In unserer letzten Ausgabe hatten wir über deine neue Bestleistung von erst 1,80 m und dann 1,83 m berichtet, jetzt sitzen wir der Deutschen Meisterin gegenüber – und ganz nebenbei hast du zum Saisonabschluss auch noch den Baden-Württembergischen Meistertitel geholt. Hast du das alles schon verarbeitet?
Jara Ellinger: Ich denke schon, ja. Die Sommersaison 2020 war cool, ich mache da jetzt aber kein großes Ding draus. Aber klar, das war sportlich gesehen schon ein erfolgreicher, aber auch anstrengender Sommer. Deshalb haben wir beschlossen, dass ich nach dem Saisonende nun erstmal drei Wochen gar nichts mache und nur regeneriere.

Hat sich durch den Titelgewinn bei den Deutschen Meisterschaften etwas für dich geändert?
Jara Ellinger: Auf Instagram habe ich viele neue Follower bekommen und mir haben zahlreiche Leute gratuliert, die ich gar nicht kenne. Außerdem gab es eine Menge Zeitungsartikel und die Verbände haben viel über mich berichtet. Aber den ganz großen Ansturm gab es nicht.

Du bist als Topfavoritin in den Wettkampf gegangen. Hat dich dieser Status besonders unter Druck gesetzt?
Jara Ellinger: Ja, schon. Der Druck vor einem solchen Wettkampf ist eh recht hoch, aber von einer Favoritin erwartet man dann doch, dass sie gewinnt. Aber es hat ja dann gereicht.

Beim Einspringen hatte man dir den Druck angesehen. Da hat nicht viel geklappt und du bist mit hängendem Kopf zu deinen Trainern Harald Ehlke und Claudia Ellinger gelaufen. Von außen dachte man, das war‘s jetzt mit dem Titel…
Jara Ellinger: Ich war tatsächlich sehr nervös und es hatte beim Einspringen extrem gehakt, was mich ziemlich verunsichert hat. Deshalb bin ich dann schon bei 1,65 m in den Wettbewerb eingestiegen, um mir Selbstvertrauen zu holen und mich in den Wettbewerb reinzukämpfen.

Und dann lief es. 1,65, 1,70 und 1,74 m im ersten Versuch übersprungen, 1,77 und 1,80 m im zweiten. Legt es irgendwann einen Schalter um, wo du merkst, dass es jetzt doch läuft?
Jara Ellinger: Das ist eher ein schleichender Prozess. Von Sprung zu Sprung holt man sich mehr Selbstvertrauen und weiß irgendwann, dass man es packen kann.

Ab 1,77 m wurde es ein Zweikampf mit Blessing Enatoh aus Spandau. Du musstest vorlegen, sie hatte immer wieder die Möglichkeit nachzulegen. Sitzt man in dieser Situation da und hofft, dass bei ihr die Latte fällt?
Jara Ellinger: Man wünscht sich natürlich, dass man selbst gewinnt. Aber ich hätte mich auch für sie gefreut, wenn sie es geschafft hätte. Ich mag Blessing und sie hat mir danach auch nochmal per Whatsapp gratuliert. Da ist schon auch Kameradschaft da, nicht nur Konkurrenzdenken.

Wie war das für dich mit dem Titelgewinn ohne Siegerehrung?
Jara Ellinger: Man geht aus dem Stadion raus, holt Medaille und Urkunde ab – und das war‘s. Der Abschluss hat schon gefehlt, aber das Siegerinterview vor der Kamera hat es dann nochmal kompensiert. Es war eben eine Vorgabe unter den Corona-Bedingungen, da muss es auch mal ohne Siegerehrung gehen.

Corona bringt dich jetzt auch um die Chance, bei der U20-Weltmeisterschaft teilzunehmen, für die du qualifiziert bist, die aber abgesagt wurde…
Jara Ellinger: Ja, das ist sehr ärgerlich, denn ich wollte endlich mal für Deutschland starten. Aber vielleicht schaffe ich es ja nächstes Jahr zur U23-Europameisterschaft. Das wird aber nicht einfach werden, denn die nationale Konkurrenz ist hier sehr groß und ich muss nochmal eine neue Bestleistung schaffen, um mich zu qualifizieren.

Jara Ellingers Siegsprung zum Deutschen U20-Meistertitel: