Daniel Fischbuch: „Im ersten Moment war die Niederlage im DEL-Finale sehr bitter“

Daniel Fischbuch ist zweifelsohne der zur Zeit beste Heilbronner Eishockeycrack. Im Frühjahr stand er im Trikot der Eisbären Berlin als erster Spieler, der das Eishockey-ABC in der Heilbronner Eishalle erlernt hat, im Finale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Der DEL-Rekordmeister aus der Hauptstadt war gegen Titelverteidiger Red Bull München schon mit 1:3 Spielen im Rückstand, kam aber nochmal zurück und konnte die Serie auf 3:3 ausgleichen – um im entscheidenden siebten Spiel dann doch den Münchenern noch den Vortritt lassen zu müssen. Wir haben einen Heimatbesuch des 24-Jährigen bei seinen Eltern in Neuenstadt-Stein genutzt, um uns mit ihm zu treffen. Zu diesem Gespräch haben wir den Eishockey-Nachwuchs des Heilbronner EC zum „offenen sportheilbronn-Interview“ in den Knotenpunkt Inselspitze unter der Friedrich-Ebert-Brücke eingeladen, um den Jungs und Mädels die Gelegenheit zu geben, ihr Vorbild persönlich kennenzulernen und „Fischi“ mit eigenen Fragen auf den Zahn zu fühlen. Vor rund 40 Teilnehmern stellte sich Daniel Fischbuch zuerst den Fragen von sportheilbronn-Redakteur Ralf Scherlinzky, ehe er geduldig auch noch alle Fragen aus dem Publikum beantwortete und am Ende für Selfies, Autogramme und persönliche Gespräche zur Verfügung stand.

Fotos: Marcel Tschamke

Autor: Ralf Scherlinzky

15. Juli 2018

Du hast in der letzten Saison 51 Hauptrunden- und 18 Playoffspiele für die Eisbären Berlin bestritten, warst vor allem am Saisonende mit dem Finale im Dauereinsatz – dann war Ende April die Saison vorbei. Was fängt ein Eishockeyprofi mit der vielen Freizeit an, die nach dem Saisonende plötzlich da ist?
Daniel Fischbuch: Die Saison war in der Tat sehr intensiv und man muss erstmal alles herunterfahren und es sich auch gönnen, einfach mal nichts zu tun. Wobei ich trotzdem schon nach wenigen Tagen wieder trainieren gegangen bin. Das brauche ich einfach. Schön war aber, dass ich endlich mal die Zeit hatte, um mich ausführlich um meine Frau und unseren kleinen Sohn zu kümmern, der im März zur Welt kam.

Ihr habt die Saison mit der „Niederlage aller Niederlagen“ beendet. Wie schlimm ist für einen Spieler eine Niederlage im siebten Finalspiel?
Daniel Fischbuch: Im ersten Moment war das sehr bitter. Da stehst du auf dem Eis, siehst die anderen jubeln und denkst dir, das könntest jetzt du sein. Doch diese Enttäuschung ist recht schnell dem Stolz über das Erreichte gewichen. Nach einem 1:3-Rückstand in der Serie zurückgekommen zu sein, als uns alle schon abgeschrieben hatten, und dann die Serie auszugleichen, das war schon eine tolle Geschichte – nur eben für uns ohne Happy End.

Als ihr 1:3 zurück lagt und zu Spiel fünf in München antreten musstet, standet ihr mit dem Rücken an der Wand. Eine Niederlage und ihr wärt raus gewesen. Welche Worte hat euch euer Trainer Uwe Krupp vor dem Spiel mitgegeben?
Daniel Fischbuch: Genießt es, habt Spaß, so etwas werdet ihr in eurem Leben nicht oft erleben. Mehr brauchte er nicht zu sagen. Das hat uns motiviert, wir haben an uns geglaubt und konnten das Spiel gewinnen.

In Spiel sechs hast du dann mit einem schönen Alleingang das entscheidende Tor zum 4:1 geschossen, das euch letztlich das siebte Spiel eingebracht hat. War das dein Saisonhighlight?
Daniel Fischbuch: In dem Moment war es mir eigentlich egal, ob ich oder ein anderer das Tor geschossen hat – Hauptsache wir als Team hatten Erfolg. Im Nachhinein gesehen war das für mich aber schon ein Tor für die Ewigkeit. Ich hatte in den Playoffs zuvor noch nicht getroffen, insofern war das schon ein wunderschönes Gefühl.

Und dann kam das entscheidende Spiel sieben in München. Nach elf Minuten habt ihr 1:0 geführt, acht Minuten später lagt ihr 1:4 zurück. Was war da passiert? Das Momentum hätte nach den vorangegangenen Siegen eigentlich bei euch liegen müssen…
Daniel Fischbuch: Wir sind da auch top motiviert reingegangen und wollten unbedingt Deutscher Meister werden. Nach dem 1:0 haben wir uns aber zu viele individuelle Fehler erlaubt, die München eiskalt genutzt hat. Wir haben zwar nicht aufgegeben, aber es hat nicht gereicht.

In der Saison 2016/17 hast du lange Zeit zu den besten Scorern im Team gehört, hast erste Reihe mit den Kanadiern, Überzahl und Unterzahl gespielt. In der letzten Saison hat man dich aber die meiste Zeit in der vierten Reihe gefunden. War das ein Rückschritt für dich?
Daniel Fischbuch: Nein, absolut nicht. Klar war die Saison davor mit der vielen Eiszeit besser. Aber das war alles auch der Personalsituation geschuldet. Im Vorjahr hatten wir viele Verletzte, während wir in diesem Jahr meist komplett waren. Wir hatten zuletzt zwar eine klare erste Reihe, die zweite, dritte und vierte Reihe haben sich qualitativ aber nicht unterschieden. Mit Martin Buchwieser und Thomas Oppenheimer hatte ich zwei Nationalspieler als Nebenleute. Das sagt eigentlich alles. Letztendlich war die ausgeglichene Besetzung unser Erfolgsgarant, denn wenn einer ausgefallen ist, hatte man einen gleich starken Nachrücker.

Du hast in Berlin für zwei weitere Jahre verlängert. Wie laufen solche Vertragsgespräche ab?
Daniel Fischbuch: Damit habe ich ehrlich gesagt nicht viel zu tun. Das macht mein Berater, und ich bin nur der, der am Schluss das Okay gibt.
Hattest du einen Wechsel in Betracht gezogen?
Daniel Fischbuch: Nein. Meine Familie fühlt sich hier sehr wohl und Berlin tut mir sportlich gut. Deshalb haben wir nicht nach anderen Vereinen geschaut.

Jetzt steht bei den Eisbären ein Trainerwechsel an. Uwe Krupp hat den Verein verlassen, dafür steht der bisherige Co-Trainer Clément Jodoin jetzt in der Verantwortung. Ist das gut oder schlecht für dich?
Daniel Fischbuch: Das werden wir sehen. Ich kenne Clément Jodoin zwar von der letzten Saison, aber er war für die Verteidiger zuständig und wir hatten wenig miteinander zu tun. In jedem Fall finde ich es sehr schade, dass Uwe geht. Er hatte mich damals nach Berlin geholt und hat mir immer sehr viel Vertrauen geschenkt. Er ist nicht nur als Trainer super, sondern auch als Mensch.

Verfolgst du eigentlich das Eishockey in Heilbronn noch?
Daniel Fischbuch: Ja klar, ich bin eigentlich immer auf dem Laufenden, was Falken, Eisbären und den Nachwuchs angeht. Mein Cousin spielt beim HEC-Nachwuchs und ich schaue immer genau, was dort passiert. Und bei den Falken habe ich natürlich vor allem in den Playoffs mitgefiebert, als sie die Serie gegen Bietigheim gespielt haben. Es ist schön zu sehen, dass es es dort wieder bergauf geht, und ich bin zuversichtlich, dass sie in der kommenden Saison direkt in die Playoffs kommen.

Was denkst du über den Zusammenschluss von Heilbronner EC und Eisbären?
Daniel Fischbuch: Das war der richtige Schritt zur richtigen Zeit. Davon können beide profitieren. Die Nachwuchsspieler haben jetzt die Möglichkeit Erfahrungen bei den Eisbären in der Regionalliga zu sammeln und sich dort die Spielpraxis im Seniorenbereich für eventuelle höhere Aufgaben zu holen.

Wie war das damals bei dir, als du noch in Heilbronn im Nachwuchs gespielt hast?
Daniel Fischbuch: Da hatten wir solche Möglichkeiten leider nicht. An Schüler-Bundesliga oder DNL2 war damals nicht zu denken, weshalb ich mit 12 Jahren nach Bietigheim wechseln musste, um weiterzukommen. Heute sind die Voraussetzungen in Heilbronn viel besser.

Was kannst du den Spielern, die uns heute hier zuhören, mit auf den Weg geben, um im Eishockey erfolgreich zu sein?
Daniel Fischbuch: Das Wichtigste ist, nie den Spaß am Eishockey zu verlieren. Gerade in dieser Jahreszeit, wenn das Sommertraining ansteht, fällt es nicht immer leicht die eineinhalb oder zwei Stunden pro Einheit durchzupowern. Aber gerade diese Einheiten sind wichtig, um eine gute Grundlage für die anstehende Saison zu legen. Bei mir war es schon immer so, dass ich mich mit jeder Sommertraining-Einheit mehr darauf gefreut habe, endlich wieder Eishockey spielen zu dürfen. Genauso wichtig ist es aber auch, sich zwischendurch mal gedanklich vom Eishockey zu lösen und andere Sachen zu machen. Denn danach macht das Training gleich wieder viel mehr Spaß als zuvor. (RS)

Fragen vom HEC-Nachwuchs

Hattest du dir jemals vorgestellt, dass du so erfolgreich sein würdest?
Daniel Fischbuch: Vorgestellt nicht, aber es war immer mein Traum, mein Hobby zum Beruf zu machen. Es ist toll, jeden Morgen aufzustehen und zum Training zu gehen. Das macht großen Spaß!

Hast du dich beim Eishockey schon mal verletzt?
Daniel Fischbuch: Ja, vor drei Jahren hatte ich mal eine schwere Nierenverletzung. Da hatte ich in einem Champions League Spiel einen Check bekommen und konnte fast ein halbes Jahr nicht spielen.

Wolltest du aus irgendeinem Grund schon mal mit Eishockey aufhören?
Daniel Fischbuch: Die Frage hat sich mir noch nicht gestellt. Selbst während meiner schweren Verletzung hatte ich nur gehofft, dass es schnell wieder weggeht, damit ich wieder zurück aufs Eis kann.

 

Was war dein größter Fehler im Eishockey?
Daniel Fischbuch: Das ist eine schwierige Frage. In Spiel sieben vom DEL-Finale habe ich einen Fehler gemacht, der indirekt zu einem Gegentor geführt hat.

Was war dein schönster Moment im Eishockey?
Daniel Fischbuch: Ganz frisch ist da noch das Weiterkommen in den Playoffs gegen die Adler Mannheim. Und mit 12 Jahren war ich mit der BW-Auswahl bei einem Turnier in Kanada, wo wir vor 10.000 Zuschauern gespielt haben. Das war auch ein sehr schönes Erlebnis.

Was möchtest du im Eishockey noch erreichen?
Daniel Fischbuch: In jedem Fall möchte ich noch sehr lange Eishockey spielen. Schön wäre ein DEL-Meistertitel. Ein Traum wäre es auch, in den USA zu spielen – am liebsten für die Los Angeles Kings, bei denen ich 2017 ein Trainingscamp absolviert habe. Aber um so eine Gelegenheit zu bekommen, muss ich noch sehr hart an mir arbeiten.

Möchtest du auch einmal in der Nationalmannschaft spielen?
Daniel Fischbuch: Klar, es würde mich freuen für Deutschland aufzulaufen. Bundestrainer Marco Sturm ist auch öfter bei unseren Spielen dabei, aber leider kam es noch zu keinem Kontakt.

Hast du noch mit deinen Eishockey-Freunden von früher Kontakt?
Daniel Fischbuch: Ja, da gibt es einige, mit denen ich hin und wieder Kontakt habe. Ein paar davon spielen noch bei den Eisbären Heilbronn.