Eduard Popp qualifiziert sich zum zweiten Mal für die Olympischen Spiele

Autor: Ralf Scherlinzky

9. Dezember 2019

Mit einem fünften Platz bei den Ringer-Weltmeisterschaften im kasachischen Nur-Sultan erkämpfte sich Eduard Popp im September die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Wir haben uns mit dem Schwergewichts-Ringer des Bundesligisten RED DEVILS Heilbronn über sein Abschneiden bei der WM unterhalten.

Wie erleichtert bist du über die direkte Olympia-Qualifikation?
Eduard Popp: Den Traum, den man lebt, noch ein zweites Mal in Erfüllung gehen zu lassen, ist schon etwas Besonderes. Dass ich mich schon beim ersten Anlauf für Tokio qualifizieren konnte, verschafft mir nicht nur Erleichterung, sondern auch eine gewisse Planungssicherheit. Vor vier Jahren hatte ich die Qualifikation erst Ende April geschafft und musste vorher von Turnier zu Turnier reisen, damit ich mich qualifizieren konnte. Da musste ich meine Topform konstant halten – das ging unheimlich an die Substanz.

Und diesmal kannst du es nun locker angehen?
Eduard Popp: Locker würde ich jetzt nicht unbedingt sagen, aber ich kann mich in Ruhe auf den Tag X vorbereiten, ohne im Hinterkopf zu haben, dass es womöglich doch nicht klappt. Nachdem wir gezielt auf die WM hin gearbeitet hatten, kommt jetzt eine ebenso geplante Phase, in der ich drei bis vier Monate keine Topform haben darf. Jetzt Vollgas zu geben, wäre hinsichtlich Olympia kontraproduktiv.

Wann beginnt dann die Olympia-Vorbereitung?
Eduard Popp: Wir starten im Dezember mit einem Konditions-Trainingslager der Nationalmannschaft und trainieren dann immer wettkampfspezifischer, je näher es an die Olympischen Spiele hin geht.

Das bedeutet dann im Umkehrschluss aber auch, dass die Bundesliga-Kämpfe mit den RED DEVILS Heilbronn nicht wirklich reinpassen.
Eduard Popp: Sagen wir es mal so: Die Bundesliga-Kämpfe sind nicht unbedingt leistungsfördernd, aber ich sehe sie als Training unter Wettkampfbedingungen. Ich bin bei weitem nicht der Einzige in der Bundesliga, der zum Saisonstart nicht in Topform ist. Auch andere internationale Topleute sind nach der WM müde und tun sich gegen vermeintlich schwächere Gegner schwerer als gedacht.

Bei der WM wurdest du ja im Halbfinale von Riza Kayaalp aus der Türkei gestoppt – ausgerechnet von dem Mann, der dir 2016 in Rio die Bronzemedaille weggeschnappt hatte. Ist es auch ein Ziel für dich, ihn einmal zu knacken?
Eduard Popp: Er ist als dreifacher Welt- und achtfacher Europameister natürlich schon eine Hausnummer – genauso wie Mijaín López Núñez als dreifacher Olympiasieger. Diese beiden zu knacken, ist in der Tat ein Ziel, auf das ich hin arbeite. In Rio hatte ich gegen Kayaalp noch keine Chance. Bei der WM jetzt habe ich gemerkt, dass er durchaus nicht unschlagbar ist. Das war über vier Minuten ein offener Kampf und ich konnte kurz vor Schluss sogar noch auf 1:4 verkürzen.

Warst du eigentlich enttäuscht, dass es bei der WM wieder nicht zu einer Medaille gereicht hat?
Eduard Popp: Klar war die Enttäuschung da. Aber ich wusste gleichzeitig, dass meine Leistung gepasst hat. In dem Moment war der Gegner einfach besser. Natürlich hätte ich gerne eine Medaille gewonnen, aber ich bin mit dem Ziel nach Kasachstan gefahren, alles zu geben, was ich drauf habe – und das ist mir gelungen. Ich verstehe selbstverständlich, dass in unserer Leistungsgesellschaft nach mehreren fünften Plätzen nach einer Medaille geschrien wird, aber ich sehe mich nicht mit einem Medaillenfluch behaftet. Ich habe mich für Olympia qualifiziert und bin verletzungsfrei geblieben – das ist das, was zählt.

Foto: Marcel Tschamke