Mentaltraining: Abliefern, wenn es drauf ankommt
Das Thema „Mentaltraining“ ist ein Baustein, der in allen Sportarten immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Den meisten Sportlern und Trainern ist diese Tatsache durchaus bewusst. Über 90 Prozent der Sportler sind der Überzeugung, dass der mentale Bereich mehr als 50 Prozent ihrer Leistung ausmacht. Fragt man jedoch weiter, wie oft dieser Bereich tatsächlich trainiert wird, reichen die Antworten von „viel zu wenig“ bis „vor dem Wettkampf machen wir ein wenig Teambuilding“.
Im deutschen Leistungssport findet ein regelmäßiges und systematisch durchgeführtes Mentaltraining nur bedingt statt.
Jeder Sportler verfolgt mit dem Sport-Mentaltraining das Ziel, mehr Selbstvertrauen, mehr Kampfgeist, mehr Durchsetzungsvermögen, neue Motivation, neuen Mut, bessere Konzentrationsfähigkeit, weniger Angst und Nervosität zu erlangen. An diesen genannten Themen lässt sich in der Regel erfolgreich arbeiten. Vorausgesetzt, ich kenne das „Warum”. Nehmen wir das Beispiel Nervosität. Das, was Künstler Lampenfieber nennen, heißt im sportlichen Kontext Wettkampfangst.
Ziel ist die Integration des mentalen Trainings schon im Kinder- und Jugendbereich. Kindern und Jugendlichen soll frühzeitig ein Instrumentarium an die Hand gegeben werden, mit Druck- und Wettkampfsituationen besser umzugehen, ihr Vorstellungsvermögen zu verbessern und ihre Konzentrationsfähigkeit zu steigern. Diese Fertigkeiten kommen den Kindern nicht nur im Sport zugute, sondern helfen ihnen auch in der Schule und später im Studium und im Beruf. Durch mentales Training lernen sie außerdem, ihre Gefühle besser zu kontrollieren und Aggressionen ohne Gewalt abzubauen. Dadurch bekommt die Mitgliedschaft in einem Sportverein einen zusätzlichen Nutzen und erhöht deren Attraktivität. Hier einige Resultate, die der Sportler mit Mentaltraining erzielen kann:
- Volles Potenzial entfalten
- Mehr Motivation & Disziplin
- Fehler schneller abhaken
- Mehr Freude & weniger Druck
- Mehr Selbstvertrauen
- Die beste Leistung an Tag X
- Rückschläge verarbeiten
- Konstante Top-Leistung
Auf die Frage, warum nicht nur die Athleten, sondern auch Trainer mit Mentaltraining arbeiten sollten („Warum rätst du jedem Eishockeytrainer, auf die Erfahrung aus der Sportpsychologie zu setzen?“), antwortete Eishockey-Nationaltrainer Harold Kreis in einem Interview:
„Aus eigener Erfahrung habe ich festgestellt, dass ich häufig ein Muster im Umgang mit einem bestimmten Spielertyp anwende. Wenn ich ihn nach mehreren Versuchen nicht erreiche, bin ich der Meinung, dass es am Spieler liegt und nicht an mir. Ein Sportpsychologe kann einem Coach dies erklären, dir eine neue Perspektive und Zugang zum Spieler eröffnen und somit bleibt ein konstruktiver Austausch mit dem Spieler aufrecht erhalten.“
Bei uns läuft das so: Bevor wir mit dem eigentlichen Training (ob Athletik, Mentaltraining oder Ernährungsberatung) beginnen, führen wir mit dem Athleten zunächst ein Erstgespräch. Dies dient in erster Linie dem gegenseitigen Kennenlernen und gibt uns ein besseres Verständnis für das konkrete Anliegen und die Ziele des Sportlers.
Text: Arthur Wachter
