Bera Wierhake an der Uni Tübingen: Vortrag über Organtransplantation

Bera Wierhake ist seit unserer Sommer-Ausgabe 2020 regelmäßiger Gast im SPORTHEILBRONN-Magazin. Bei unserem ersten Interview, in dessen Verlauf sie damals über ihre Lebertransplantation als Baby und deren Folgen gesprochen hatte, erzählte die mehrfache Weltmeisterin der Transplantierten-Leichtathletik von ihren Plänen, das Thema Organspende und -transplantation mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und Betroffene zu unterstützen. Seither begleiten wir die 20-jährige Studentin der Dualen Hochschule Heilbronn und informieren unsere Leser regelmäßig über ihre Aktivitäten. Am Rande des Heilbronner Leichtathletik-Meetings der TSG Heilbronn Anfang Juli hat uns Bera von ihrem ersten Vortrag an der Uni Tübingen berichtet…

Autor: Lena Staiger

11. August 2021

Bera, du warst in Tübingen und durftest angehenden Pflegerinnen etwas zu deiner Transplantationsgeschichte erzählen. Wie kam es dazu?
Bera Wierhake: Ja genau, im Rahmen meiner Nominierung zur Sportheldin 2020 (wir berichteten) wurde ich im SWR Radio interviewt. Die Leiterin eines Bachelorstudiengangs für angehende Pflegerinnen und Pfleger hat das Interview gehört, meinen Namen notiert und nach mir gegoogelt. Über mein Profil bei sportathleten.de hat sie dann Kontakt zu mir aufgenommen und mich eingeladen, einen Vortrag vor ihren Studentinnen zu halten.

Das war sicherlich interessant, die Sicht eines Patienten so zu erfahren.
Bera Wierhake: Auf jeden Fall. Es war eine Klasse mit angehenden Pflegerinnen, die kurz vor ihrem Abschluss stehen. Das Tolle war, dass die Gruppe sehr klein war und so eine super Diskussion entstand und viele Fragen gestellt wurden. Man hat richtig gemerkt, dass ihnen das Wohl der Patienten sehr wichtig ist und sie sich in diesem Bereich weiterbilden wollen. Es hat mich fasziniert, wie offen alle waren. Was für mich das Highlight war: Ich wurde direkt für die kommenden Jahre wieder gebucht, um den Vortrag dann auch vor den nächsten Klassen zu halten.

Wie lief dein Vortrag ab?
Bera Wierhake: Ich habe zuerst ein bisschen über meine Geschichte allgemein gesprochen, dass ich als Baby lebertransplantiert wurde. Dafür hatte ich eine Bildershow vorbereitet. Ich denke, Bilder sind da am eindrücklichsten. Das Hauptaugenmerk lag dann auf den Problemen, die es in dieser Zeit für uns als Familie gab, wo die Schwierigkeiten lagen und was wir uns eventuell noch gewünscht hätten. Die Familienperspektive vermittelt zu bekommen, war für die Zuhörerinnen sehr wertvoll. Die medizinische Versorgung durch die Ärzte ist top, aber oft fehlt der soziale Aspekt. Fragen wie „Wie lebe ich danach ein normales Leben?“ oder „Wie gliedere ich mich wieder in die Gesellschaft ein?“ bleiben oft unbeantwortet.

Stichwort Familie: Wenn ein Familienmitglied von einer Transplantation betroffen ist, hat das ja Auswirkungen auf alle Beteiligten.
Bera Wierhake: Definitiv. Der Redebedarf bei Eltern und auch bei eventuellen Geschwisterkindern ist riesig. Gerade Väter werden manchmal nicht so sehr mit einbezogen, da die Mütter oft viele Aufgaben um das Kind herum übernehmen. Oft rücken auch die Geschwisterkinder ein bisschen in den Hintergrund. So war das auch bei mir und meiner älteren Schwester. Hier ist es wichtig, alle mit ins Boot zu holen. Auch die Themen „was gibt es zu beachten in Kindergarten / Schule“ und „wie erzähle ich Außenstehenden am besten von der Transplantation“ kommen oft zu kurz.

Klingt, als ob du in diese Richtung mehr vor hast?
Bera Wierhake: Mir ist es einfach sehr wichtig, über das Thema Transplantation aufzuklären und betroffenen Patienten und deren Familien beiseite zu stehen. Ich habe zum Beispiel regelmäßig Kontakt mit verschiedenen Familien, die Fragen haben oder wissen möchten, wie andere Familien mit dem Thema umgehen. Der Redebedarf ist einfach sehr groß und da helfe ich mit meinen bzw. unseren Erfahrungen als Familie natürlich gerne weiter.