Bettina Englisch: Vizeweltmeisterin bei der Senioren-WM

Eigentlich habe ich mir dieses Jahr viel vorgenommen, was meine Laufleistung angeht. Ich wollte unbedingt neue Bestzeiten im Marathon und Halbmarathon laufen. Doch starke Schmerzen und Probleme an der Leiste bremsten mich aus. Ich konnte fünf Wochen nicht trainieren und selbst das normale Laufen ging nur unter Schmerzmitteln.

Dann standen aber Ende März die Deutschen Meisterschaften in Freiburg an. Dort wollte ich unbedingt starten, obwohl ich kaum trainiert hatte und meine Zeiten nicht die schnellsten waren. Auch stand zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein Teamwettbewerb auf dem Programm, und diesen wollte ich unbedingt mitnehmen. Das Wetter war nicht berauschend und es waren nicht meine Bedingungen. Letztendlich liefen die Meisterschaften aber ziemlich gut, denn ich hatte kaum Schmerzen und bin sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft Dritte geworden.
Somit stand auch fest, dass ich in Polen bei der Weltmeisterschaft antreten würde. Dort wollte ich unbedingt dabei sein,

es war nämlich meine erste Senioren-WM. Pünktlich am Vortag meldete sich dann noch zu allem Übel eine leichte Erkältung, vermutlich dem Anreisestress und dem nassen, kalten Wetter geschuldet. Das Wetter wurde aber nicht besser, am Wettkampftag hatten wir nie mehr als kühle fünf Grad, gepaart mit viel Regen und Wind. Trotzdem habe ich versucht, meine körperlichen und gesundheitlichen Problemchen so gut wie möglich auszublenden.

Die überraschend anspruchsvolle Strecke führte die ersten zehn Kilometer stetig bergauf. Der dauerhafte Wind erschwerte zudem die gewünschte Pace, sodass ich mich hinter einigen Männern im Windschatten einreihte, um Kräfte zu sparen. In der zweiten Rennhälfte ließ zwar die Steigung nach, doch merkte ich in meinen Oberschenkeln, wie die Muskulatur zumachte. Vermutlich, da der letzte Wettkampf erst sechs Tage zurücklag und der kalte Wind die Lage nicht verbesserte.
Das Ziel war, hinter der W40-Favoritin April Lund aus den USA den zweiten Platz zu belegen und einfach taktisch auf die Platzie

rung zu laufen statt auf die Zeit zu achten, was mir letzten Endes auch gut gelang: Ich wurde Vizeweltmeisterin!
Es war, wie schon erwähnt, mein erstes Mal bei einer Senioren-WM und mein zweiter internationaler Wettkampf überhaupt. Die Bronzemedaille mit der Mannschaft rundete das tolle Ergebnis ab. Es war eine super Erfahrung und es hat mir mega Spaß gemacht viele neue Leute kennenzulernen. Einfach unbeschreiblich!

Foto: Privat