Alexander Karachun beißt sich bei den Grizzlys Wolfsburg durch

In den vergangenen Ausgaben hatten wir immer wieder über den Heilbronner Eishockey-Profi Daniel Fischbuch von den Eisbären Berlin berichtet, doch er ist nicht der einzige Heilbronner, der in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) dem Puck hinterherjagt. Seit 2016 geht mit Alexander Karachun ein weiterer junger Spieler in der höchsten deutschen Liga aufs Eis, der beim Heilbronner EC groß geworden ist. Schon für die letzte Ausgabe des sportheilbronn-Magazins hatten wir einen Beitrag über den Außenstürmer der Grizzlys Wolfsburg eingeplant, doch war unser geplantes Treffen mit dem 23-Jährigen beim Spiel in Mannheim geplatzt, weil er von seinem damaligen Trainer kurzfristig in die DEL2 zum Kooperationspartner Kassel Huskies beordert worden war. Vier Monate und einen Trainerwechsel später hat sich Alexander Karachun durchgebissen und spielt inzwischen seine bislang beste Saison im Wolfsburger Trikot. Anfang Januar haben wir uns mit dem Sohn des 2004 verstorbenen langjährigen Falken-Stürmers Viktor Karachun im Grizzlys-Teamhotel in Mannheim getroffen und haben ihn anschließend beim Auswärtsspiel gegen die Adler Mannheim in der SAP-Area auch auf dem Eis in Aktion beobachtet.

Fotos: Marcel Tschamke

Autor: Ralf Scherlinzky

26. Januar 2019

Bei unserem letzten Telefonat Ende September 2018 hattest du dir vorgenommen, deine Leistung konstant abzurufen. Das scheint dir gelungen zu sein…
Alexander Karachun: Irgendwie schon. Der Trainerwechsel hat hier viel bewirkt. Seit Ende November läuft es wesentlich besser als zuvor. Mit Brent Aubin und Nick Latta habe ich feste Nebenspieler, mit denen ich gut harmoniere. Mein bislang bestes Spiel war das 4:2 gegen Augsburg, bei dem ich an drei unserer vier Tore beteiligt war.

Wie verhält es sich bei einem Trainerwechsel für einen jungen Spieler. Fängt man da wieder bei Null an?
Alexander Karachun: Ja, ich denke nicht nur die jungen Spieler fangen bei Null an. Der Trainer kennt keinen Spieler und jeder hat die Chance sich zu zeigen und zu beweisen. Bei mir war es so, dass ich am ersten Wochenende keinen wirklichen Eindruck hinterlassen hatte. Deshalb wurde ich beim dritten Spiel wieder nach Kassel geschickt statt mich weiter zeigen zu können. Dann hat sich jemand verletzt und ich war beim vierten Spiel wieder im Team. Seitdem bin ich hier und ich denke, ich habe inzwischen gezeigt, was ich kann.

So richtig läuft es bei euch in dieser Saison aber dennoch nicht…
Alexander Karachun: Stimmt, der Rückstand auf den letzten Playoff-Platz ist recht groß, aber wir geben die Hoffnung nicht auf. Wir hatten vor der Saison einen großen Umbruch im Team und mussten erst zusammenfinden, was nicht so schnell wie erhofft geklappt hat.

Nach dieser Saison läuft dein Vertrag in Wolfsburg aus. Weißt du schon, wie es weitergeht?
Alexander Karachun: Nein, aber mein Agent schaut sich bereits um, ob ich bei den Grizzlys bleiben kann oder ob andere Vereine Interesse an mir haben.

Dein Lebensmittelpunkt ist seit drei Jahren in Wolfsburg. Würde es dir schwer fallen, wenn du wieder umziehen müsstest?
Alexander Karachun: Na ja, ich bin Single und deshalb recht flexibel. Ich habe eigentlich gar nicht viele Sachen in Wolfsburg, und im Sommer bin ich die meiste Zeit in Heilbronn. Außerdem reise ich in der Sommerpause gerne, unter anderem zu meinen Verwandten nach Minsk. Wenn ich irgendwo auf Reisen bin, trainiere ich dort auch – wie im letzten Sommer, als ich in der Slowakei auf dem Eis war.

Du bist auch als Kind und Jugendlicher schon gut rumgekommen.
Alexander Karachun: Genau. Unser Wohnort war immer dort, wo mein Vater Eishockey gespielt hat. Ich wurde in Polen geboren, als er dort spielte. Dann sind wir nach Deutschland gekommen, wo wir dann später in Heilbronn heimisch wurden. Ich habe, bis ich 15 war, das Theodor-Heuss-Gymnasium besucht. Dann kam das Angebot, in St. Pölten in Österreich aufs Eishockey-Internat zu gehen.

Ist es dir schwer gefallen, mit 15 von der Familie wegzugehen?
Alexander Karachun: Anfangs schon. Im ersten Monat hatte ich Heimweh. Aber mit der Schule und dem Eishockey hatten wir so ein straffes Programm, dass ich gar keine Zeit hatte darüber nachzudenken. Ich habe dort Freunde für‘s Leben aus der ganzen Welt kennengelernt und habe mich menschlich weiterentwickelt. St. Pölten war eine tolle Zeit!

Und nach dem Abitur ging dann die Profi-Karriere los. Du hast aber nur ein Jahr bei den Falken gespielt und hast Heilbronn dann verlassen…
Alexander Karachun: Ich habe gedacht, dass es für meine Entwicklung besser ist, wenn ich woanders hingehe. In Heilbronn war ich zwar angesehen, wusste aber nicht, ob ich die hohen Erwartungen erfüllen konnte. Das hing bestimmt auch mit dem Namen meines Vaters zusammen. Deshalb bin ich nach Freiburg gewechselt, wo ich in der DEL2 eine recht gute Saison hatte. Am Ende der Saison kam dann das Angebot aus Wolfsburg. Diese Möglichkeit musste ich natürlich ergreifen.

Dein Vater war bis zu seinem Tod in Heilbronn ja ein Star und Publikumsliebling. Hast du das als Kind so wahrgenommen?
Alexander Karachun: Ja, ich habe mitbekommen, dass er beliebt und erfolgreich war. Aber in dem Alter nimmt man das glaub ich anders wahr. Da ist der Vater immer der Superstar.

War er als Spieler dein Vorbild?
Alexander Karachun: Natürlich. Seit ich ca. sechs Jahre alt war haben wir immer zusammen trainiert, bis er dann gestorben ist als ich neun war. Ich habe ihn immer gelöchert, ob er für mich irgendwelche Übungen hat und was ich machen kann, um mal ein guter Eishockeyspieler zu werden. Ich bin dann schon als Kind viel laufen gegangen, habe irgendwelche Sprints gemacht und im Garten und im Keller mit dem Puck gespielt. Da gab es viel Ärger vom Nachbarn, weil die Scheibe immer gegen die Wand geknallt ist. Das sind gute Erinnerungen…

Wolltest du, als du dich für die Eishockey-Karriere entschieden hast, in die Fußstapfen deines Vaters treten?
Alexander Karachun: Ach, ich wollte einfach mal sehen, wie weit ich es mit dem Eishockey schaffen kann. Natürlich hat man Ziele, aber ich habe mir jetzt keinen festen Fahrplan gesteckt, wann ich es wohin geschafft haben muss. Mein Motto ist, ich gebe mein Bestes, um zu schauen, wie weit ich es schaffen kann.

Gibt es auch einen Plan B, falls es mit dem Eishockey mal nicht mehr klappen sollte?
Alexander Karachun: Ich habe ein Jahr an der Hochschule Heilbronn International Business studiert und die beiden Semester auch abgeschlossen. Aber dann wollte ich schauen, wie weit ich im Eishockey komme. Eine Option wäre, neben dem Eishockey ein Fernstudium zu machen. Aber da muss man dann zu hundert Prozent dabei sein, und ich weiß nicht, ob das neben dem Eishockey her richtig funktioniert. Außerdem habe ich mehrere Interessen und könnte mich im Moment noch nicht auf einen Studiengang festlegen.

Verfolgst du das Heilbronner Eishockey noch?
Alexander Karachun: Klar. Bei den Eisbären spielen noch lauter Jungs aus meinem Jahrgang, und mit Stefano Rupp hatte ich ja auch in Freiburg zusammen gespielt. Auch zu einigen Falken-Spielern wie Corey Mapes habe ich guten Kontakt.

Deine Mutter wohnt in Heilbronn und dein Vertrag läuft aus. Liegt da ein Wechsel zu den Falken nahe?
Alexander Karachun: Ich schaue in die Zukunft und nicht zurück. Und meine Zukunft sehe ich momentan in der DEL.