Denise Krebs: sportschau.de-Expertin bei den Spielen in Paris
Als aktive Sportlerin war es das große Ziel für Denise Krebs, einmal bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Dreimal – 2012, 2016 und 2021 – schrammte sie nur hauchdünn an einer Nominierung vorbei. Jetzt, mit 37 Jahren, hat es die ehemalige Mittelstreckenläuferin aus Heilbronn-Biberach geschafft: Als freie Journalistin beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) durfte sie als Expertin für die Laufwettbewerbe sowie als Assistentin von Kommentator Tim Tonder im ARD-Streamingkanal sportschau.de nach Paris fahren. Wir haben uns mit der zehnmaligen Deutschen Meisterin und Team-Europameisterin von 2009 über das Erreichen ihres langjährigen Ziels in „anderer Rolle“ und ihre Erlebnisse vor Ort unterhalten.
Autor: Ralf Scherlinzky
Finally you‘ve made it, Denise. Wie war es für dich, bei den Olympischen Spielen zu sein?
Denise Krebs: Es war super anstrengend. Anders als die Athletinnen und Athleten, die bei ihren Wettbewerben einen Tag lang Stress hatten, standen wir zwei Wochen lang unter Dauerstrom mit täglichen Arbeitszeiten von rund 12 Stunden und nur wenig Schlaf. Dass mir die ARD das Vertrauen ausgesprochen hat, in Paris dabei sein zu dürfen, war aber definitiv die größte und wichtigste Nominierung in meinem Leben – denn die Journalisten-Jobs vor Ort werden jeweils nur einmal vergeben und es gibt viele Kandidaten, die sich darum „batteln“.
Wie hast du davon erfahren, dass du dabei bist?
Denise Krebs: Das war schon im Oktober 2023. Da ploppte eine WhatsApp meines Sportchefs aus Leipzig auf – „herzlichen Glückwunsch, du fährst zu den Spielen“ – und mir ist fast das Handy aus der Hand gefallen, denn die Nachricht hatte mich völlig unvorbereitet erwischt. Wir wussten, dass ARD und ZDF wegen Olympia getagt hatten, aber ich hatte mich nicht wirklich zu den Kandidatinnen gezählt, da ich ja noch recht neu im Job bin und es ältere, erfahrenere Kolleginnen und Kollegen gibt. Die Nachricht, dass ich dabei bin, hat die gleichen Glücksgefühle ausgelöst wie wenn ich mich sportlich qualifiziert hätte…
Wie hat dein Job dann genau ausgesehen?
Denise Krebs: Ich war den ganzen Tag im und um das Stade de France unterwegs. Dabei habe ich viel mit den Athletinnen und Athleten gesprochen, habe das Drumherum um die Wettkämpfe beobachtet und für meinen Kollegen Tim Tonder die Kommentierungszettel vorbereitet. Und bei den Laufwettbewerben habe ich dann als Expertin mit ihm zusammen kommentiert. Während die Wettbewerbe im TV immer als Konferenz gezeigt wurden, waren wir im Livestream im Dauereinsatz, was aber auch den Vorteil hatte, dass wir alle Geschichten in ihrer vollen Dramatik erzählen konnten.
Welches waren dann deine persönlichen Highlights?
Denise Krebs: Eigentlich war alles ein Highlight. Toll war es zu sehen, dass das Stadion schon morgens voller Zuschauer war – das hat mich vor allem für die Athleten gefreut. Das Finale über 100 Meter war eine riesen Show. Dort dabei zu sein und die Atmosphäre aufzusaugen, war schon etwas Besonderes. Und für mich als ehemalige Mittelstreckenläuferin, die es immer zu den Olympischen Spielen schaffen wollte, war es dann auch ein spezielles Highlight, dass ich bei den Mittelstreckenwettbewerben dabei sein durfte.
Denise Krebs im Stade de France.
Bild rechts: Kommentierungszettel für das Finale über 3000 Meter Hindernis mit Background-Informationen über die deutsche Spitzenläuferin Gesa Krause. Fotos: privat
Hat dabei auch eine gewisse Wehmut mitgespielt?
Denise Krebs: Ja und nein. Es sind schon ein paar Erinnerungen aufgekommen, die immer noch weh tun, zumal ich es als Sportlerin vermutlich zu den Spielen geschafft hätte, wenn es die heutigen Nominierungsphasen und das Punktesystem damals schon gegeben hätte. Aber es gab auch den Moment, als ich auf der Tribüne im Stade de France gesessen bin und mir gesagt habe, ich bin jetzt hier und das ist gut so. Ich kann sagen, ich habe in diesem Moment meinen Frieden mit dem Thema Olympische Spiele geschlossen. Ich bin dankbar, diese Erfahrung jetzt als Journalistin gemacht zu haben und das kann mir keiner nehmen. Und wer weiß, vielleicht öffnen sich dadurch irgendwann noch ganz andere Türen.
Warst du komplett in deiner „Bubble“ oder hattest du auch die Gelegenheit, dich mit anderen auszutauschen oder andere Wettbewerbe zu besuchen?
Denise Krebs: Viel Zeit blieb dafür leider nicht. An einem Tag war ich ein paar Stunden unterwegs, habe unterm Eiffelturm ein Selfie gemacht und kurz beim Beachvolleyball und Schwimmen vorbeigeschaut. Im Moderatoren-Hotel bin ich mal mit Esther Sedlacek und Felix Neureuther ins Gespräch gekommen. Ich hatte zuvor nach meinen ersten Einsätzen als Kommentatorin einige kritische Nachrichten bekommen, die teils auch unter der Gürtellinie waren. Darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet und hatte mich schon gefragt, wie es da erst denjenigen gehen muss, die täglich vor der Kamera stehen. Sowohl Esther als auch Felix haben berichtet, dass sie täglich eine Flut von Zuschriften bekommen, dass sie ihren Job aufgeben und nach Hause gehen sollen. Das scheint traurigerweise ein Aspekt zu sein, der mit dem Job einhergeht.