Move! e.V. – Schulprojekt für motorisch fitte Grundschulkinder
Früher war irgendwie alles besser. Kinder tobten draußen, spielten Fußball, balancierten auf Mauern und lernten ganz nebenbei auch noch, wie man fällt – und wieder aufsteht. Bewegung gehörte einfach dazu, selbstverständlich wie das tägliche Spielen mit Freunden. Heute dagegen dominieren Smartphones, Konsolen und Laptops den Alltag. Die Bildschirmzeit wächst, die Bewegung schrumpft. Viele Kinder können keine Rolle vorwärts mehr und meiden alles, was nach Anstrengung aussieht.
Genau hier setzt der gemeinnützige Verein move! e.V. an, der dafür sorgt, dass die Kinder einiger Heilbronner Grundschulen nicht nur den Purzelbaum und Salti lernen, sondern auch Einradfahren, Jonglieren und Balancieren auf Kugeln. Wir haben den Verein in der Sporthalle der Grünewaldschule in Böckingen besucht und waren erstaunt, mit welcher motorischen Selbstverständlichkeit die Grundschüler durch die Halle getobt sind.

Autor: Ralf Scherlinzky

Andrea Würth und Lutz Ehmann in der Sporthalle der Grünewaldschule. Foto: SPORTHEILBRONN
Inmitten von einradfahrenden und saltoschlagenden Kindern treffen wir Andrea Würth und Lutz Ehmann, die den move! e.V. gegründet haben und sich um die motorische Entwicklung von Kindern kümmern – sie eine ehemalige Grundschullehrerin mit Schwerpunkt Sport, er ein Erlebnis- und Zirkuspädagoge.
Gemeinsam mit den jeweiligen Sportlehrern bestreiten die beiden aktuell je eine der drei vorgeschriebenen Wochen-Sportstunden von 15 Klassen der Grünewaldschule sowie 12 Klassen der Grundschule Alt-Böckingen. „Wir kümmern uns um den turnerischen Teil des Lehrplans und kombinieren diesen mit Akrobatik- und Zirkuselementen“, berichtet Lutz Ehmann. „Dazu machen wir im Rahmen der Ganztagsbetreuung nachmittags noch die Zirkus AG.“
Rund 1.500 Heilbronner Kinder profitieren bereits von dem move!-Konzept, viele weitere sollen folgen. „Neben den beiden Böckinger Grundschulen sind wir auch an den Grundschulen in Heilbronn-Biberach und Klingenberg sowie an der Wartbergschule aktiv, und wir würden gerne noch viele weitere Schulen und auch Vereine davon überzeugen“, so Andrea Würth.
Der Unterricht baut neben der Bewegung auf den Faktor Spaß, „denn wenn die Kinder Spaß haben, fällt es ihnen viel leichter, neue Dinge zu lernen. Und dann pushen sie sich auch gegenseitig und lernen voneinander. Kann einer einen Handstand machen, wollen die anderen dies auch.“
Was die Kinder bei unserem Besuch in der nachmittäglichen AG leisten, ist enorm. Ein Mädchen balanciert auf einer großen Kugel quer durch die Halle, zwei andere drehen mit Einrädern ihre Runden. Im Hintergrund wirbeln Grundschülerinnen und -Schüler im Flickflack über das Airtrack und am Trampolin machen zwei Jungs einen Rückwärtssalto nach dem anderen.
„Es begeistert uns selbst jedesmal wieder aufs Neue, wie schnell die Kinder lernen. Wir haben sogar ein Mädchen mit einer Beinprothese, das auf einer Kugel balanciert – das ist der Hammer“, strahlt Lutz Ehmann.
Mit Fug und Recht können Andrea Würth und er von ihrem Projekt behaupten, dass sie nach der vierten Klasse überdurchschnittlich fitte Kinder an die weiterführenden Schulen übergeben. „In Heilbronn haben wir ca. 4.000 Grundschüler. Man stelle sich vor, dass wir alle sportlich auf Vordermann bringen – dann würden sich alle, die sie auf ihrer weiteren schulischen Laufbahn begleiten, wesentlich leichter tun“, so der Sportlehrer.
Finanziert werden die Aktivitäten des move! e.V. durch verschiedene regionale Stiftungen, wobei die Günter-Steffen-Stiftung den größten Teil der für die Schulen entstehenden Kosten trägt.
Die Fortschritte der Kinder kann man sowohl bei den jährlichen Zirkusauftritten bewundern als auch in verschiedenen Filmen auf der Webseite www.movehn.de