GT-Masters am Hockenheimring: Eindrücke vom „Geisterrennen“

Ein Erfahrungsbericht von Ralf Scherlinzky…

Im September 2019 haben meine Kollegin Enny Bayer, unser Fotograf Marcel Tschamke und ich unsere Premiere beim ADAC GT-Masters gefeiert. Die Fans waren in Massen an den Hockenheimring geströmt und wir hatten das Privileg, mit unseren Presseakkreditierungen mitten im Geschehen dabei zu sein, um das Leingartener Callaway Competition Team zu begleiten – auch für uns ein Erlebnis!

Dass das Hockenheim-Wochenende der GT-Masters in diesem Jahr Corona bedingt anders ausfallen würde, war klar. Doch spätestens, als vier Wochen vorher beim Rennen am Nürburgring 5.000 Zuschauer an der Strecke dabei sein durften, haben auch wir wieder voller Optimismus unsere Akkreditierungen beantragt. Der erste Rückschlag folgte, als das Land Baden-Württemberg die Teilnahme von Zuschauern untersagte, der zweite, als wir nur ein einziges Presseticket bewilligt bekamen…

Autor: Ralf Scherlinzky

28. Oktober 2020

Schon die Ankunft am Hockenheimring am frühen Samstagmorgen war eigenartig. Keine Menschen, die zur Strecke strömten, kein Stau bei der Anfahrt zum Presseparkplatz und sogar ein freier Parkplatz direkt an vorderster Front. Auch das Fahrerlager selbst war gespenstisch leer, stand doch selbst den Teams nur eine geringe Anzahl an Tickets für Funktionäre und Sponsoren zur Verfügung. In der Box von Callaway Competition herrschte genauso Maskenpflicht wie im gesamten Fahrerlager.

„Die Stimmung hier ist ganz komisch“, meinte auch Corvette-Pilot Markus Pommer angesichts der wenigen Menschen im Fahrerlager. Die Zeit zwischen Qualifying und dem späteren Rennen war diesmal an Highlights sehr arm. Wo wir 2019 noch zahlreiche Bekannte aus Heilbronn getroffen hatten – nichts. Ich hatte nicht mal die Möglichkeit, um von der Tribüne aus den sicherlich spannenden Läufen von Formel 4 und TCR Germany zuzuschauen, denn die Tribünen waren ja gesperrt.

Mein persönliches Highlight war auch in diesem Jahr wieder die Startaufstellung – jenes 15-minütige Zeitfenster, in dem sich neben den Teammitarbeitern auch sämtliche Gäste und Presseleute auf die Start- und Ziel-Gerade begeben, um die Supersportwagen aus der Nähe zu betrachten und das eine oder andere Wort mit den Fahrern zu wechseln. Abgesehen von der geringeren Anzahl an Menschen war hier zumindest kurzzeitig ein ähnliches Kribbeln wie im letzten Jahr zu spüren – bis man dann zur Haupttribüne blickte. Gähnende Leere, wo sonst Tausende von Fans sitzen. Totenstille statt Jubel. Für mich persönlich der Moment der ganz großen Wehmut. Motorsport ohne Fans, das darf nicht sein!

Natürlich hat die Gesundheit der Menschen Vorrang vor allem anderen. Natürlich können wir froh sein, dass solche Events überhaupt stattfinden. Und natürlich habe ich mich gefreut, dass ich wieder live dabei sein konnte. Aber lasst bitte endlich jemanden die zündende Idee haben, damit wir dieses verflixte Virus in den Griff kriegen und uns wieder wie gewohnt an Sportveranstaltungen erfreuen können!

Fotos: Ralf Scherlinzky