Der Heilbronner Sportpass 2022: Kostenlose Mitgliedschaft für ein Jahr

Es ist ein völlig neues und deutschlandweit einzigartiges Konzept, das der Stadtverband für Sport Heilbronn gemeinsam mit dem Schul-, Kultur- und Sportamt der Stadt Heilbronn entwickelt hat: Nachdem die Sportvereine der Stadt durch die Corona-Pandemie über 3.000 Mitglieder verloren haben, soll nun der Heilbronner Sportpass 2022 Lust auf die attraktiven Angebote der Heilbronner Sportvereine und eine Mitgliedschaft machen.
In dem 40-seitigen Heft stellen 26 Heilbronner Vereine ihre Angebote in über 60 Sportarten vor. Inhaberinnen und Inhaber des Sportpasses können unverbindlich und kostenlos bis zu sechs verschiedene Sportangebote dieser Vereine testen. Sie müssen sich lediglich zu einer Trainingseinheit anmelden und ihre Teilnahme per Unterschrift bestätigen lassen. Schon nach der ersten bestätigten Trainingseinheit kann bei einem der Vereine eine Mitgliedschaft abgeschlossen werden. Die Mitgliedsgebühr für das erste Jahr – bis zu 75 Euro – wird aus Mitteln des Heilbronner Hilfspakets finanziert, das der Gemeinderat zur Förderung eines Neustarts nach der Corona-Pandemie zur Verfügung gestellt hat. Dazu reicht der jeweilige Verein die Unterschriftenkarte zusammen mit einer Kopie des Mitgliedsantrags beim städtischen Schul-, Kultur- und Sportamt ein.

„Wir wollen die Heilbronnerinnen und Heilbronner mit dem Sportpass dazu animieren, sportlich neue Horizonte zu entdecken, fit zu werden und Freunde im Verein zu finden“, sagen die beiden Vorsitzenden des Stadtverbands für Sport, Christoph Troßbach und Herbert Tabler. „Wir haben in Heilbronn ein sehr breit gefächertes Spektrum an Sportarten, die oft nur wenigen bekannt sind und die wir jetzt im Sportpass zusammengefasst haben. Hier findet mit Sicherheit jede und jeder verschiedene Angebote, mit denen sie oder er neue Horizonte entdecken kann.“

Autor: Ralf Scherlinzky

14. Februar 2022

Zur Finanzierung des Sportpasses schießt die Stadt Heilbronn bis zu 230.000 Euro aus dem Heilbronner Hilfspaket bei. „Mit dieser Summe wollen wir den Vereinen einen kraftvollen Neustart nach der Pandemie ermöglichen und sie dabei unterstützen, für ihre vielfältigen Angebote neue Mitglieder zu gewinnen. Der Sportpass macht dazu ein äußerst attraktives Angebot“, erklärt Bürgermeisterin Agnes Christner.
Der Heilbronner Sportpass, der mit einer Auflage von 10.000 Stück gedruckt wurde, liegt unter anderem im Rathaus und in den Bürgerämtern der Heilbronner Stadtteile, sowie der Tourist Info Heilbronn und an zahlreichen weiteren Stellen aus. Er wird aber auch Teil der Neubürgermappen sein und bei den teilnehmenden Vereinen ausliegen. Der Heilbronner Sportpass kann auch unter www.sport-heilbronn.de von der Homepage des Stadtverbands für Sport Heilbronn als PDF heruntergeladen werden.

Der Heilbronner Sportpass ist eine klasse Sache, um unverbindlich neue Sportarten auszutesten und am Ende auch noch mit einer kostenlosen Mitgliedschaft in einem der besuchten Vereine für ein Jahr belohnt zu werden. Doch wie läuft eigentlich so ein Schnuppertraining ab?

Unsere Redakteurin Lena Staiger, amtierende Deutsche Karate-Meisterin, und Annegret Schneider, ehemalige Junioren-Weltmeisterin im Para-Weitsprung, haben den Sportpass getestet. Die beiden Leistungssportlerinnen wollten Sportarten ausprobieren, die sonst nicht unbedingt im Fokus stehen. Im Sportpass hatten sie die Qual der Wahl und entschieden sich letztendlich für Trampolin, Cheerleading, historische Tänze und Jazzdance.

JAZZDANCE (KUNST 07)

Lena Staiger:
‚Rescue Me‘ von OneRepublic tönt aus den Boxen, als wir in der Gruppe die ersten Bewegungen ausführen. „Rettet mich“ – das dachte ich wohl am Anfang auch ein paar Mal, bis ich den Ablauf einigermaßen verinnerlicht hatte. Nach einem musikalischen Aufwärmen, das mich schon gut ins Schwitzen brachte, wurden uns direkt unsere Plätze in der Aufstellung zugewiesen. „Einfach probieren und mitmachen“, lauteten die Anweisungen. Bei mir blieb es zu Beginn eher beim „Probieren“. Nach einigen zunächst holprigen Durchgängen hatte ich langsam den Dreh raus und es machte großen Spaß, sich in die Choreografie der Gruppe einzufügen. Jazzdance war für mich definitiv koordinativ die anspruchsvollste der getesteten Sportarten, aber gleichzeitig auch diejenige, die mir am meisten Spaß gemacht hat. Der Wechsel zwischen schnellen und langsamen Bewegungsabfolgen und die Herausforderung im Takt und mit den anderen Tänzerinnen synchron zu bleiben, war schon spannend. Aber wenn es einmal gelaufen ist, entsteht eine ganz besondere Energie in der Gruppe. Auch der herzliche Umgang im Team untereinander hat den Abend zu einem sehr schönen Erlebnis gemacht. Gerne wieder!

Annegret Schneider:
Beim Jazzdance durften wir in zwei unterschiedliche Stilrichtungen reinschnuppern. Kaum angekommen, wurden wir schon in die Choreografie eingebunden und herzlich in der Gruppe aufgenommen. Für mich war mit Sicherheit die größte Herausforderung, mir alle Schrittfolgen so schnell zu merken, da doch sehr viele unterschiedliche Bewegungen darin vorkommen. Ich bewunderte immer wieder, wie gut dies bei den anderen aussah und probierte, mir bei Trainerin Marion Amann die Schritte abzugucken. In den langsameren Teilen des Tanzes funktionierte das recht gut. Für den schnelleren Teil hätte ich vermutlich noch eine Stunde mehr gebraucht. Der Spaß war immer vorhanden und in der Gruppe hat niemand von mir erwartet, dass direkt alles funktioniert. Ein anderer Stil wurde uns mit einem Tanz gezeigt, der absolutes Sommerfeeling vermittelte. Sonnenbrille, Sonnenhut und ein rosa Kleid mit Kirschen drauf – wer denkt denn da nicht an Sommer und Freude? Auch wir durften in die Kostüme schlüpfen und den Anfang von diesem Tanz lernen. Vielen Dank für das großartige Training mit euch und die Hilfsbereitschaft von euch allen.

CHEERLEADING (SALT CRYSTALS)

Lena Staiger:
Von wegen nur Ponpons schwingen und hübsch aussehen! Diese klischeehafte Vorstellung des Cheerleadings legt man bei den Crystals ganz schnell ab. Zu Beginn durften wir in einer Vorstellungsrunde die restlichen Mädels und Jungs (ja, auch zwei Männer sind dabei) kennen lernen. Danach ging es sofort ins Warmup, was mich ziemlich ins Schwitzen gebracht hat. Als wir dann in drei Gruppen aufgeteilt wurden, um „Stunts“ zu üben, wurde mir schon etwas mulmig zumute. So einfach einen anderen Menschen überkopf zu drücken, aus der Luft aufzufangen und dafür verantwortlich zu sein, dass sich der „Flyer“ nicht verletzt, das war für mich als Einzelsportlerin schon sehr ungewohnt. Dann selbst einmal oben zu stehen, war mir trotz 100-prozentiger Sicherung nicht sehr geheuer. Als wir zum Schluss noch das „Tumbling“ trainiert haben, konnte ich meine längst vergessen geglaubten Fähigkeiten aus meiner Zeit im Turnen noch einmal ausgraben. Während des ganzen Trainings wurde mir immer wieder bewusst, wie vielseitig und anspruchsvoll das Cheerleading wirklich ist. Wir wurden direkt wie Teammitglieder behandelt und das Vertrauen, das alle ineinander haben, hat mich sehr beeindruckt.

Annegret Schneider:
Bei Cheerleading denke ich sofort an Highschool-Filme, in denen mit der Gruppe wilde Salti und Pyramiden gemacht werden. Dementsprechend war auch mein Respekt vor Cheerleading. Weder kann ich einen Salto, noch einen Spagat – und außerdem habe ich mir nicht vorstellen können, irgendwo oben nur auf den Händen anderer zu stehen. Letzteres durfte ich bei den Salt Crystals probieren.
Schon am Boden bekam ich weiche Knie, und in der „Luft“ umso mehr. Nach einmal runterfallen und aufgefangen werden, war mein Vertrauen gestärkt und es ging wieder hoch. Mir wurde jeder Schritt immer einzeln erklärt, so dass ich am Boden durchgehen konnte, was gleich zu tun ist. Es funktionierte zwar nicht immer alles auf Anhieb, aber letzten Endes klappte alles. Das Wichtigste war für mich Körperspannung halten, Timing und natürlich Vertrauen. Beim Cheerleading ist jede Person wichtig, denn ohne das Team würde niemand durch die Luft fliegen. Außerdem muss man seinen Teamkameraden komplett vertrauen können. Ich hätte nie erwartet, dass mir diese Sportart so viel Spaß machen würde, aber ich bin begeistert.

TRAMPOLIN (TG BÖCKINGEN)

Lena Staiger:
Wenn ich an die Sportart Trampolin denke, kommen mir sofort Bilder in den Kopf von Sportlerinnen und Sportlern, die meterhoch durch die Luft fliegen und dabei gefühlte 100 Drehungen und Schrauben vollführen. Umso gespannter war ich, als wir an einem Montagabend bei der TG Böckingen selbst aufs Sprungtuch durften. Die beiden Trainerinnen Anja und Nina führten unter der Leitung von Diana Kubick die Trainingsgruppe an. Schon im Aufwärmprogramm kam ich ganz schön ins Schwitzen, da neben der allgemeinen Erwärmung und Dehnung auch direkt ein bisschen Krafttraining auf dem Plan stand. Da beim Springen zum Teil das dreifache Gewicht auf den Muskeln, Bändern und Gelenken lastet, gehört die Kräftigung aber einfach schon aus Sicherheitsgründen zum Training dazu. Als ich dann zum ersten Mal auf dem Trampolin stand, habe ich gemerkt, dass es doch wackeliger ist als gedacht. Um schön in der Mitte zu bleiben, braucht es doch einiges an Körperspannung. Wir waren jederzeit von allen Seiten gut gesichert und die Übungen wurden uns langsam und Schritt für Schritt vermittelt. Insgesamt hat es riesig Spaß gemacht und ich habe mich in der Gruppe sehr willkommen gefühlt.

Annegret Schneider:
Ich glaube, jeder stand schon einmal auf einem Trampolin und hatte seinen Spaß beim Springen, doch als Sport kommen Kunststücke dazu, bei denen ich nur beeindruckt staunen kann. Für mich als super unbewegliche Person war schon beim Aufwärmen klar, dass mir hier eine gewisse Grundvoraussetzung fehlt. Für die ersten Versuche sollte es aber reichen – und Dehnung lässt sich schließlich trainieren. Auf dem Sprungtuch ging es nach einer kurzen Eingewöhnung schon an die ersten Sprünge unter der Anleitung von Anja. Im ersten Moment hatte ich ganz schön Probleme, was ich wann mit meinen Beinen und meinem einen Arm machen muss. Weil ich den anderen Arm wegen der Behinderung nicht zum Schwung holen benutzen kann, war das Drehen etwas schwieriger. Besonders spannend war es, als die Trainerin einen Sprung selbst nur mit einem Arm probierte, denn sie weiß im Gegensatz zu mir genau wie der Sprung funktioniert. Im zweiten Versuch klappte es dann auch bei ihr mit nur einem Arm. Mir hat das Training super viel Spaß gemacht und ich freue mich, dass wir in der Gruppe so großartig aufgenommen wurden.

Historische Tänze (Käthchenhochzeitszug)

Lena Staiger:
Unter dieser „Sportart“ konnte ich mir zunächst überhaupt nichts vorstellen. Als wir dann im Trainingsraum standen, wurden wir sehr herzlich begrüßt. Positiv aufgefallen ist mir sofort, dass beim Käthchenhochzeitszug Jung und Alt mitmachen. Von der Schülerin bis zur Seniorin war alles vertreten, auch ein selbsternannter „Quotenman“ war dabei. Auch wir wurden direkt als vollwertige Mitglieder in die Formation gestellt. Es war sehr spannend, die Art von Tanz, die man sonst nur aus Filmen kennt, selbst auszuprobieren. Als wir dann sogar in die altertümlichen Kostüme schlüpfen durften, kam doch direkt ein authentischeres, altehrwürdiges Gefühl auf. Dass die Gruppe vom Käthchenhochzeitszug nicht nur einen Tanz ausführt, sondern auch die Kunst der Darstellung und kurze Schauspielszenen übt, war mir neu. Ich finde es schön, dass die Traditionen und die regionale Geschichte Heilbronns so aufrechterhalten und weitergegeben werden. Und der größte Vorteil: Jede Frau und jeder Mann kann ganz unabhängig von Vorerfahrungen und körperlichen Voraussetzungen teilnehmen, da auch früher die Menschen sich individuell nach ihren eigenen Möglichkeiten bewegt und getanzt haben.

Annegret Schneider:
Jeder kennt bestimmt den einen oder anderen Film, in dem historische Tänze vorkommen. Ich persönlich wusste nicht genau, was mich dort erwarten würde. Die Gruppe führte uns zunächst den Tanz vor, den wir gleich lernen sollten. Im ersten Moment dachte ich mir, dass der Tanz ziemlich lang ist und ich mir das niemals alles würde merken können.
Schnell bemerkte ich, dass es mit Hilfe der anderen in der Gruppe gar nicht so schwierig ist, wie ich zunächst angenommen hatte. Es ging beim Tanzen nicht darum, dass jede Bewegung perfekt ist, sondern um den gemeinsamen Spaß, der definitiv gegeben war.

Am Ende des Trainings konnten wir bei zwei Tänzen mitmachen und ich durfte in einer kleinen Schauspielszene das Käthchen von Heilbronn spielen. Dazu wurde ich vorher auch passend eingekleidet. Herzlichen Dank, dass ich in eine für mich vollkommen neue Welt reinschnuppern durfte und ihr uns so toll aufgenommen habt.