Blick über den Tellerrand: „Topplayer“-Konzept des TSG Hockeyclubs

Bei den ambitionierten Heilbronner Sportvereinen entsteht momentan ein „Geist“ des Über-den-Tellerrand-Hinausblickens. Die Vereine erkennen, dass sie mit ambitioniertem Freizeit- oder leistungsorientiertem Spitzensport nicht nur ihren eigenen Sportlern, Mitgliedern und Zuschauern etwas Gutes tun, sondern auch einen Beitrag zur Standortattraktivität der Region Heilbronn leisten. In zahlreichen Gesprächen mit Heilbronner Vereinen hat die sportheilbronn-Redaktion in den letzten Monaten vernommen, dass man diese Tatsache nutzen müsste, um sich besser mit der regionalen Wirtschaft zu vernetzen – und zwar über das reine Sponsoring hinaus. Doch während sich dieser Gedanke vielerorts noch in den Köpfen der Verantwortlichen versteckt hält, hat die Hockeyabteilung der TSG Heilbronn einfach mal gemacht! Herausgekommen ist das Konzept „Heilbronn. Für Topplayer“, über das wir uns mit TSG-Abteilungsleiterin Daniela Bamberg sowie den beiden dualen Studenten des Hockeyclubs, Kevin Vitek und Klemens Barthle, unterhalten haben.

Fotos: Achim Gehrig

Autor: Ralf Scherlinzky

23. April 2018

Sind nach drei Aufstiegen in Folge in der 1.Verbandsliga angekommen. Hinten von links: Yann Kloth, Trainer Michael Kindel, Corbinian Gralka, Mike Römer, Pepe Kauermann. Vorne: Marco Müller, Klemens Barthle, Marius Büttner, Kevin Vitek, Lennart Kuntz, Leon Weinsziehr.

„Am Anfang haben wir überlegt: Wer sind wir, was machen wir, was können wir bieten, um weitere junge Spieler und Trainer nach Heilbronn zu holen?“, berichtet Daniela Bamberg. „Im Hockey hast du top attraktive Städte wie Hamburg, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Mannheim, München. Heilbronn dagegen ist eine Stadt auf den zweiten Blick – also gilt es zu erklären, weshalb es cool ist, nach Heilbronn zu kommen. Deshalb haben wir die Stadt etwas genauer unter die Lupe genommen und haben unsere Standortvorteile herausgearbeitet – die Dynamik, die DHBW, den Ausbau der Uni, die großen, renommierten Arbeitgeber, die Karrierechancen bieten. Da muss man in Deutschland lange suchen, bis man so etwas wie hier findet.“

Mit einem starken Heilbronn-Profil sei es aber noch nicht getan gewesen, so die Inhaberin einer Werbeagentur weiter. Also habe man auch ein Bild der Spieler selbst gezeichnet. „Ein Großteil der Hockeyspieler macht das Abitur, das ist Fakt. Das sind intelligente und motivierte junge Menschen, die im Leben etwas erreichen möchten. Also sind wir damit auf die Firmen zugegangen und haben gesagt, ihr sucht doch junge Teamplayer – das tun wir auch. Lasst uns den jungen Sportlern gemeinsam Perspektiven bieten, dann haben wir eine klassische WinWin-Situation.“

Inzwischen hat der Hockeyclub rund zehn Partnerunternehmen und konnte an diese ungefähr genauso viele Hockeyspielerinnen und -spieler vermitteln. „Die Partnerschaft mit den Unternehmen ist für diese noch kostenfrei, da fließt kein Geld in unsere Richtung. Wir bieten das unter dem Motto ‚WinWin for free‘ an“, so Daniela Bamberg.

Ein wichtiger Partner ist die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), über die der Hockeyclub mit Kevin Vitek und Klemens Barthle zwei Sportmanagement-Studenten ausbildet.

„Neben unseren beiden voll angestellten Cheftrainern sind wir im Verein alle berufstätig und könnten das Rad, das wir hier inzwischen drehen, gar nicht ohne die Unterstützung der beiden sowie unseres ‚Bufdis‘ Lukas in Schwung halten.“

Vor allem das Schulhockey-Projekt hat die jungen Sportler, die zum Ende der Hallensaison mit der ersten Mannschaft der TSG in die 1. Verbandsliga aufgestiegen sind, fast rund um die Uhr beschäftigt. „Wir haben die Schul-AGs eigenverantwortlich organisiert und durchgeführt und hatten jetzt beim Schulhockey-Turnier 50 Teilnehmer“, berichtet Klemens Barthle, und Kevin Vitek ergänzt: „Über das Schulhockey haben wir in den letzten eineinhalb Jahren an die 20 Kinder dazu bekommen, und es sind noch einige weitere, die Interesse angemeldet haben.“

Auf unsere abschließende Frage, ob sich Daniela Bamberg vorstellen könnte, ihr Topplayer-Konzept auch für andere ambitionierte Vereine zu öffnen, überlegt sie kurz und sagt dann: „Darüber habe ich noch nicht wirklich nachgedacht. Momentan ist das Konzept auf Hockey zugeschnitten und aufgrund des hohen Aufwands, den wir damit hatten und haben, müsste es auch eine gewisse finanzielle Beteiligung geben. Darüber reden könnte man aber sicherlich.“