzt tust, damit ihr euch später einmal treffen könnt. Wo könntest du leben? Was könntest du arbeiten? Mit wem teilst du deine Zeit und deinen Raum?
DIESE Krise birgt Chancen. Ändere die Perspektive, fühle dich nicht eingesperrt. Nutze den Raum deiner Gedanken. Er ist unendlich groß!
Foto: Sporthalle Massenbachhausen