Amelie Pfeil und Paula Berroth: „Olympia wäre das größte Ziel“

In der Turnschule der TG Böckingen reifen mit Amelie Pfeil (11 Jahre) und Paula Berroth (9) zwei „Rohdiamanten“ heran, die das Talent und den Biss für eine große Karriere haben. Beide stehen bereits in jungen Jahren im Nachwuchs-Bundeskader und gehören zu den größten deutschen Talenten ihrer Altersklassen. Unser Redakteur Ralf Scherlinzky hat sich mit den beiden Schülerinnen und ihrer Trainerin Annett Wiedemann in die Schaumstoffgrube des Trainingszentrums in der Mörike-Sporthalle begeben, um Amelie und Paula zum ersten Interview ihrer Karriere zu bitten.

Fotos: Marcel Tschamke

Autor: Ralf Scherlinzky

25. Januar 2019

Ich habe euch eine Weile beim Training zugeschaut. Ihr habt immer und immer wieder das Gleiche geübt, seid hingefallen und wieder aufgestanden, und wenn alles geklappt hat, war eure Trainerin teilweise trotzdem nicht zufrieden. Ich hätte ganz schnell die Lust verloren…
Amelie Pfeil: Klar ist es blöd, wenn etwas nicht klappt, aber es macht trotzdem Spaß.
Paula Berroth: Mir macht es auch Spaß, und wenn ich etwas oft mache, werde ich ja auch besser.

Was macht euch denn am meisten Spaß?
Paula Berroth: Barren und Balken.
Amelie Pfeil: Bei mir ist es der Barren.
Annett Wiedemann: Die beiden haben den Vorteil, dass sie schon zu einem gewissen Grad Barren-Spezialistinnen sind, aber auch die anderen drei Geräte gut turnen können. Ohne Barren kommt man im Turnen nicht weit. Und wenn man dazu noch die anderen Geräte beherrscht, ist man ganz vorne mit dabei.

Ganz vorne dabei seid ihr ja jetzt schon…
Amelie Pfeil: Ja, ich gehöre dem Nachwuchskader 2 an und bin beim letzten Test Zweite geworden.
Paula Berroth: Ich wurde beim Bundeskadertest auch Zweite.

Wenn ihr jetzt schon so gut seid, wie oft müsst ihr dann trainieren, um noch besser zu werden?
Amelie Pfeil: Ich gehe ja seit eineinhalb Jahren in Stuttgart ins Internat und besuche die sechste Klasse am Gymnasium. Dort habe ich achtmal Training pro Woche.
Annett Wiedemann: Wenn man sich für den Leistungssport entscheidet, braucht man schon viel Zeit für‘s Training. Es ist wichtig, dass die Kinder ihre Schule zu Ende machen, aber sie müssen ja nicht unbedingt das G8 durchziehen. An den Internaten mit Schwerpunkt Turnen kann man die Schulzeit strecken.

Mit zehn Jahren schon von zu Hause weg aufs Internat zu gehen, stelle ich mir schwierig vor…
Amelie Pfeil: Am Anfang war es schon schwer, von zu Hause weg zu sein und alleine zu lernen. Aber inzwischen ist es gut und ich habe dort auch Freunde.

Paula, du bist zwei Jahre jünger als Amelie. Wie sieht es bei dir mit Schule und Training aus?
Paula Berroth: Ich gehe jetzt in die vierte Klasse und werde im Sommer auf eine andere Schule wechseln. Aufs Internat möchte ich auch mal gehen. Im Moment habe ich in der Woche fünfmal Training.

Welche Pläne und Ziele habt ihr für 2019?
Paula Berroth: Ich möchte meine Wettkämpfe gewinnen. Bei der Gymnastik möchte ich noch ein bisschen am Ausdruck arbeiten.
Amelie Pfeil: Ich darf dieses Jahr zum ersten Mal bei den Deutschen Jugendmeisterschaften starten. Da möchte ich eine gute Platzierung. Und am Barren ist es mein großes Ziel, ein Flugteil mit reinzunehmen.
Annett Wiedemann: Amelie muss mit Zwölf nicht mehr die Pflichtübungen machen, sondern darf Kürwettkämpfe turnen. Und wenn sie da richtig gut ist, könnte sie in diesem Jahr noch den MTV Stuttgart in der 1. Bundesliga unterstützen.

Den Deutschen Meister MTV Stuttgart mit Elisabeth Seitz und Tabea Alt? Kennen die dich schon?
Amelie Pfeil: Ja, wir trainieren in der gleichen Halle und manchmal reden wir auch miteinander.

Habt ihr auch ganz große Ziele, die ihr mal erreichen wollt?
Amelie Pfeil: Ja klar, Olympia wäre das allergrößte Ziel.
Paula Berroth: Da möchte ich irgendwann auch mal turnen.